Das ganze scheint also ohne Geld, sowohl oben als unten, nicht mehr zu funktionnieren. Die "da Oben" ändern eben die CL, die "da Unten" fusionnieren mit anderen kleinen Vereinen oder verschwinden von der Bildfläche. Ich frage mich dann nur wo, wenn diese Entwicklung weitergeht, der Pool an Fussballspielern herkommen soll, der a) den Fussball so populär macht und b) die Spieler irgendwann auch stellen soll um diese Popularität mit atraktiver CL und Co aufrecht zu erhalten.
Das hat jetzt vielleicht nicht den direkten Bezug, aber was mir dazu einfällt: Ich habe ja schon öfter geschrieben, dass ich Fan und Funktionär eines aktuellen Kreisligisten bin. Bei uns in Oberbayern geht das seit ca. 15 Jahren mit der C-Klasse los, dann B-, A-, Kreisklasse, Kreisliga, Bezirksliga, Bayernliga, Regionalliga, Rest bekannt. Andere Bezirke fangen erst ab der A-Klasse mit dem echten Wettbewerb an, C- und B-Klasse gehören den Reserven, die dann nicht aufstiegsberechtigt sind. Kreisliga ist also doch ziemlich weit unten.
Vor 26 Jahren sind wir das erste mal seit ich dabei bin in die Kreisliga aufgestiegen. Unser Spielertrainer war ein Mitte- bis Enddreißiger, der mal Bayernliga gekickt hatte, der Rest des Teams kam aus der eigenen Jugend. Bei einem Großteil der Teams sah es ebenso aus und so pendelte man halt je nach Talentlevel der Jugend zwischen A-Klasse und Kreisliga, wenn es optimal lief auch mal Bezirksliga. Geld spielte, außer beim Trainer, eigentlich keine Rolle, es gab keins. Mannschaftsausflüge, mal ein Trainingslager, ab und an Gratisessen fürs Team. Damals gab es noch eine weitere Liga, die Bezirksoberliga, zwischen Bezirksliga und Landesliga.
Heute schaut die Situation so aus: 90% der Vereine bis zur A-Klasse zahlen ihren Spielern Geld und/oder locken mit Arbeitsplätzen. In der Kreisliga laufen jede Menge Spieler rum, die früher im Bereich Landes- bis Bayernliga gespielt haben und das sind nicht nur die jeweiligen Spielertrainer. Manche Namen findet man immer bei dem Verein, der gerade finanziell im Aufwind ist. Ganz besonders krass war es bei einem Verein, der immer in der A-Klasse war. Irgendwann hat ein Geschäftsmann massig Geld reingepumpt und sie sind bis zur Bezirksliga marschiert, dort abgestiegen. 2013/2014 spielten sie mit uns in der Kreisliga und waren Herbstmeister. Im Winter hat der Geschäftsmann das Engagement beendet. Daraufhin haben etwa ein Dutzend Spieler sofort den Verein verlassen, der daraufhin noch abgestiegen ist und heute wieder hinten in der A-Klasse mitkickt.
Viele Vereine der Region haben kaum noch Jugendmannschaften, teilweise auch gewollt und es gibt viele Spielgemeinschaften, damit man die Jahrgänge noch voll bekommt. Wir setzen hingegen fast komplett auf die eigene Jugend, mangels großer Sponsoren oder attraktiver Arbeitsplatz-Connections bleibt uns auch keine andere Wahl. Allerdings hätten wir vor vier Jahren auf den Zug aufspringen können, haben uns aber dagegen entschieden. Wir haben aber jetzt zwei, drei schwächere Jahrgänge, was uns weh tun wird. Zudem tun wir uns immer schwerer, Jugendtrainer zu finden.
Was ich damit sagen will, bis in die untersten Amateurklassen dreht sich heute schon fast alles ums Geld. Was in ein paar Jahren mMn riesen Probleme machen wird, weil immer weniger Vereine sich darauf konzentrieren, die Kinder und Jugendlichen gut auszubilden. Was dazu kommt, bei vielen dieser "Geldvereine" geht die Zahl der Zuschauer seit Jahren immer mehr zurück. Teilweise kommen die Zuschauer zum Spiel der 2. Mannschaft, weil da die einheimischen Jungs spielen, und gehen dann heim, bevor die erste Mannschaft antritt.