Mein Reim auf den McGregor Eklat - Ich denke hier hat Conor ziemlich analog zu dem Kampf gegen Diaz nun auch außerhalb des Käfigs zum 1. Mal sein Blatt überreizt und auf der anderen Seite des Spieltisches sitzen mit den Fertittas eben milliardenschwere Casino Besitzer, die auch ziemlich gut pokern können und den Bluff erkannt haben. Wenn man generell gut informierten Quellen, wie bspw. Dave Meltzer und einigen Anderen aufmerksam folgte in den letzten Monaten, war es wohl nur eine Frage der Zeit bis eine solche öffentliche Machtprobe und Eskalation zwischen McG und der UFC eintreten würde.
Mit UFC meine ich hier in erster Linie die Fertitta Brüder bzw. Zuffa, während Dana hinter den Kulissen viel weniger Einfluss und Zuständigkeit hat, als immer noch von vielen angenommen wird. Wie sich auch dieses Mal wieder bestätigt, scheint er in erster Linie der Prellbock und Marktschreier zu sein, der in der Öffentlichkeit den Kopf hinhält und repräsentiert.
Für mich sieht es aus als ob McGregor aus einer impulsiven Stimmung heraus den Promo- und Medienevent inklusive dem Flug Island-Las Vegas skippen wollte und dabei auf Entgegenkommen der Chefetage spekulierte. Ich denke die Carvalho-Tragödie, bei der er live dabei war, war hier sowas wie der Schlüsselreiz aber generell hat er ja auch schon in der Vergangenheit recht klar seine oftmalige Abneigung gegenüber den stumpfsinnigen Interview und Promopflichten zum Ausdruck gebracht. Seine Beweggründe sind auch nachvollziehbar, teilweise symphatisch und er hat sie imo auch sehr eloquent und anschaulich dargelegt in dem Facebook Posting. Es ist Fakt, dass er der UFC in kritischen Situationen schon etliche Male große Zugeständnisse gemacht hat und teilweise komplette Events damit gerettet und zu großem Erfolg verholfen hat. Basierend darauf und seinen enormen Marktwert kennend ging er davon aus, Zuffa würde ihm hier den Freiraum gewähren sich von einigen vertraglichen Verpflichtungen loszusagen, ihm sozusagen aus Kulanz einen Gefallen tun ohne vertraglich dazu verpflichtet zu sein. Aber da steckt wohl die Fehlkalkulation drin denn so werden letztendlich keine Geschäfte gemacht, wenn so viel auf dem Spiel steht. Und ich denke viel mehr als um die Promo selber geht es Zuffa hier vorallem um die Signalwirkung, die ein solches Zugeständnis hätte. Im UFC Roster, wo es ohnehin beständig gärt vor Unzufriedenheit, würde diese Form der Extrabehandlung wahrscheinlich einiges Überkochen lassen. In Einzelfällen (Diaz Brüder in der Vergangenheit) kann man da ziemlich cool reagieren, die Leute kalt stellen und durch andere Fighter, die nur darauf warten, auf der Card ersetzen. Aber wenn Zuffa hier vor den Augen der Öffentlichkeit einknickt gegenüber McGregor, dann würden sie ihre Authorität und Verhandlungsposition automatisch auch gegenüber anderen Fightern schwächen. Dann würden wohl demnächst auch andere Top-Draws wie Rousey oder Jones Sonderbehandlungen fordern, ihren eigenen Wert vertraglich neu festschreiben lassen und das widerrum kann dann schnell zum Impuls für eine breitere Bewegung werden, wo dann auch die No-Name Fighter, die mit 8.000k abgespeist werden und ******* Reebock Klamotten tragen müssen anfangen sich zu organisieren und nicht jeder für sich isoliert im Zuckerbrot und Peitsche Modus verharren.
Das ist jetzt alles etwas zugespitzt aber definitv ein in Teilen mögliches Szenario, was Zuffa niemals niemals haben möchte. Man hat es in den letzten Jahren sehr geschickt verstanden diese Problematik kleinzuhalten und die Fighter voneinander zu isolieren und solange Conor allein mit seinem Namen keine sagen wir mal 3.000,000 Buyrate generiert, wird man auch ihm nicht gestatten diese Personalpolitik zu torpedieren egal ob willentlich oder unwillentlich. Nachdem man McGregor bereits beim Matchmaking eine sehr lange Leine gelassen hat und er auch den Titel behalten durfte, war das nun der Punkt wo man einfach sagen musste "Bis hier her und nicht weiter."
Und auch wenn ich McGregors Beweggründe wie gesagt für vertretbar halte und es generell begrüßenswert ist, wenn ein Fighter seinen Marktwert auslotet und die UFC herausfordert, ist die Art und Weise eben leider die falsche. Ich kenne natürlich nicht die Verträge, aber letztendlich muss man es juristisch sehen und da scheint es klar zu sein, dass nicht die UFC sondern McGregor sich über vertragliche Vereinbarungen hinwegsetzt. Hier hätte McGregor eben im Vorfeld seine Hebel nutzen müssen um bei der Ausgestaltung des Vertrages, die entsprechenden Klauseln und Vereinbarungen hinsichtlich Promo-Verpflichtungen durchzusetzen. Dann könnte sowas auch als wegweisendes Beispiel für andere Fighter, die ihre Lage bessern wollen, dienen. Aber so wie die Faktenlage aussieht, würde wohl jeder Athlet wenn es hart auf hart kommt baden gehen in einem eventuellen Rechtsstreit, wenn er so wie McGregor es hier tut, seine Reche einfordert. Wie gesagt inhaltlich im Kern sind das für mich plausible Forderungen Conors, aber die Form und Umsetzung ist ungefähr so geschickt und durchdacht wie seine Kampfesführung gegen Diaz.
Aber es dürfte noch eine recht interessante Partie werden zwischen Zuffa und McGregor. Bis hierher haben sich die Interessen beider Parteien zu einem Großteil befruchtet, aber nun sehen wir die erste nachhaltige Kollision. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Zuffa in solchen Fällen die harte Schiene durchzieht, wenn sie einmal eingeschlagen wurde, daher rechne ich aktuell auch nicht damit, dass McGregor doch noch bei UFC 200 antritt, wenn er nicht selber stark zurückrudert und sich in Demut übt. Es wird auch sehr interessant sein, wie die Fans und Medien sich verhalten. Ich glaube McGregors Plan über Twitter und Facebook Druck aufzubauen auf Zuffa hat auch nur bedingt geklappt. Eine Welle der Solidarität ist da nicht gerade ausgebrochen, weder unter den Fightern noch bei den Fans. Derweil plant man bei der UFC aktuell um und wird für den 4. Juli wohl Jones vs. Cormier forcieren oder notfalls doch noch versuchen GSP zu reanimieren. Conor sehen wir vlt Ende des Jahres wieder, wenn sich alles ein bisschen beruhigt hat. Aber zum jetzigen Zeitpunkt ist es für mich auch durchaus denkbar, dass die Fronten sich noch weiter verhärten. Denn letztendlich ist auch nicht auszuschließen, dass dieser Streitpunkt mit den nicht eingehaltenen Terminen nur ein kleiner Bestandteil von größeren Konflikten um PPV Beteiligung und Macht hinter den Kulissen ist. McGregors Auftritt nach UFC 194 ist mir da noch sehr lebhaft im Gedächtnis. Das war kein Publicity Gag.