....Provozierend will ich auch noch Böll nennen. Literaturnobelpreis und sogar erst Mitte der 50er erst in Erscheinung getreten. Außer der "verlorenen Ehre der Katharina Bluhm" (wenn überhaupt) ist da doch bei vielen die heute zur Generation U40 gehören nicht mehr viel bekannt, oder?....
Ich fühle mich zwar nicht angesprochen, weil Ü 40, aber da das im Smack in Zweifel gezogen wurde und manche argwöhnten, dass ich ein verkappter 16-jähriger sei, darf ich mich dazu äußern.
Und zwar hatten wir in der Schule (Mittelstufe 70er Jahre) "Billard um Halbzehn" durchgenommen. Im Gegensatz zu einigen anderen potentiell guten Lektüren, die durch exzessives Schulsezieren drastisch an Sympathie einbüßten, blieb dieser Roman trotz Unterricht prima.
Hatte ich daher auch in späteren Jahren 1 oder 2-mal wiedergelesen und tat dies gerne.
Vielleicht hatte ich auch insofern großes Glück, dass mir in Englisch (und vor allem Englisch-LK) Salingers "Fänger im Roggen" erspart blieb. Das hatte ich schön mit ca. 16 selbst gefunden und verschlungen und mich einfach köstlich amüsiert und diesen Helden Holden Caulfield fand ich einfach richtig. Richtig im Sinne von "korrekter Typ". Mit 16 kann man gut nachempfinden, wenn einem manches so richtig verhasst ist, wie bspw. so Typen à la Stradlater. Außerdem ist das Buch absolut modern geblieben, obwohl es schon 1951 (!!!) erschienen ist.
Ich lese es häufig und in regelmäßigen Abständen und dann am liebsten ratzfatz weg, in 3-4 Sequenzen. Ich halte es für ein absolutes Durchrasseln-Buch und hätte es garantiert komplett ätzend gefunden, wenn wir das im Englisch-Unterricht zerpflückt und durchgepflügt hätten.
Stattdessen bekamen wir (glücklicherweise insofern) in Englisch LK "Franny and Zooey" vorgesetzt und zwar von einer Frau Dr. Doppel-Name, die eben ihren Doktor über Salinger gemacht hatte. Gefühlt einen ganzen Monat lang ging es im Unterricht über das Kapitel mit Salingers pedantischer Beschreibung des Badezimmerinventars, was in dieser Doppelerzählung gerade mal 3-4 Seiten ausmacht. Das hätte ich beim Catcher nicht ertragen.
Ganz groß ist die Erzählung "A nice Day for Bananafish" - das darf man gerne getrost sezieren und analysieren; das lohnt sich und weil es eben eine kurze Erzählung ist, hat man den Clou auch in angemessener Zeit verstanden.
Ich habe in Deutsch mündlich den Autorenschwerpunkt Salinger gewählt. Das war clever von mir: der hatte nur 4 bis 5 Romane / Erzählbände veröffentlicht und war danach der große Schweiger. Und mit diesen paar Bänden war ich bestens vertraut. Unschön war, dass ich während der Prüfung auf meine Wahlepoche Romantik und auf meine Wahlgattung Fabel festgenagelt wurde und bevor ich mit Salinger zum großen Triumph ausholen konnte, war die mündliche vorbei, für die ich dann leider nur 9 Punkte bekam - sonst hatte ich in Deutsch-Grundkurs zumeist meine 10 - 12 Punkte.
Dieses alberne Prüfkollegium hat immer gelacht, wenn ich bei der Romantik so Ausdrücke über "das Land, wo die Pomeranzen blühn" fallen ließ und über die Fabel fabulierte. Ich glaube, die 9 Punkte gab es vor allem aufgrund des humoristischen Faktors, wobei ich schon lieber ernsthaftere 13 Punkte dank Salinger gehabt hätte.
Jedenfalls ist "Billard um Halbzehn" ein gutes Buch, gefiel mir weit besser als "Kathi Blum".