Den Ausgang dieses Finales habe ich so schon erwartet / befürchtet. Mit dem Ausscheiden von Alcaraz war klar, dass Djokovic sich die #24 nicht mehr nehmen lässt. Vor allem, wenn man bedenkt, was Alcaraz in WIM abrufen musste, um den Serben in 5 zu schlagen. Das ist halt ein Niveau, was sonst nur die anderen beiden Big3 (Federer & Nadal) drauf haben bzw. hatten. Von daher war die Hürde für Medvedev brutal hoch.
Aber trotzdem, etwas enttäuscht bin ich vom Russen, dass es nicht mal zu einem Satzgewinn gereicht hat. Man darf nicht vergessen: So gut Djokovic auch immer noch ist, er ist 36 Jahre alt. Die Problemchen und "Defizite" werden weitaus größer sein als noch vor 5 oder 10 Jahren. Was ja auch völlig normal ist. Nur ist nach wie vor niemand (außer Alcaraz) in der Lage, dies auf GS Ebene überhaupt sichtbar zu machen. Die vermeintlichen Favoriten fliegen fast alle vorher raus, so dass Djokovic weitestgehend problemlos ins Finale kommt und kaum zusätzliche Kraft lässt. Und dort schafft es dann der Sieger der oberen Hälfte auch nicht, mal mental da zu sein, wenn es drauf ankommt.
Wie gesagt. ein flotter Hartplatz ist Medvedevs Premiumbelag. Er hat Djokovic schon mehrere Male schlagen können. Sogar in einem GS Finale. Er hat mehrere GS Finals auf dem Buckel mit zum Teil schweren Enttäuschungen (gerade das AO Finale 2022 gegen Nadal muss weh getan haben, da Medvedev 2-0 Sätze vorne war und Nadal auf Hartplatz nicht diese Macht ist wie Djokovic). So einen richtig Schritt nach vorne sehe ich beim Russen nicht, Beispiel 2. Satz: Er hatte ja einen Satzball zum 7-5. "Nur dem Ball longline statt cross vorbei und das Match kann sich ganz anders entwickeln. Natürlich reden wir hier von Kritik auf höchstem Niveau. Aber ich bin schon der Meinung, dass man eine ehemalige Nr.1, der GS und mehrfacher Masters Sieger ist, an diesem Anspruch messen kann. Will man einen starken Djokovic in einem GS Finale schlagen, dann ist die Verwertung solcher Chancen Pflicht. Und deswegen erwähnte ich auch Medvedevs Niederlagen in GS Finals: Mit all diesen Erfahrungen hätte ich schon erwartet, dass er da man mehr "Clutch" ist und den Ausgleich schafft. Dann gibt es mindestens 4 Sätze und der gewonnene Satz hätte gewiss auch noch mal Kräfte freigesetzt. So musste er wenig später eine weitere Enttäuschung hinnehmen und das Match war quasi gelaufen. Da frage ich mich schon: Ist Medvedev wirklich so viel besser als beispielsweise ein Zverev? Oder war der Titel 2021 in NY wirklich primär der Ausnahmesituation bei Djokovic (Chance auf den echten GS) geschuldet??! Dass es eine Rolle spielte, ohne Frage. Aber damals war ich zumindest der Meinung, dass man auch erstmal so cool sein muss, es in 3 Sätzen runterzuspielen. Mittlerweile liegt eher der Gedanke nahe, dass es vielleicht auch ein andere Spieler hätte schaffen können.
Die GS Saison 2023 ist damit auch Geschichte. Und wie heißt es so schön: Nach dem GS ist vor dem GS! Noch 4 Monate, dann starten die AO 2024.
Was ich mir für 2024 wünsche: Dass Djokovic sein Niveau von 2023 hält und fit bleibt. Wenn er verliert, dann sollen es die andere bitte auf sportlichem Wege schaffen!
Alcaraz ist da natürlich an erster Stelle zu nennen. Ich habe auch die leise Hoffnung, dass Nadal in seinem letzten Jahr noch mal top vorbereitet und hoffentlich körperlich fit was reißen kann. Zumindest bei den FO und Olympia würde ich mir noch mal Matches gegen Djokovic und Alcaraz wünschen. Und ansonsten sollen Leute wie Rune und Sinner endlich mal den nächsten Step machen. Das sind Spieler, die spielerisch das Talent dazu haben. Sie müssen nur auf anderen Ebenen stabiler und konstanter werden. Bei Medvedev und Zverev, beide alterstechnisch in ihrer Prime, habe ich aktuell so meine Zweifel, ob da wirklich noch mal der große Sprung nach vorne kommt. Bei können ein sehr hohes Niveau an den Tag legen, aber bisher sind 1 bzw. 0 GS Titel einfach zu wenig.