Das Buch von Hamilton/Coyle, letzterer hatte schon davor bewiesen, dass er einen sehr ansprechenden Schreibstil hat, ist wirklich lesenswert. Ich bin normalerweise keiner, der recht schnell liest bzw. da stets am Ball bleibt, aber das ist so interessant geschrieben, dass ich da flott durchkam.
Der positive Test von Hamilton auf Fremdblut ist schon eine groteske Geschichte, im Grunde erwischt es keinen falschen, das weiß und wusste er auch als Doper, trotzdem hat er nicht mit Fremdblut gedopt, warum auch? Da wurde wohl in Madrid bei Fuentes Mist gebaut, inwiefern auch immer. Ullrich und Hamilton hatten scheinbar bei der Tour 2004 schon Probleme mit einem verdorbenen Blutbeutel. Wenn man das so liest konnte man sich glücklich schätzen bei Ferrari (bekanntlich US-Postal, Armstrong) oder Luigi Cecchini (Ullrich, Hamilton) zu sein, die machten ihre Sache professionell, wobei Cecchini grundsätzlich kein Fan von Fuentes bzw. exzessivem Doping war und vielmehr brillante Trainingsmethoden zur Behebung individueller Schwächen entwickelte, was man bei Ullrich 2003 und auch Hamilton schon sah, gleichwohl der Italiener aus Lucca natürlich selbst die unangenehme Pille schlucken musste und ihm klar war, dass man nicht ohne Hilfe einen optimalen Hämatokritwert zu bestimmten Phasen erlangen oder konservieren konnte.
Armstrong ging mit der ganzen Sache wohl ziemlich fahrlässig größenwahnsinnig um (Epo-Schachteln im Kühlschrank etc.), aber ich finde es wirklich sehr differenziert beschrieben, dass er auch nicht viel anders machte, sondern wirklich derart extrem stark war, laut Hamilton. Ich finde ja, dass ein starkes Indiz gegen Armstrong jahrelang auf dem Tisch bzw. in einem seiner Bücher lag und wundere mich, weshalb das nie mehr ausgeschlachtet wurde, wo doch großes Interesse von verschiedenen Seiten bestand. Ich meine die Actovegin-Geschichte seinerzeit, wo französische Journalisten im Müll wühlten, er ging da meiner Meinung nach dämlich im Buch darauf ein und stellte sich naiv blöd. Dabei war es klar, dass dieses Mittel zwar erst einmal nicht auf dem Index stand, aber immer mehr zum Standard für Doping zählte, für diese Erkenntnisse brauchte man wirklich kein Experte auf dem Gebiet sein. Insofern hat mich das wirklich verwundert, gerade im Laufe der Jahre hätte man ihm daraus noch einen Strick drehen können, vielleicht nicht rechtlich, aber journalistisch.