Wenn man die Fahrer heute mit früher vergleicht, kann man nach den EPO-Hochzeiten eine 10%-ige Körpergewichtsreduktion bei den Toursiegern feststellen. Wiggins bei 190cm grad mal 70kg, bei Froome oder Schleck sieht es nicht anders aus.
Das Problem Deiner Argumentation ist doch, dass Du hierbei heutige Fahrer als Maßstab nimmst, die sehr wahrscheinlich auch dopen. Es kann einfach sein, dass die aktuellen Dopingmittel gerade Fahrern dieser Statur (Wiggins, Schleck) entgegenkommen. Komplett ohne Doping mag Wiggins am Ende die Tour gar nicht überstehen, da sein Körper nicht genügend Basis für eine schnelle Regeneration besitzt. Dein gesamter Ansatz berücksichtigt schlichtweg nicht, dass Du überhaupt keinen Maßstab für die Leistung ohne Doping hast. Zudem fehlen Dir wesentliche Informationen über den Umfang und die Güte der eingesetzten Mittel. Da reichen selbst Unterschiede bei den Counter-Agents aus, sodass ein Fahrer schlichtweg EPO in höherer Dosis einsetzen konnte als ein anderer, ohne einen positiven Befund zu riskieren. Wie willst Du das in Deiner Abschätzung einfliessen lassen? Wir landen hier automatisch in einer Situation, in der jeder einfach die Einflussfaktoren ignoriert, die einem unangenehm erscheinen, nur um dann am Ende das Ergebnis der Abschätzung zu haben, dass der Fahrer, den man mehr mag mitunter am wenigsten davon profitierte oder der Fahrer, den man nicht mag, am meisten. Und genau das ist es, was Du hier fabrizierst, Du suchst schlichtweg nach einem Ansatz, der Deine Vorurteile als richtig erscheinen lässt.
Zum Thema: Am besten wäre es, die UCI kickt der USADA in den Hintern und belässt es bei ARmstrongs 7 Tour Siegen. Somit gäbe es keine Probleme mit den Siegern jener Jahre. Dann zieht man einen Strich drunter und sagt: Es fuhren lauter gedopte um den Sieg und der Beste gewann.
Welcher "beste"? Der, der am besten und meisten vom Doping profitierte? Ganz ehrlich, hier an Armstrong oder Ullrich oder an wem auch immer ein Exempel zu statuieren, wäre genau das RICHTIGE! Es musst klar werden, dass Siege, die auf diese Art und Weise erreicht werden, nicht honoriert werden. Anderenfalls gibt es dann nur das Signal, dass alles in Ordnung ist, solange man entweder nie oder erst "zu spät" erwischt wird.
Das, was Armstrong vorgeworfen wird, ist schon nicht mal mehr simpel, dass er gedopt hat, sondern dass er ein Netzwerk aus Dopern, Ärzten und Betreuern zum gegenseitigen finanziellem Vorteil aufgebaut hat. Es gibt Aussagen von ehemaligen Mannschaftskollegen, die eben nicht bestätigen können, dass es in allen Teams im gleichen Maße funktionierte. Das sollte einem dann doch zu denken geben. Offensichtlich ist es dann auch so, dass sich die Methoden je nach Team unterschieden, wobei es sehr wahrscheinlich ist, dass die Güte der Strukturen eben von den finanziellen Mitteln der Teams und Fahrer abhing/abhängt. Hatte US Postal mitunter nur deshalb so dominiert, weil sie über größere finanzielle Ressourcen für Doping verfügten? Mitunter wäre Armstrong tatsächlich in einem Feld ohne Doping sehr weit vorn gelandet, mitunter wäre er aber auch nie ohne Doping überhaupt dort hingekommen.