20 Minuten: Evander Holyfield, haben Sie jemals gegen einen Gegner geboxt, der einen Kopf grösser ist als Sie?
Evander Holyfield: Das spielt keine Rolle. Er hat ja auch noch nie gegen mich geboxt.
Es wird nicht einfach für Sie, nahe genug an ihn heranzukommen, um Wirkung zu erzielen.
Glauben Sie mir, man kommt an ihn heran. Jeder Boxer hat seine Stärken und seine Schwächen.
Sie stehen hier im Hallenstadion, trinken Kaffee, scherzen mit den Damen vom Catering: Sie wirken sehr entspannt.
Wieso sollte ich nicht entspannt sein, ich stehe ja nicht im Ring.
(Sein Manager Kenneth Sanders schaltet sich ein: «Evander ist nicht nervös. Er wird diesen Kampf gewinnen. Machen Sie sich keine Sorgen, er wird gewinnen.»)
Sie haben mehr als ein Jahr nicht geboxt. Wieso steigen Sie wieder in den Ring?
Weil es wichtig ist, wie man seine Karriere beendet. Ich habe sie als Amateurmeister begonnen, ich möchte sie als Weltmeister beenden.
Dann glauben Sie als gläubiger Christ an ein Wunder von Zürich?
Es ist eine Ehre für mich gegen Walujew zu boxen. Ich spüre, dass 2008 mein Jahr wird, dass ich hier gewinnen und zum fünften Mal Weltmeister werde.
In den letzten Wochen konnte man lesen, Grund für den Kampf gegen Walujew sei vor allem Ihr aufwendiger Lebensstil. Sie bräuchten Geld.
Ach wissen Sie, die Leute schreiben, was Sie wollen. Ich bin 1990 erstmals Weltmeister im Schwergewicht geworden und habe den Titel seither drei weitere Male gewonnen. Und dennoch werden Sie immer jemanden finden, der meine Motivation in Zweifel zieht.
Sind Sie mit 46 Jahren nicht ganz einfach zu alt?
Es ist ein Fakt, dass ich ein Jahr nicht gekämpft habe. Aber ich werde bereit sein, Sie werden es sehen. Wissen Sie, ich habe mit 29 Jahren gegen den damals 42-jährigen George Foreman geboxt. Zuerst wollte ich nicht, weil ich dachte, er sei zu alt. Bis mir mein Manager klarmachte, dass Foreman eine Chance verdient hätte.
Trotzdem: Viele Leute machen sich Sorgen um Sie.
Ich habe in meiner Karriere immer Sorge getragen zu mir. Das haben auch die medizinischen Tests am Montag gezeigt. Wenn ich kämpfe, dann nur in bestmöglicher Verfassung.
Hatten Sie jemals Angst, wenn Sie in den Ring stiegen?
Nicht als Profi. Aber als Amateur trifft man auf Gegner, die man überhaupt nicht kennt – und ich erinnnere mich an einige, die auf den ersten Blick wirklich übel wirkten. Aber man merkt schnell, dass man Menschen nicht nach ihrem Äusseren, sondern nach ihrer Persönlichkeit beurteilen muss. Das ist im Ring nicht anders als ausserhalb.