@Francois hat imo mit allem Recht, was er tippt: Mafiabeziehungen, Geldeintreiber auf wenig zimperliche Art, kriminelles Leben.
All das stimmt und ist nicht wegzudiskutieren.
Aber all dies ist nur eine Seite der Medaille. Habe über Liston auch alles gelesen, was mir in die Hände kam und selten hat das italienische Sprichwort: ogni cosa ha un suo perche so recht. Sonny hatte auch ein Alkohol- und Drogenproblem. Seine Kindheit war eine einzige Katastrophe. Als er vom einem Patterson-Fight nach Hause kam, gabs keinen Empfang, nichts. Die Polizei hat ihn oft getriezt. Das alles ist auch im Kontext der Rassendiskriminierung zu sehen. Seine wenigen echten Chancen hat er nicht selten selber in den Sand gesetzt, das ist auch wahr, aber manchmal flogen sie wie von Zauberhand unwiederbringlich von dannen, ohne dass er einen Einfluss darauf haben konnte.
Dennoch waren die Sätze aus der Zeit und im Kontext eindrucksvoll (man entschuldige die Sprache, aber sie war damals genau die Verwendete):
LeRoi Jones erklärte Liston in einem Essay 1964 symbolhaft zum „großen schwarzen Neger im Flur eines jeden Weißen, der darauf wartete, ihn umzubringen, ihn wegen all der Schmerzen, die die Weißen durch ihr tyrannisches System der Welt zugefügt haben, fertigzumachen“ und postulierte ihn als den „bösen ******“.
[6] Norman Mailer tadelte Patterson für sein Bemühen um eine „schäbige Rechtschaffenheit“, um im weißen Amerika nicht anzuecken, und sprach im Gegenzug von Liston als „Held für alle, die sich mit dem Schicksal anlegten, solange sie nur ihren Spaß dabei hatten; die Zigarettenraucher, die Säufer, die Junkies, die Hascher, die Fixer, die Zicken, die Schwuchteln, die Klappmesser, die Revolverschwinger“.
[7]
Diese Szene kannte ich übrigens noch nicht: Liston schoss mit Platzpatronen:
Je mehr ich über ihn erfahren habe, desto mehr hab ich ihn verstanden. Sonny hatte tatsächlich eine ekelhafte Seite. Mit dem problematischen Menschen, der er war, wäre ich trotz allem sehr weit mit ihm gegangen. Selten über einen spannenderen Boxer und Menschen gelesen. Selten wurde einem Boxer in seiner Beurteilung als Mensch imo mehr Unrecht getan.
Wo es bei vielen bei Menschen ablöscht, fängt es bei mir erst an, spannend zu werden.