Berlin - Die Blicke einiger Passanten im Einkaufszentrum "Potsdamer-Platz-Arkaden" ruhten mit leichtem Befremden auf dem fast ganz in Schwarz gekleideten Herren, der, herzhaft lachend, einige kleine Sprünge vollführte und sich dabei im Kreis drehte. Doch Stacey McKinley, der Trainer des Schwergewichts-Boxweltmeisters Samuel Peter, wollte nur zeigen, dass sein Boxer im Grunde eine Frohnatur ist. Der US-amerikanische Trainer sagte: "'Sam' macht solche Sprünge manchmal im Training und zeigt, wie gut er drauf ist."
Doch gestern war der Mann, der vor 28 Jahren in Akwa Iborn/Nigeria geboren wurde, weit von Freudensprüngen entfernt. Witali Klitschko, der ihm am Samstagabend (22.25 Uhr, RTL) in der O2 World den Titel nach Version des Verbandes World Boxing Council (WBC) streitig machen will, hatte bei einer Pressekonferenz Deutsch gesprochen. Peter wartete vergeblich auf eine Übersetzung - und war so verärgert, dass er beharrlich in einem Englisch-Nigerianisch-Mix antwortete. Dabei kann der 1,82 m große und 115 kg schwere Boxer mit dem in 31 Kämpfen (30 Siege, davon 23 vorzeitig) ehrlich erworbenen martialischen Kampfnamen "Nigerianischer Albtraum" durchaus professionell und verbindlich sein.
Sein Leben hat sich deutlich verbessert, seit er am 8. März 2008 in Cancun/Mexiko den Titel durch einen Sieg in Runde sechs über den Russen Oleg Maskajew gewonnen hat. Peter, Vater von vier Kindern mit Wohnsitz in Las Vegas und einem Bentley in der Garage, erklärte während seines Trainingslagers im Schwarzwald: "Ich bin gelassener geworden. Ich arbeite jetzt härter, für mich, meine Familie und auch für Afrika. Ich bin schließlich der erste afrikanische Weltmeister der für sein Land kämpft." In Nigeria seien die Menschen stolz auf ihn. "Und deswegen werde ich Weltmeister bleiben."
Mit 20 Kämpfen (18 Siege, zwei Niederlagen) im Amateurlager begann die Karriere des heutigen Champions. Im Jahr 2000 gewann er in Kairo das afrikanische Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele in Sydney. Dort schlug er den Rumänen Konstantin Onofrei, unterlag aber im Viertelfinale dem späteren Profi-Europameister Paolo Vidoz (Italien) nach Punkten. "Ich wollte dann nicht noch mal vier Jahre warten. Also wurde ich Profi und zog nach Amerika, weil es bei uns in Nigeria nicht gegangen wäre", erklärt Samuel Peter.
Seit 2001 ist Peter Profi, lebt und trainiert in der Spielerstadt in Nevada. Nach einigen beeindruckenden Erfolgen zu Beginn seiner Karriere wurde er vorschnell als neuer Mike Tyson bezeichnet. Genauso kräftig, genauso aggressiv im Ring. "Ich bin Samuel Peter und werde immer Samuel Peter bleiben", sagt er aber und will von derartigen Vergleichen nichts wissen: "Ich bin der beste Schwergewichtler."
Mit dem jüngeren der Klitschko-Brüder sei zudem "noch eine Rechnung zu begleichen". Am 24. September 2005 unterlag er Wladimir Klitschko in einem WM-Ausscheidungskampf der Verbände WBO (World Boxing Organization) und IBF (International Boxing Federation) nach Punkten, wobei Klitschko dreimal zu Boden musste. Peter legt sich deshalb fest: "Ich werde Witali in Berlin in den Hintern treten und dann Wladimir herausfordern."
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Also, in den Hintern sollte er ihn nicht treten. Dann wird er bestimmt disqualifiziert...