Sicher ,vorrausgesetzt er kriegt diesselben Gegner wie Klitschko
Ich finde es schade und das muss ich vielen einfach unterstellen, wie leicht ihr euch durch Optik täuschen lasst. Um das mal zu erklären: Ich habe selber durch viele eigene Kampfsporterfahrung gelernt und auch begriffen, dass man sich ausschließlich auf seine Stärken konzentrieren soll und nicht versuchen sollte, jemand anderes zu immitieren.
Das einzige was im Kampfsport, ob Boxen, Kickboxen, Thaiboxen oder was auch immer zählt, ist die Effektivität. Es spielt einfach keine Rolle, ob es schön aussieht oder es anderen gefällt. Wenn man sich im Kampfsportverein anmeldet und merkt, dass man keine stärken hat, kann man das gleichsetzen mit fehlendem Talent. Egal wie hart man trainiert, man wird scheitern, weil man ständig versucht andere zu immitieren.
Um das mal zu konkretisieren: Warum sieht man den Peek-a-Boo style eines Mike-Tysons bei keinem anderen Boxer? Es war eine äusserst effektive Taktik, wodurch prime Tyson seine Erfolge ausmachte. Wäre es so einfach diesen zu immitieren, würden heute alle nach diesem Schema boxen.
Der Punkt ist, das nur Tyson dafür veranlagt war, seine Größe, seine Muskulatur, sein kompletter Bewegungsapperat. Sowas ist individuelles Talent, was nicht kopierbar ist. Wir werden nie einen Vitali Klitschko ab- und auftauchen sehen wie Tyson, weil er einfach zu verschieden ist. Heißt das nun, dass er automatisch schlechter ist? Nein, weil man diese Stile einfach nicht vergleichen kann.
Es wird über das große Talent eines Sanders diskutiert, was er alles aus sich hätte machen können. Aber das ist falsch. Auch ein Sanders hätte es durch noch so viel Training niemals geschafft, wie einst Ali durch den Ring zu tanzen. Sanders Talent lag darin, Schläge mit unglaublichem speed zu schlagen, was in der Physik wiederrum in Härte ausartet (einfach erklärt) (speed performs power).
Es spielt keine große Rolle, ob Sanders nebendran einen Adonis Körper hat oder nicht, es würde seinem Talent kein großer nutzen sein.
Vitalis Talent liegt im Bereich der Reflexe, der Treffgenauigkeit bei orthodox-artigen Schlägen und der gesamten Kampfeinschätzung - Distanzgefühl etc.
Er ist ein aussergewöhnlicher Kämpfer der es versteht, sich zu verteidigen und die Gegner abzupassen. Dieses Talent ist so groß, das es bisher niemand schaffte, ihn zu kontrollieren. Daraus folgte in 97% der Fälle ein Knockout-Sieg für Klitschko.
Um nun mal auf die Gegnerschaft zu kommen: Ich vergleiche es mal mit der von Tyson, der ja bei den meisten als gefürchtetster Boxer aller Zeiten zählt.
Wenn man diese beiden Links von boxrec vergleicht:
Vitali Klitschko:
http://www.boxrec.com/list_bouts.php?human_id=007033&cat=boxer
Mike Tyson:
http://www.boxrec.com/list_bouts.php?human_id=000474&cat=boxer
sieht man bei den ersten 20 Kämpfen die parrallelen. Ich spreche hier gezielt den Kampfrekord der Gegnerschaft an. So sieht eine typische Karriere eines Sportlers aus, der durch sein entdecktes Talent durch die Trainer und Hintermänner zum Titel "hochgezüchtet" wird. Es sind Aufbaugegner, die nur dem Zweck dienen, dem eigenen Schützling echte Ringerfahrung beizubringen.
Beide Kämpfer, Klitschko und Tyson, haben ihre Aufbaugegner in den ersten Runden KO geschlagen. Ich habe auf der 1. Seite im 3. Kommentar ein Video gepostet, wo Klitschko gegen einen äusserlich verfetteten Rummelboxer namens Mike Acklie kämpfte. Das war Vitalis 4. Kampf in seiner Profilaufbahn und hier geht es nicht um das aussehen, sondern um die Statistik. Der Mann hatte 10 Siege, bei 9 Knockouts. Glaubt mir, ihr würdet keine 2 Runden gegen diesen Mike Acklie aushalten, ohne eine blutige Nase oder sonstiges zu haben, sofern ihr nicht selber als Amateur im Boxsport unterwegs seid. Ein Vitali Klitschko hat im 4. Kampf ganze 20 Sekunden benötigt, diesen Mann völlig auszuknocken, um mal auf das Thema "schlechte Gegner" zurückzukommen.
Es ist wie schon erwähnt ein völlig normaler Werdegang als Profi, ohne dieses ganze hie-pa-po mit hypes durch das TV etc. So schauts aus, wenn man den Weg eines Berufsboxers einschlägt.
Der Unterschied ist jedoch, dass man irgendwann an dem Punkt angelangt ist, Ranglistenhohe Gegner zu boxen, die statistisch kein Fallobst sind. Im 19. Kampf hat Klitschko sojemanden geboxt, der schon enorme Erfahrung im Schwergewicht hatte mit einer Statistik von 46-3-0. Der Kampf dauerte 5 Runden und wurde zu Klitschkos 19tem- vorzeitig beendeten Kampf.
Obwohl wie oben schon erwähnt, ein Klitschko optisch nicht so toll boxt wie ein Tyson, finden wir die selben parallelen. Nun sind wir halt nichtmehr in den goldenen Zeiten der 80er, wo die Dichte an ausnahmetalenten so hoch angesiedelt war, das man Kämpfe zwichen solchen durch die Medien hochhypen konnte (Mr. Unbesiegbar 1 vs Mr. Unbesiegbar 2). Dennoch sah man dasselbe Bild bei Klitschko, wie bei vielen anderen, heute viel zu hochgehypten, fast schon vergötterten Boxern.
Klitschko hat mittlerweile oft genug bewiesen, das es völlig egal ist, wen er vor den Fäusten hat. Seine Konstanz ist immer präsent und das hat er gegen Lewis, leider der einzigen Ikone neben Klitschko selber in der damaligen Zeit unter beweiß gestellt.
Es dreht sich also einfach nicht darum, wie die boxerische Leistung aussieht, sondern wie effektiv diese ist. Es kommt nicht ausschließlich darauf an, wen man vor den Fäusten hat, sondern was man mit dem Gegner anstellt, der vor einem steht. Bezogen auf meinen 1. Satz bedeutet das, dass viele sich einfach zu sehr von der optischen Kampfführung beeinflussen lassen und Klitschko diesbezüglich schlecht reden, ohne das wirkliche Talent zu erkennen. Ich bin der festen Überzeugung das Vitali genauso Fuß in den 70ern oder 80ern gefasst hätte wie in der heutigen Zeit. In meinen Augen hätte sich Klitschko sowas sogar gewünscht, sich gegen die besten zu beweisen, weil es Teil seiner Kämpfereinstellung ist. Es ist schade, das es nicht so ist, aber VK kann daran nichts ändern, er kann sich keine ebenbürtigen Gegner basteln.
Daher sollte man aufhören, den Roboterartigen Kampfstil Klitschkos mit schlechtsein gleichzustellen denn hier kommen wir wieder zum Thema Effektivität, die ein VK besitzt, um mehr geht es nicht.
Angenehme Nachtruhe.