Sorry Roberts, ich hab mir den Kampf auf dein Posting hin nochmal angesehen und ich muss sagen dein Post ist in meinen Augen nicht gelungen.
Das ist Dein gutes Recht.
Dass Rahman nicht die Mittel hatte kann man nach dem Kampf immer sagen. Klitschko weiß das aber nicht im Kampf. Wenn Klitschko sich aber irgendeinen Konter eingefangen hätte, dann wärst du vielleicht einer der ersten gewesen die die übliche Laier angestimmt hätten...
Du solltest mich mittlerweile so gut kennen, dass Du weißt, dass ich die Dinge gerne differenziert betrachte und keinem Lager angehöre. Wenn ich Wladimir messe, dann an seinem Anspruch, der Beste zu sein. Deshalb blende ich bestimmte Dinge nicht aus, die ich bei einem Brot- und Butter-Boxer unerwähnt lassen würde.
Wenn Du schreibst, dass Wladimir im Kampf nicht weiß, dass Rahman nicht die Mittel hat, dann verwundert mich das sehr. Es dürfte zum ganz normalen Kampfablauf gehören, dass ein Boxer seinen Gegner im Kampf studiert und die eigene Technik und Taktik in einem gewissen Rahmen dem Gegner anpasst. Nicht alle Boxer sind dazu in der Lage, aber die Besten haben so etwas im Repertoire. Daher sollte es Wladimir wohl über die Runden auffallen, was Rahman bringen kann und wozu er nicht in der Lage ist. Ich bin sogar der Ansicht, dass Wladimir viel besser als jeder Zuschauer merkt, was bei Rahman an diesem Abend alles nicht stimmte (ich habe das bereits aufgezählt). Dies ist für mich ein wesentlicher Punkt: Wladimir hätte absolut erkennen können und müssen, dass von Rahman mit zunehmender Kampfdauer schlussendlich fast gar keine Gefahr mehr ausging. Rahman bemüht sich mehrfach Wladimir auszukontern, doch seine Versuche zeigen immer wieder das in allen notwendigen Belangen bei Rahman nichts mehr stimmt. Seine Konterschläge sind schlecht getimet, die Distanz stimmt regelmäßig nicht, er ist zu plattfüßig und lahm, fast jeder Schlag ist im Ansatz erkennbar, kurzum Rahman boxt absolut berechenbar und ineffizient.
Dass Klitschko mit seinen 2 Metern im Infight auch behäbiger und unkoordinierter als ein junger tyson ist, ist auch keine erkenntnis.
Wladimirs Problem hat nichts mit der Größe zu tun. Der kleinere Boxer mit den günstigeren Hebeln sieht im Infight sicherlich eleganter aus und ist in der Regel effizienter. Schau Dir aber trotzdem mal den unwesentlich kleineren Lennox Lewis im Infight an, das zeigt m.E. schon genug, dass Größe nicht das eigentliche Problem ist.
Klitschko hat Infight nicht nötig, weil er darin auch nix gewinnen kann. Dass er ihn vermeidet oder dem Gegner keine Möglichkeiten gibt Kapital daraus zu schlagen, sollte man nicht unbedingt als großes argument anführen. Im Übrigen sehe ich eher einen bis zur Ratlosigkeit verzweifelnden Rahman, als einen bis zur Ratlosigkeit verzweifelnden Klistchko.
Der bis zur Ratlosigkeit verzeifelte Rahman ist doch genau mein Punkt. Genau den sehe ich auch und ich sehe einen Wladimir, der daraus nicht das mögliche Kapital schlägt. Klitschko hat den Infight nicht nötig? Taktisch richtig, aber: Die von mir genannten Stellen (es könnten weitere genannt werden) zeigen, dass er trotzdem den Versuch unternimmt, Rahman im Infight zu finishen. Dabei scheitert er bis hin zur Ratlosigkeit völlig. Tim B. und Povetkin schreiben auch noch mal, warum er scheitert und warum das letztlich
gemessen am Anspruch peinlich ist. Er ist nicht in der Lage zu antizipieren.
Klitschkos Leistung gegen Rahman auf seine Aktionen in der dritten Runde oder eine Aktion in der sechsten, als Rahman die Rope a Dope Taktik fährt, zu reduzieren, ist einfach nur analytischer daneben und blendet 5-6 Runden klar überlegenes und sehr gut ausgeführtes Boxen aus. Jeder Trainer würde es gerne so sehen, wenn sein Schützling sich nicht blöde auf rope a Dope einlässt
Rahman bekommt wie schon geschrieben Rope-a-Dope nicht vernünftig hin und noch einmal: Wladimir bleibt nicht lang, er vermeidet nicht den Infight, er lässt sich nicht auf nichts ein, sondern er versucht Rahman bei dessen verunglückten Rope-a-Dope-versuchen zu attackieren.
Klitschko hat Rahman komplett hergeboxt und nur weil er in seinem Angriff nicht schon in den Momenten reinen Tisch macht, in denen er es deiner Meinung nach sollte, ist er eine Pflaume? Hör doch auf....
Wo habe ich geschrieben, dass Wladimir eine Pflaume ist? Wo habe ich geschrieben, dass Wlaidmir Rahman nicht eindeutig beherrscht hat und nicht ganz klar und eindeutig gewonnen hat?
Du suchst das berühmte Haar in der Suppe....schau dir den Kampf nochmal unvoreingenommen an, wenn das geht.
Suche ich das Haar in der Suppe, wenn ich einen Boxer an seinem Status und seinem selbstgegebenen Anspruch messe? Niemand ist unvoreingenommen. Hinsichtlich Wladimir bin ich positiv gestimmt. Er gehört für mich zu den Top 2 seiner Gewichtsklasse - ich sehe seine Kämpfe mit sinkender Begeisterung gerne (auch weiterhin). Wladimir ist meistens drückend überlegen und beindruckend effizient. Er boxt alles, was da ist, vermeidet keinen Kampf. Glanz verbreitet er dabei selten, sein Stil wird zunehmend eindimensionaler. Den mitreissenden Stil eines großen Champions hat er nicht und offenbart in seinem Kämpfen immer wieder technische und taktische Schwächen. Dies festzustellen, macht einen Beobachter trotzdem nicht zum Hater. Dies festzustellen, macht einen nicht selbst boxenden Beobachter trotzdem nicht zur besserwissenden Couchpotatoe.
Du wirst zum Ergebnis kommen, dass der Kampf von Klitschko besser war als gegen teilweise Grütze gegen Ibragimov, Williamson, Brock, Castillo, Thompson o.ä..
Wie schon geschrieben: Wladimir boxt einen bestimmten sehr eindimensionalen Stil, der sich auf sehr wenige, noch immer hocheffiziente Mittel beschränkt. Steward hat ihn darauf getrimmt und beide können sich den daraus resultierenden Erfolg auf die Fahnen schreiben.
Dabei sollte nicht unter den Teppich gekehrt werden, dass das Gespann auch davon profitiert, dass es keine Konkurrenz in der Gewichtsklasse gibt, die dagegen ein Mittel findet. Thompson, der zum Teil die körperlichen Parameter hatte, hat gezeigt, was ein ähnlich großer Gegner machen kann, von Haye erhoffen sich viele, dass der zeigen kann, was ein körperlich unterlegener Gegner gegen Wladimirs Stil tun kann.
Zusammenfassend: Effizienz, darauf basierende, unangefochtene Siege und eine daraus resultierende lange Regentschaft machen für sich genommen noch keinen großen Champion aus. Es hat nichts mit Hass und Missgunst zu tun, wenn man das feststellt:
Fader Kampf.
Rahman im Überlebensmodus und Klitschko im Safety-First-Modus.
Klitschko eigentlich mit einer recht guten Leistung, Rahman komplett ausgeboxt, aber irgendwie hätte er da auch mal für den Kill gehen können.
Roberts