Heute nacht kämpft Wladimir Klitschko (28) in Las Vegas um seine Karriere
Die Fragen über Wladimirs Zukunft werden sich in den den nächsten Tagen entscheiden. Auf jeden Fall wäre Klitschko auch ein Mann, der in Hollywood Karriere machen könnte. Das meint nicht nur sein Bruder Vitali.
In der Welt der größten Stars bewegt sich Wladimir schon lange. Ob Jon Bon Jovi, Bill Clinton oder Julia Roberts – er kennt sie alle persönlich. Die berühmte Sängerin Mariah Carey hat er sogar ganz besonders bezaubert...
„
Zaubern ist ein Hobby von mir. Ich bin schon lange mit dem russischen Magier Jewgeni Woronin befreundet, der mir immer wieder neue Kunststückchen beibringt.
Einmal zauberte ich sogar für Mariah Carey, nur für sie allein, in ihrer Garderobe, nach ihrem Auftritt bei der Verleihung der World Music Awards in Monte Carlo. Sie amüsierte sich köstlich. Das ist es auch, was mich an der Zauberei fasziniert: Egal, ob man die Menschen damit zum Staunen bringt oder zum Lachen – man erreicht sie einfach, man berührt ihre Seele. Und dafür sind nicht einmal Worte nötig.“
Wie er sich nach Siegen und Niederlagen fühlt, hat er in der Biographie „Unter Brüdern“ beschrieben.
Besonders geschockt war er von seiner Niederlage am 5. Dezember 1998. Damals boxte er erstmals in seiner Heimatstadt Kiew gegen
Ross Puritty (USA).
Wladimir beschreibt: „Ich sah die Faust nicht kommen. Die Schläge, die man nicht kommen sieht, sind die gefährlichsten.
Ich spürte keinen Schmerz. Ich hätte nicht sagen können, wo er mich getroffen hat. Am Kinn? Ich weiß es nicht. Ich taumelte in die Seile. Ich suchte Halt, vergeblich jedoch. Ich stolperte fast einmal im Kreis herum, an den Seilen entlang, den ganzen Weg rückwärts, als hätte jemand die Return-Taste gedrückt. Bis meine Beine nachgaben und ich auf dem Boden landete.
Das war mein erster Niederschlag. Und der passierte ausgerechnet hier, in Kiew, in der Heimat! Vor all meinen Freunden, den Nachbarn, den Landsleuten. Und
vor den Augen des ukrainischen Staatspräsidenten und des Bürgermeisters von Kiew. Nichts Peinlicheres hätte mir widerfahren können.“
Aber es kam noch schlimmer – am 8. März 2003 in Hannover gegen
Corrie Sanders aus Südafrika.
„Ich machte so ziemlich alles falsch, was man falsch machen konnte.
Mein Pech war, daß ich die eine Linke von Sanders nicht kommen sah. Ich wollte gerade wieder angreifen und eine flotte Kombination schlagen. Doch kaum öffnete ich meine Deckung, schoß mir blitzschnell seine Faust entgegen und traf mich, unvorbereitet, etwas oberhalb des Kinns. Mein Kopf schnellte, für jeden sichtbar, nach hinten. Ich erschrak, so sehr, daß von dieser Sekunde an nichts mehr lief, wie ich es mir vorgenommen hatte.
Ich verlor die Konzentration und geriet in Panik.
Er zog seine Linke durch, genauso unglaublich schnell wie die erste. Gleich darauf spürte ich seine Rechte, woraufhin ich das erste Mal kippte.
Ich hatte keinen Notfallplan, an den hatten wir nie ernsthaft gedacht. Und mein Körper spielte auch nicht mehr mit.
Sieben Sekunden der neuen Runde vergingen und ich knickte das dritte Mal ein. Und noch einmal zwanzig Sekunden, ehe der
Ringrichter dem Drama ein Ende setzte.“
Vitali war mindestens genauso frustriert wie Wladimir.
„Noch nie hatte ich ihn so wütend auf mich erlebt. Er ging mir aus dem Weg. Er stieg in sein Auto und raste nach Hamburg zurück. In einem Tempo, das die Polizei für unangebracht hielt. Er wurde geblitzt und bekam zu allem Überfluß für zwei Monate ein Fahrverbot aufgebrummt. Wenn man so will, war ich auch daran schuld.“
Bei Wladimirs Niederlage am 10. April 2004 in Las Vegas gegen
Lamon Brewster vermuteten die Klitschkos eine
K.-o.-Tropfen-Attacke.
Vitali berichtet: „Wladimir bewegte sich längst nicht mehr so geschmeidig, wie es eigentlich sein Stil ist. Er wirkte müde und atmete schwer, er rang regelrecht nach Luft, als wäre er in der Ringpause zehnmal ums Hotel gerannt.
In Runde drei ließ er dann schon die Arme hängen.
Er war k.o., ohne einen einzigen Schlag abgekriegt zu haben.
Er wurde schwächer und müder, als hätte ihm jemand ein Schlafmittel verabreicht, das mit einem Mal zu wirken begann.
Die Kraft war förmlich aus seinem Körper geflogen.
Warum fühlte sich seine Zunge gelähmt an wie nach einer Betäubungsspritze? Warum bekam er die Lippen kaum auseinander? Warum konnte er nicht mehr richtig sprechen? Warum lallte er, als hätte er zu tief in ein Wodkaglas geschaut? Warum? Warum? Warum?“
Fragen, auf die die Klitschkos keine Antwort fanden. Daß Wladimir tatsächlich K.-o.-Tropfen untergemischt wurden, konnten sie nicht beweisen.
„Wenn das ein Krimi sein sollte, dann war es ein verdammt schlechter.“
Quelle: http://www.bild.t-online.de/BTO/index.html