So. Weg von Nostalgie und Gram, hin zu
neuer Musik. Hier ein paar halbwegs relevante Neuerscheinungen und ein bisschen was, was schon ein paar Monate her ist, aber vielleicht etwas Aufmerksamkeit verdient (ich finde, bis zu einem Jahr alt geht noch als "neu" durch, wenn es noch nicht gepostet oder erwähnt wurde).
The Pearlfishers-Away in a manger
Aus ihrem aktuellen, 2014er Album. David Scotts Perlenfischer aus Schottland sind seit dem C86 Movement am Start und immer unter dem Radar. Ist ja auch immer etwas langweilig, aber immer hübsch. Sonntagsnachmittagspop für Leute, die Brian Wilson mögen. Ist nicht ihre beste Platte (das ist "Young picknickers") und Scott wiederholt sich mit zunehmend Alter doch zunehmend. Aber nett ist es schon,
Modest Mouse - The best room
Aktuelle Single vom noch nicht (glaube ich) erschienenen Album. Haut mich nicht vom Hocker. Für mich zu viel Talking Heads Appeal.
Surfjan Stevens - No shade in the shadow of the cross
Vom kommenden Album, was ich bereits komplett gehört habe. Sehr folky und reduziert, die Songs selbst hauen mich aber nicht vom Hocker. Und allmählich ist mir seine ganze "Flüstergesang, damit niemand merkt, dass ich eigentlich nicht besonders singen kann"-Attitüde auch ein bisschen gegen den Strich. Ich fand das früher angenehm verhuscht und persönlich, mittlerweile bin ich nicht mehr so sicher, ob da nicht auch ein ganzes Stück "kann halt auch nicht mit Band spielen oder richtige Songs richtig singen" dahintersteckt. Unzulänglichkeit als Marketingselbstweck sozusagen, Multisinstrumentalist als Ausrede dafür, dass man eigentlich kein Instrument richtig kann. Ich mag einige ältere Surfjansachen, die komplette "Illinois"-Platte z.B. . Das neue Album ist abere zum guten Teil einfach nur verschüchtertes vor sich hin Gezupfe ohne gute Songidee, was dann als "Back to the roots" verkauft wird.
Die Jan Wiggers dieser Welt werden das Album lieben, mir ist das einfach zu wenig gutes Handwerk und für den genialen Dilettantismus, der persönlichen Schmerz offenlegt, fehlt einfach das Talent (und wohl auch zum Glück die tatsächliche Zerrissenheit) eines Elliott Smith oder Nick Drake.
Colin Hay - Next year people
Der Colin Hay von "Men at work" hat ein Unpluggedalbum gemacht, das erstaunlich gut ist. Die Stimme ist kein Stück gealtert,erkannt hätte ich im Video nie im Leben. Hab mir das ganze Album angehört: eine wirklich nette, persönlcihe Scheibe eines unprätentiös in Würde gealterten Ex-Popstars. In Hipster und sonstigen Kreisen darf man wahrscheinlich nicht sagen, dass man die neue Colin Hay besser und auch persönlicher findet als die neue Surfjan Stevens. Ist aber so. Australier können sowas "alleingelassenes" anscheinend einfach besser (man höre sich nur Tim Finns großartiges "The conversation" Album an).
Nate Ruess - Nothing without love
Fun sind "on hiatus", klar, denn Nate Ruess versucht, den Ruhm alleine einzuheimsen. Gleicher Produzent wie bei "We are young", exakt gleiche Breitwand-Zutaten, das ist pures Weiterreiten auf der Erfolgswelle, nur jetzt alles auf ein Konto. Er: "i think this is the best and most personal song I've ever written". Ich (und ich kenne den Mann ja nunmal "online-persönlich" seit fast 15 Jahren): "it has all the slightly over-compressed chartseeking Jeff Bhaskers signature ingredients - minus everything that made your former bands worth listening to. And if THIS is personal, I really pardon your actual life". Nun, das mit der Gästeliste bei Konzerten kann ich fortan wohl streichen, aber das ist wirklich Kacke. Das ist MItnahmeeffekt der Hitsingle im Egopornmodus. Dafür eine so gute und kreative Band wie Fun (ähnliches Verhalten zeigte er schon bei The Format) in die Tonne zu geben, ach nö, da muss ich nicht mitjubeln.
Mumford and Sons -Believe
Und leider wieder nicht positiv (tut mir ja auch leid). Mumford and sons machen jetzt elektrisch und klingen wie ne billige Coldplay vor 10 Jahren Kopie mit nem Backgriund Sänger von Paul Weller. Doof, einfach doof und karrieretechnisch mMn ein K.O.
Brian Wilson - The right time
Vom kommenden Album. Mit Ur-Beach-Boy Al Jardine an den Lead Vocals und ebenfalls ganz Ur-Beach Boy David Marks am Bass. So klingt es dann auch. Klassischer Beach Boys Sound, großartige Chöre, passt schon. Wer Wilson nicht mag, wird es spießig und blöd finden, wer ihn mag (wie ich) - prima Song, alles gut. Perfekter Chor-arangierter Altherrensurfpop. Old school und gnadenlos souverän.
Carl Barat and The Jackals - Glory Days
Neue Single zum neuen Album vom Libertines und Dirty Pretty Things Gitarrero.Recht krachig, aber gut. Alle lieben und loben Doherty, ich fand schon immer Barats Sachen besser. Bleibt auch so. Für mich ist er als Sänger nicht schlechter und als Songwriter um Längen besser. Auf das ganze Bowie meets Sid Vicious meets Kate Moss abgefuckter, missverstandener PosterboyZeugs kann ich gerne verzichten. Für mich ist Doherty eher ein verlorener McLaren-Zögling mit mehr Attitüde als Substanz, während Barat eher ein Joe Strummer ist, dem es wirklich um Musik und R'n'R geht. Aber ich konnte mit dem ganzen Brit-Pop-Post-Punk-Rebel-Rebel-Getue eh noch nie viel anfangen, während es für einige Britpopper hier ja diese Attitüde zwingend zum Musikgefühl dazugehört (die Oasis-Jungs). Ist auch ok, ist einfach eine andere Herangehensweise - bei anderen Musikrichtungen ist mir die Attitude ja auch wichtig, im Britpop aber eben rein gar nicht, weil er mir dafür einfach auch nicht original und originell genug ist.
Joseph Arthur - The ballad of Boogue Christ
Nun mecker doch nicht immer rum, Freaque - findest du gar keine neue Band mal gut? Früher war immer besser, was?
Nö. Joseph Arthur ist keine Band, auch nicht sooo jung (ein Jahr jünger als ich), aber zumindest mir bis vor kurzem unbekannt. Und er ist großartig! Die neue Platte wurde via Crowdfunding finanziert und ist ein wunderschöner Abgesang auf die Kunst eines Lou Reed der 70er in New York - plus Old school Motown Bläser, die Lou so nie benutzt hat. Hört man diese Platte, weiß man: er hätte es machen sollen, nein, müssen. "The ballad of Boogue Christ" ist eine Reminiszenz, aber keine Ausschalchtung eines Erbes oder gar Trends. Es ist eine tiefe Verbeugung, weil es Reedsongs vertont, die dieser nie schrieb. Im Geiste von, nicht geklaut oder gar benutzt. Toll, einfach nur toll. Und ein geiler Text ist es noch dazu.
Fauth no more - Superhero
Zweite Vorabsingle vom ersten Album in 15 Jahren - "Motherfucker" war schon ein Statement, "Superhero" is a return to form. Das ist klassisch FNM und klassischer Crossover IHRER Prägung, der so nie wieder gespielt wurde - außer jetzt von ihnen. Das Stück bewegt sih exakt zwischen ihren großen Alben, "The real thing" und "Angel dust", ist athmosphärisch dicht, aggressiv und zeigt all den Pseudo-Epigonen locker, wo der Crossoverpapst wirkliuch zuhause ist. Die Jungs sind zwischen 47 und über 50 (!) und setzen hier emal eben so eine Duftmarke, gegen die keine aktuelle Crossovercombo auch nur im Ansatz anstinken kann. Großer Sport. :thumb::thumb: