Milram sponsort Zabels Team
Drittes deutsches Unternehmen in der ProTour
VON JÖRG HANAU (FELDBERG)
Der Deutschland-Tour ist Erik Zabel ferngeblieben. Nicht aus Trotz. Schon gar nicht wegen seines langjährigen Arbeitgebers T-Mobile, den er am Ende der Saison verlassen wird. Zabel trainiert dieser Tage lieber auf Mallorca, bereitet sich auf die am 27. August beginnende Spanien-Rundfahrt vor, die dem Vize-Weltmeister von Verona wiederum zur Vorbereitung auf die WM Ende September in Madrid dient. Sein Ziel ist Gold und damit das Regenbogentrikot, das er als Mitgift in die Ehe mit seinem künftigen Arbeitgeber bringen möchte. Dass Zabel ein neues Team gefunden hat, ist klar. Vor drei Wochen nach den HEW Cyclassics in Hamburg sagte er öffentlich: "Ich habe einen Dreijahres-Vertrag unterschrieben".
Den Namen seines neuen Arbeitgebers behielt er für sich. Die Spekulationen schossen ins Kraut. Unter anderem wurde Reiseveranstalter TUI fälschlicherweise als potenzieller Kandidat gehandelt, der als Co-Sponsor beim neuen Zabel-Rennstall, dem italienischen ProTour-Team Domina Vacanze, einsteigen sollte. Nach FR-Informationen handelt es sich beim dritten deutschen Unternehmen, das nach T-Mobile und Gerolsteiner im nächsten Jahr in die ProTour einsteigen wird, um den Bremer Nordmilch-Konzern, der über den Radsport seine Topmarke Milram promoten möchte.
Aus diesem Grund leistet sich das auf Molkerei-Produkte, Speiseeis und Futtermittel spezialisierte Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als zwei Milliarden Euro pro Jahr den sechsmaligen Gewinner des Grünen Trikots der Tour de France, der als neuer Werbeträger für Milram ins Rennen geschickt wird. Neben Zabel, der bevorzugt für eine bestimmte Quarksorte in die Pedale treten wird, sollen zehn weitere deutsche Profis angeworben werden. Darunter Zabels T-Mobile-Kumpel Jan Schaffrath. Auch an einer Verpflichtung von Rolf Aldag soll der neue Teamstall von Gianluigi Stanga interessiert sein, der nach FR-Informationen 60 Prozent an dem neuen italienisch-deutschen ProTour-Team halten soll. Die restlichen 40 Prozent soll Wiesenhof-Teamchef Jörg Strenger inne haben. Der, heißt es, habe den Deal mit Nordmilch eingefädelt. Das Leipziger Team Wiesenhof wird am Saisonende bekanntlich aufgelöst, Teile der Mannschaft sollen übernommen werden. Grund für die Geheimniskrämerei um die neue Equipe: Teamchef Stanga soll mit seinem bisherigen Hauptsponsor Domina Vacanze, einem italienischen Reiseunternehmen, eine Vereinbarung getroffen haben, die die alleinigen Namensrechte des Stanga-Teams beinhaltet.
Neben Zabel leistet sich die neue Mannschaft einen weiteren Topsprinter: Alessandro Petacchi. Der Sieger von Mailand-San Remo ist seit langem mit Stanga einig. Der schnelle Italiener steht zurzeit noch bei Fassa Bortolo unter Vertrag. Da sich der Baustoffhersteller aber aus dem Profi-Radsport zurückziehen wird und Petacchis bisheriger Teamchef Giancarlo Ferretti keinen neuen Sponsor akquirieren konnte, suchte sich Petacchi mit seinen Helfern Marco Velo, Fabio Sacchi und Matteo Tosatto eine neue sportliche Heimat. Zwei Sprinter der Klasse Zabel und Petacchi in einem Team, das birgt Konfliktpotenzial. Vor allem bei Zabels Lieblingsrennen, dem Klassiker Mailand-San Remo. Seine Teilnahme an der Tour de France, die ihm in diesem Jahr bei T-Mobile verwehrt geblieben war, hat sich der 35-jährige Berliner vorsorglich in seinem Vertrag zusichern lassen.