Wenig Doping bei der Tour de France?


Sien die Dopingkontrollen nicht mehr so streng?


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theGegen

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Ich bin da ziemlich zwiegespalten in meiner Meinung und das aus Fatalismus und weniger aus Naivität.

Ich bin gegen eine Dopingfreigabe und anstatt den offensichtlichen Betrügern nachzugeben, sollte noch mehr investiert und getan werden, einen Dopingmissbrauch zu entlarven. Der Spannung tut dies ja keinen Abbruch. Anstatt, dass sich 10 Vollgepumpte mit z.T. grotesken Leistungen um einen Rundfahrsieg streiten, von denen der gewinnt, der das beste medizinische Programm hat, wären es (bei erfolgreichem Anti-Dopingkurs) 10 Radsportler, die kämpfen und leiden und auch mal müde werden und den Strapazen Tribut zollen müssen.
Und weiterhin sollten selbstredend auch so unglaubwürdige Gestalten wie Michael Phelps und Usain Bolt in ihren Sportarten ständig überführt werden, denn sowas nimmt mir auch den Spaß als Sportkonsument: jemanden zu beobachten, der angesichts "übernatürlicher" Kräfte der Konkurrenz keine Chance lässt.

Nur bin ich nicht so naiv, daran zu glauben, dass dies passiert. Um beim Radsport zu bleiben: weitere Verschärfungen der Anti-Dopingmaßnahmen ließen den (geringer gewordenen) Prozentsatz zwar zurecht auffliegen, aber eben weil sich der Radsport kaum noch weitere 10 überführte Stars mehr leisten kann, wird inzwischen massiv zurückgerudert. Die ASO bspw. führt jetzt nicht mehr die Kontrollen der Tour durch, sondern das geschieht jetzt unter Aufsicht von UCI und Obervertuscher McQuaid.
Weiterhin müssten natürlich auch die Veranstalter "dopingfreien" Bedingungen Rechnung tragen. So ein Kokolores, wie die von Gitche vorgeschlagenen Etappen mit 3 steilen Pässen über 350 km sollte man knicken - das steht man doch ungedopt nicht durch. ;)

Daher wird vertuscht und getäuscht und es gewinnen die mit der besten medizinischen Unterstützung (siehe oben).

Gibt man aber von vorneherein auf, dann ist man eigentlich moralisch am Ende und die Eltern, die ihren Nachwuchs zu einem "Sport" schicken, wo er vielleicht berühmt, jedoch mit Drogen vollgepumpt wird, sind es auch.
 

Malte

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Da sich im Prinzip jeder was reinhaut, gewinnt am Ende (vereinfacht gesagt) doch wieder der beste :)

Und genau das stimmt halt nicht. Es gibt eben auch einen qualitativen Unterschied im Bereich der "medizinischen" Betreuung und wer effektiver, hochwertiger dopen kann, hat eben einen klaren Vorteil.

Wir haben doch gesehen, welche Summern für Doping ausgegeben werden. Und die Top Verdiener können sich das in einer anderen Qualität und auch Häufigkeit leisten, als so manch anderer talentierter Fahrer. Chancengleichheit gibt es bei diesem Thema eben nicht.

Damit beruhigt man im Prinzip auch wieder nur das eigene Gewissen (machen alle, also spielt es ja eh keine Rolle).

Ich habe trotzdem Respekt vor der Leistung der Radfahrer und bin mir auch sicher, dass immer noch solche Dinge wie Talent, Fleiß, Ehrgeiz und Einsatz eine große Rolle spielen. Ein z.b. Aldag hätte sich nicht durch Doping zum Toursieger machen können, es hatte schon "sportliche" Gründe, warum ein Ullrich Toursieger wurde.

Trotzdem geht der Radsport im Moment einfach nicht (obwohl ich den Sport ans ich immer noch unendlich grandios finde), weil die alle keine wirkliche Änderung wollen. Weder die Sportler, noch die Funktionäre. Vielleicht haben sie auch erkannt, dass es ohne nicht mehr geht. Nur kann ich persönlich dieses ganze Gelüge nicht mehr verdrängen. Einfach weil ich mittlerweile weiß, in welchem Ausmaß das alles geschah. Ich kann einfach nicht mehr so tun, als gäbe es das alles nicht. Ich frage mich bei jedem Antritt, bei jedem Sprint, bei jedem Ausreisversuch, ob der gerade nur so wegfahren kann, weil er etwas besonders Tolles eingenommen hat. Ich weiß einfach nicht mehr, wer aufgrund von sportlichen Eigenschaft gewinnt und wer nur Dank der besonderen medizinischen Pflege mit dabei ist.

Für mich ist der sportliche Teil wertlos geworden. Und das wird solange so bleiben, bis man wieder glaubwürdig wird. Das geht aber nicht, wenn z.b. Fahrer aus der "alten" (Doping)Generation fröhlich mitmischen dürfen und auch noch vorne dabei sind. Anstatt solchen Fahrer keine Verträge mehr zu geben und nach Aussen zu demonstrieren das diese Zeiten vorbei sind, fahren sie weiter um Siege mit und sind die Top Stars und top Verdiener im Feld. Kein Wunder, ihre Verträge haben sie ja auch von ihren "alten Zöpfen" bekommen, die immer noch die Verantwortung tragen. So gewinnt man keine Glaubwürdigkeit zurück.

Der Radsport hat den unbedingt notwendigen Schnitt nicht gemacht. Man hatte Angst davor, sich tief ins eigene Fleisch zu schneiden, um das Geschwür heraus zu holen. Also hat man ein bisschen geschnibbelt und an der Oberfläche gekratzt. Mittlerweile ist das Pflaster drauf und der Patient soll als geheilt entlassen werden. Dem wuchert es weiter im ganzen Körper und der kann kaum gerade stehen, aber immer wenn ne Kamera auf ihn gerichtet wird stellt er sich Aufrecht hin, lächelt und sagt das es ihm bestens gehe. Dabei weiß eigentlich jeder, dass er lügt wie eh und je.

Das wird so nicht gut gehen. Die können noch so vorsichtig sein, der nächste Skandal wartet nur darauf aufgedeckt zu werden. Und dann werden sich noch mehr Fans abwenden. Es macht ja auch keinen Sinn Sportlern zuzujubeln, die morgen schon lebenslang gesperrt werden. Und welchen Wert hat schon ein Toursieg durch Disqualifikation?
 
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Joe Calzaghe

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Ich gehe davon aus, dass jeder Sportler, der sich einen finanziellen Vorteil durch Doping verschaffen kann, dopt, beziehungsweise dazu "gedrängt" wird, zu dopen.

Der Kampf gegen Doping ist nach dem heutigen Stand aussichtslos, und ich freue mich auf den Tag, an dem Sportarten, wie der Radsport, bei den Dopingkontrollen wie die "heilige" Nr.1-Sportart Fussball behandelt wird.
 

Aldis

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Welche schöne Metapher....:love3:

Fakt ist: man wird immer Teams finden, die einen Basso, Valverde, usw. unter Vertrag nehmen werden. Diese werden dann als geleutert hingestellt und die Sponsoren steigen dort eher ein, weil man mehr Chancen auf Siege hat.

Genau hier müssen die Sponsoren - sofern sie denn wirklich einen saubern Sport wollen - ansetzen. Wenn kein Team einen Sponsor findet, weil man einen "Ex"-Doper eingestellt hat, werden die Teams darauf gaaanz schnell verzichten.

Zweite Möglichkeit: Knallharte Strafen. Wer einmal erwischt wird, ist raus, lebenslang. Das wird dem ein oder anderen schon eher den Schlaf rauben, als die Überlegung ob gerade das Blut zu Kompott klumpt. ;)
 

spatz

Animal Hoarder
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Was soll das? Die erwischt wurden sind die Sündenböcke und sollen nie mehr eingestellt werden. Was ist dann aber mit Klöden, Voigt und co, denen man bisher nichts nachweisen konnte. Ach ja, da gilt dann die Unschuldsvermutung. :laugh2:
 

xEr

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Der Kampf gegen Doping ist nach dem heutigen Stand aussichtslos,


Nicht ganz, zumindest wenn man den indirekten Dopingerweis zulässt bzw die Sportler dann auch tatsächlich sperrt. Ich finde hierbei den SPIEGEL Artikel zu Claudia Pechstein ziemlich interessant.

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,635847,00.html


Viele Dopingmittel können bis heute nicht nachgewiesen werden, z.b. gibt es immernoch keine Möglichkeit Eigenblutdoping zu beweisen. Genauso wie zahlreiche nachgemachte Epopräperate usw.. Solange man immer nachweisen muss, welches Dopingmittel der Sportler genommen hat, sind die Doper immer 2 Schritte vorraus. Mit dem indirekten Nachweis anhand der Blutwerte haben die Kontrolleure allerdings sehr viel bessere Chancen, auch wenn es dann eine Verurteilung auf Indizienbasis ist.
 

Aldis

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Was soll das? Die erwischt wurden sind die Sündenböcke und sollen nie mehr eingestellt werden. Was ist dann aber mit Klöden, Voigt und co, denen man bisher nichts nachweisen konnte. Ach ja, da gilt dann die Unschuldsvermutung. :laugh2:

Ähhh? Wie denn sonst? Du fährst dauernd bei den Spitzenfahrern mit, als musst Du gedopt sein, also wirst gesperrt?

Man muss natürlich weiterhin an den Kontrollmöglichkeiten arbeiten, darüber hinaus wäre es auch nicht verkehrt wenn die Proben auch Jahre später noch zur Kontrolle heran gezogen werden dürften und man ggfs. Regressionszahlungen vom Fahrer einklagen könnte.
 

Dernbi

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Das einzige, dass ich mir wünschen würde sind die gleichen Kontrollen in allen Ländern der EU. Zumindest das waäre wünschenswert oder glaubt einer an die Qualität bzw. das Vorhandensein von Kontrollen in Jamaika?
Wenn so wie nun in D getestet wird, in Spanien oder auch in Italien getestet werden würde bzw. worden wäre dann wären und werden mehr Fahrer erwischt.
Zudem muss in jeder Sportart mehr kontrolliert werden. Das, was im Radsport kontrolliert wird, sollte in jeder Sportart durchgeführt werden.
UND ES MUSS endlich der Besitz, die Benutzung, der Handel usw. mit Doping bzw. leistungsteigernden Mitteln mindestens in der ganzen EU unter Strafe gestellt werden.
 

tal

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Es tut mir leid, aber das glaube ich schlicht nicht.

Wer damals an den 2-3 wöchigen Rundfahrten teilgenommen hat, zu einer Zeit als z.b. EPO nicht mal nachweisbar war, hat 100% gedopt.


Ich kann dich ja verstehen, mich haben die letzten zehn Jahre auch mitgenommen, zumal ich Fan von Fahrern war, die sich später als Betrüger herausgestellt haben (u.a. Chiappucci, Pantani). Aber deshalb sollte man nicht alle in einen Topf werfen. Nehmen wir den Festina-Prozess. Damals wurde ja systematisches Doping aufgedeckt, dennoch hat man festgestellt, dass drei Fahrer nicht mitgemacht haben beim epo-spritzen und sonstigen dopen, nämlich Bassons, L. Lefevre und Halgand. Die wurden dafür auch von Virenque, der ja ein Despot und Sadist sondergleichen war, ohne Ende schikaniert.

Oder um David Walsh zu zitieren, einer der integersten Journalisten die ich kenne, der sich auch in mehreren Büchern höchst kritisch mit dem Thema Radsport und Doping auseinander gesetzt hat (u.a. über Tom Simpson und Lance Armstrong):

There's always been people who didn't dope. Always. And I think always will be. It's just that you never see them on the podiums.

My view is that there were plenty of people who rode those Tours clean who were absolutely screwed by the system, and if we don't stand up for those people we shouldn't be in the jobs we're in.


Letzteres Zitat bezieht sich auf die Armstrong-Jahre. Das ganze - höchst interessante - Interview mit Walsh kann man hier nachlesen: (da erfährt man auch einige Hinweise darauf, warum es heuer bei der Tour bisher keine positiven Fälle gab.)
http://velocitynation.com/content/interviews/2009/david-walsh

Es ist völlig klar, dass das Peloton in den Neunzigern zum allergrössten Teil gedopt war. Aber eben nicht komplett, nicht alle haben gedopt, dieser Punkt ist mir wichtig und ich kenne auch keine ernstzunehmende Publikation zum Thema, die etwas anderes behauptet.

Und heute? Wir wissen wenig, wir können nur beobachten und einschätzen. Ich glaube, dass heute ein grosser Teil des Pelotons sauber ist, vielleicht sogar die Mehrheit. Warum? Weil vieles dafür spricht. Es gibt gute Tests, es gibt Organisationen, die den Kampf ernstnehmen (leider nicht nur solche) und es gibt ein wachsendes Problembewusstsein, auch bei der Justiz.

Vor allem aber fallen Doper auf. Sie fallen durch ihre Leistung auf, die sich derart stark von der ihrer Konkurrenten abhebt, dass man als Ursache nur Doping vermuten kann, und tatsächlich werden diese Verhaltensauffälligen des Dopings überführt.

Beispiele: Der unglaubliche Soloritt von Landis bei der Tour 2006. Die Leichtigkeit, mit der Basso beim Giro 2006 am Berg allen davonfuhr ohne auch nur den Mund zu öffnen sowie der Einbruch von Basso im Jahr davor am Stilfser Joch (solche massiven Einbrüche sind mMn so gut wie immer Doping-induziert, siehe auch Zülle), die Leistung von Gutierrez Cataluna beim Giro 2006, die Top Ten Platzierungen von Pfannberger bei allen drei Ardennenklassikern ohne zuvor auch nur ein einziges ernstzunehmendes Vorbereitungsrennen absolviert zu haben, die Leistungsexplosion der Herren Kohl, Schumacher und Duenas bei der Tour 2009, der Herr Ricco usw usf.

Sie alle fielen durch überlegene Leistungen auf und alle wurden überführt. Der springende Punkt dabei ist, dass sie gar nicht derart auffallen hätten können, wenn ALLE dopen, wie du das glaubst. Wenn alle dopen, wie kann dann der 32-jährige Gutierrez Cataluna, der seit sechs Jahren Profi ist und noch nie in den Top 20 einer dreiwöchigen Rundfahrt war, wie kann der plötzlich zweiter beim Giro werden, wie kann der bei jedem Berg Leute wie Simoni, Cunego und Pellizotti abhängen, wenn die auch alle dopen? Wie kann ein Kohl binnen weniger Monate vom Mitläufer zum Top 5 Fahrer bei der Tour werden und wieso können das seine Mitläuferkollegen nicht?

Natürlich gibt es solche und solche Mittel. Der Fall Fuentes hat ja schön gezeigt, dass sich die Reichen (Ullrich, Basso) die guten und teuren Sachen leisten konnten und die Mitläufer nur die nicht so guten. Aber wie wahrscheinlich ist es, dass Leute wie Pfannberger, Gutierrez oder Sella mehr Geld haben und sich besseres Zeugs leisten können als Bruyneel, Riis, P. Lefevre und Co? Nicht sehr wahrscheinlich, würde ich sagen. Wenn sich jemand wie Kohl, der dopt seit er 19 ist und nur durch das dopen überhaupt einen Profivertrag bekommen hat (was nicht gerade für sein Talent spricht) wenn sich so jemand zum Top 5 Fahrer bei der Tour hochpfuschen kann (ohne ärztliche Betreuung by the way) dann spricht das nicht gerade für flächendeckendes Doping im heutigen Peloton.

Wenn wir schon bei der Tour sind, können wir uns auch die Auffahrtszeiten der jeweiligen Protagonisten anschauen. Solche Vergleiche sind immer schwierig, weil keine Etappe der anderen gleicht, dennoch fällt auf, dass die Rekorde, die in den Neunzigern aufgestellt wurden, immer noch existieren. Pantani hält nach wie vor die Rekorde am Ventoux und Alpe d'Huez. Da war kein Armstrong schneller und kein Sastre. Für den Tourmalet brauchte Pantani 1994 39:50, Ullrich 2003 38:43 (Rekord), Pellizotti brauchte am Sonntag 44 Minuten, das sind mehr als 5 Minuten mehr als Ullrich, mehr als eine Welt am Berg. Contador brauchte zweieinhalb Minuten länger nach Arcalis als Ullrich, obwohl letzterer eine wesentlich schwierigere Etappe zu bewältigen hatte. Das bedeutet natürlich nicht, dass alle sauber sind, schon gar nicht Contador & Co., es kann aber auch keiner bestreiten, dass grosse Fortschritte gemacht wurden.

Es bleibt natürlich noch viel zu tun. Das Hauptproblem sehe ich bei der UCI, die nicht nur wenig gegen Doping tut, sondern die nach Meinung nicht weniger ein zutiefst korrupter Haufen ist, der seine schützende Hand über bestimmte Teams bzw. Fahrer hält. Wenn man dann noch den 180 Grad Schwenk der ASO vom letzten Jahr sieht oder die WADA, wie sie einen Hinweis eines Insiders auf systematisches Doping bei Quick Step einfach unbearbeitet jahrelang herumliegen lässt dann bleibt wenig Hoffnung. Dennoch sollte man sie nicht ganz aufgeben. Es ist viel Positives passiert, wie oben schon angesprochen und es wird weiter positives passieren (jaja, doppeldeutig). Wenn man nicht sieht, dass wir heute eine sehr viel bessere Situation haben als noch vor zehn Jahren, dann kann man den Radsport nicht aufmerksam verfolgt haben.
 
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theGegen

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Sehr schön, tal! :thumb:

Und deshalb bin ich auch dagegen, den seit ein paar Jahren eingeschlagenen Weg wieder zu verlassen und das Feld wieder den dreistesten Betrügern zu überlassen... ein Weg, der bei Freigabe des Dopings nicht zuletzt auch zum Tod führen kann (Simpson / Pantani).

Mal im Ernst: ist das wirklich ein geiler Radsport, den man sich zurückwünscht, wo Rasmussen/Contador/Soler abartige Bergsprints fahren? Und Vinokourov einen happigen Rückstand auf einer Etappe in eine Führung verwandelt? Wo T-Mobile ca. die Hälfte der TopTen eines EZFs stellt?

Es besteht vielmehr die Verantwortung der Offiziellen alles zu tun, um den Betrügern das Handwerk zu legen - was McQuaid nicht tut, er handelt vielmehr in unmittelbarer Nachfolge des einstigen Obermauschlers Hein Verbruggen.

Wichtig wäre es natürlich zusätzlich, wenn TV, Medien, Sponsoren und nicht zuletzt die Fans da mitspielen und nicht jeden erwischten Doper mit Gesamtrückzug bestrafen. Denn anstatt sich zurückzuziehen, müsste man eher noch mehr investieren, um noch flächendeckender und bestens ausgerüstet zu testen.
Und richtig - dann fliegen noch ein paar auf.

Aber das Risiko scheut man, also hält man den schützenden Deckel auf die heimischen oder die zurückkehrenden Altdoper.
 

tal

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Richtig, und danke. Nur das mit den Bergsprints von Soler bildest du dir ein, das kann der nämlich gar nicht. ;)
 

theGegen

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Naja, der ging mir auch auf den Sack - kommt daher mit einer Leistung fast aus dem Nichts. Aber das habe ich mir nicht eingebildet:

....Auch ohne Ullrich läuft es für das Team T-Mobile prächtig. Im Stile des Lance-Armstrong-Teams haben sich nach den ersten Etappen vier Fahrer in den Top Ten platziert. Nun beginnt der interne Kampf um das Kapitänsamt.

Das Team T-Mobile dominiert die 93. Tour de France auch ohne ihren "Chef" Jan Ullrich fast im Stil der einstigen Armstrong-Armada. Nach dem ersten von zwei Zeitfahren durfte sich Sergej Gontschar am Samstag als erster Ukrainer der Tour-Geschichte das Gelbe Trikot für den Bonner Rennstall überstreifen. Im Gesamtklassement lagen mit Michael Rogers (3.), Patrik Sinkewitz (4.) und Andreas Klöden (6.) vor der 8. Etappe, der der erste von zwei Ruhetagen folgt, gleich vier Fahrer in Magenta unter den Top Ten....

http://www.stern.de/sport-motor/sportwelt/:Tour-France-T-Mobile-Armstrong-Taktik/565298.html

Aber am ätzendsten war wohl wirklich die Soloflucht von Flandis, nachdem das Favo-Peloton vorher komplett gepennt hatte und Voigt sowie Pereiro mit 30 Minuten davon fahren ließ. Und auf der Etappe davor der Flandis den Berg regelrecht auf allen Vieren hochgekrabbelt war. Da musste man doch bei jedem Kilometer kotzen, wo war das denn geil?
 

Brand1

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Wenn wir schon bei der Tour sind, können wir uns auch die Auffahrtszeiten der jeweiligen Protagonisten anschauen. Solche Vergleiche sind immer schwierig, weil keine Etappe der anderen gleicht, dennoch fällt auf, dass die Rekorde, die in den Neunzigern aufgestellt wurden, immer noch existieren. Pantani hält nach wie vor die Rekorde am Ventoux und Alpe d'Huez. Da war kein Armstrong schneller und kein Sastre. Für den Tourmalet brauchte Pantani 1994 39:50, Ullrich 2003 38:43 (Rekord), Pellizotti brauchte am Sonntag 44 Minuten, das sind mehr als 5 Minuten mehr als Ullrich, mehr als eine Welt am Berg. Contador brauchte zweieinhalb Minuten länger nach Arcalis als Ullrich, obwohl letzterer eine wesentlich schwierigere Etappe zu bewältigen hatte. Das bedeutet natürlich nicht, dass alle sauber sind, schon gar nicht Contador & Co., es kann aber auch keiner bestreiten, dass grosse Fortschritte gemacht wurden.

Ich möchte nur kurz auf den Punkt eingehen. Ich weiß nicht, ob man das so ungefiltert gegenüber stellen kann (also 2009 vs Vorgängerjahre). Zum einen sind die Menschen noch keine Maschinen, so dass eben unterschiedlichsche Sportler unterschiedliche Ergebnisse abliefern (Und Ullrich war ein Ausnahmetalent, Pantani am Berg wahrscheinlich auch).
Marion Jones hatte gedopt und konnte trotzdem nicht den (sicher gedopt erbrachten) 100m Weltrekord knacken. Bloß weil die Leistung schlechter ist muss das noch kein Garant für Dopingfrei sein, sondern einfach das da ein anderes Kaliber fährt, guter Sportler, aber kein Weltstar.
Außerdem war 2003 der Torumalet bestimmt der Schlussanstieg? Was er 2009 nicht war (ich habe das nicht so verfolgt, ich schaue es nur so nebenbei ab und zu, aber ich denke das sollte stimmen). Und beim Schlussanstieg geht es immer anders zur Sache. Außerdem spielen Form auch eine Rolle und eben Strategie. Wenn die früh im Berg reinheitzen und sich lösen wollen, attackieren kommt meist ne andere Zeit bei rum als wenn die da hochbummeln.

Von mir aus kann man Vorgängerjahre vergleichen mit 2009, aber ob das alles so eine wirkliche Aussagekraft hat bezweifle ich halt.
 

tal

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Ich weiß nicht, ob man das so ungefiltert gegenüber stellen kann.

Kann man nicht, was ich auch angedeutet habe. Ich bin normalerweise auch gegen solche Vergleiche, aber Auffahrtszeiten auf Berge kann man noch besser vergleichen als ganze Rundfahrtsschnitte oder ähnliches. Der Trend ist dennoch - bei aller gebotener Vorsicht - klar: es wird heute langsamer gefahren als vor zehn Jahren.

Der Tourmalet war 2003 übrigens kein Schlussanstieg (heuer schon), damals ging es noch nach Luz-Ardiden hinauf, kein wirklich einfacher Berg.

15.jpg
 

Malte

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@tal

Danke für deine sehr gute Antwort. Wenn ich morgen ein bisschen Luft habe, gehe ich vielleicht noch ein bisschen genauer darauf ein. Das Interview mit Walsh werde ich mir selbstverständlich auch mal durchlesen.

Und da du dir schon die Zeit für eine so ausführliche Antwort genommen hast, möchte ich meine erste Aussage (alles sind und waren gedopt) auch abändern.

Es ist durchaus denkbar das es zu jeder Zeit und auch in der heutigen Zeit den ein oder anderen Fahrer gab, der sich nicht gedopt hat oder dopt. Meine erste Aussagen war sicher ein bisschen sehr pauschal und auch ein bisschen provozierend. An der Grundaussage, dass im Radsport in der Vergangenheit nahezu flächendeckend gedopt wurde und meiner Meinung nach weiter gedopt wird, ändert sich durch diese Korrektur ja auch erstmal nichts. Wenn dir dieser Punkt (das es zwischen den ganzen schwarzen auch mal ein weißen Schaaf gab) aber so wichtig ist, bin ich gerne bereit mich da auch zu korrigieren.

Mehr zum Thema, wenn hoffentlich ein bisschen Zeit da ist, dann später.
 

Apollo Schwabing

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Weiss ich nicht.
Wenn so wie nun in D getestet wird, in Spanien oder auch in Italien getestet werden würde bzw. worden wäre dann wären und werden mehr Fahrer erwischt.

Erstaunlich dass sich diese Mär sogar nach der, von staatlichen Geldern geförderten und über 10 Jahren betriebenen Freiburger Dopingmaschinerie, immer noch hartnäckig hält. :D

Ich teile da weitgehend meine Meinung mit Malte, der sehr gut dargelegt hat warum die äusserliche Darstellung dieses Sports gegen 0 tendiert.

Glaubwürdigkeit kann man verlieren, das kann passieren, aber dann sollte man wenigsten versuchen sie wieder herstellen. Doch das tut man nicht mit:

Malte schrieb:
Das geht aber nicht, wenn z.b. Fahrer aus der "alten" (Doping)Generation fröhlich mitmischen dürfen und auch noch vorne dabei sind. Anstatt solchen Fahrer keine Verträge mehr zu geben und nach Aussen zu demonstrieren das diese Zeiten vorbei sind, fahren sie weiter um Siege mit und sind die Top Stars und top Verdiener im Feld. Kein Wunder, ihre Verträge haben sie ja auch von ihren "alten Zöpfen" bekommen, die immer noch die Verantwortung tragen. So gewinnt man keine Glaubwürdigkeit zurück.

Der Radsport hat den unbedingt notwendigen Schnitt nicht gemacht. Man hatte Angst davor, sich tief ins eigene Fleisch zu schneiden, um das Geschwür heraus zu holen. Also hat man ein bisschen geschnibbelt und an der Oberfläche gekratzt. Mittlerweile ist das Pflaster drauf und der Patient soll als geheilt entlassen werden. Dem wuchert es weiter im ganzen Körper und der kann kaum gerade stehen, aber immer wenn ne Kamera auf ihn gerichtet wird stellt er sich Aufrecht hin, lächelt und sagt das es ihm bestens gehe. Dabei weiß eigentlich jeder, dass er lügt wie eh und je.

:thumb:

Bjarne Riis sollte da auch erwähnt werden, inklusive andere alte Zöpfe (Aerzte, Pfleger, Betreuer, etc) die da noch rumturnen.

Die Methode "Pechstein" wäre in meinen Augen die einzige wirksame Methode den Dopingsumpf (in allen Sportarten übrigens) zu bekämpfen. Ansonsten hechelt der Dopingbekämpfer den Dopingsündern ein ganze Sportkarriere chancenlos hinterher.
 

Aldis

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Mal im Ernst: ist das wirklich ein geiler Radsport, den man sich zurückwünscht, wo Rasmussen/Contador/Soler abartige Bergsprints fahren? Und Vinokourov einen happigen Rückstand auf einer Etappe in eine Führung verwandelt? Wo T-Mobile ca. die Hälfte der TopTen eines EZFs stellt?

Nein. Wir wollen sie leiden, einbrechen und kämpfen sehen. Diese Roboter, die da wie beim gemütlichen Kaffee-Klatsch die HC Kategorien hochfahren mag ich nicht. ;)

@tal: Schöner Beitrag. Trotzdem denk ich, dass immernoch massiv gedopt wird. Möglicherweise war der Stoff, der damals benutzt wurde (und heute nachweisbar ist) auch wesentlich leistungsfördernder als die heutigen Mittelchen. Außerdem muss man auch mal definieren wo Doping anfängt - Blutdoping? EPO? Oder auch schon Asmasprays und Kortison? Wenn man bei der kleinsten leistungssteigernden Einheit anfängt dies als Doping zu bezeichnen, wird mMn 3/4 des Feldes etwas einwerfen - natürlich haben einige dies auch von irgendeinem total unvoreingenommenen Arzt attestiert (wie etwa Asmasprays), streng genommen ist es aber auch Doping.
 

tal

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@ Malte

Freut mich, dass du deine Aussage ein wenig geändert hast. Ich hatte eh das Gefühl, dass sie zum Teil dem Frust geschuldet war, den wir Radsportfans so gut kennen. Wir können uns auch gerne weiter über das Thema unterhalten, wenn du mal Zeit hast.




Außerdem muss man auch mal definieren wo Doping anfängt - Blutdoping? EPO? Oder auch schon Asthmasprays und Kortison?

Doping ist alles was verboten ist, würde ich sagen. Ganz einfache Definition. ;) Die von dir angeführten Dinge gehören sicher dazu, es sei denn man hat eine Ausnahmegenehmigung für so ein Spray.

Möglicherweise war der Stoff, der damals benutzt wurde (und heute nachweisbar ist) auch wesentlich leistungsfördernder als die heutigen Mittelchen.

Ja und nein. So wie ich das verstehe, ist EPO das Nonplusultra. Das ist viel besser als Blutdoping, Steroide und der ganze andere Kram zusammen. Was heute vermutlich nicht mehr geht, ist sich gezielt auf 54 % Hämatokritwert hinaufzuspritzen, wie das bei Festina der Fall war oder soger noch höher auf 60 %, wie das lebensmüde Irre wie Riis gemacht haben.

Und natürlich kann man nicht mehr die alten EPO-Produkte verwenden, die seit 2000 nachweisbar sind. Muss man auch nicht, denn es gibt jede Menge neue. Da gibt es ja EPO der zweiten und der dritten Generation und weiss der Geier was. CERA ist ja auch ein EPO-Produkt und das haben u.a. Ricco, Rasmussen und Kohl genommen, das betrifft also nicht die ferne Vergangenheit.

Hier ein interessantes Interview mit einem 'Dopingjäger':

http://derstandard.at/fs/1246541945943/Standard-Interview-Keiner-darf-sich-sicher-sein
 

Big d

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Ich glaube auch das flächendeckend gedopt wird. Im Radsport, aber auch in Fußball, NBA, MLB und individualsportarten wie Tennis und Boxen.

Erwischt werden die Radsportler sicher aus verschiedenen Gründen. Ein Grund ist sicher das sie immer auf Tour sind. So können sie das Doping wesentlich schlechter verstecken als ein Bundesliga Klub der das zu hause in seinem Geheimlabor macht.
Ein Team auf Tour dagegen muss immer ein wenig improvisieren, so gibt es mehr Lücken im System mal einen zu erwischen der nicht aufpasst.
 
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