Original geschrieben von Conny
In meinem Schrank im Büro findet sich neben einer Palette fettarmer H-Milch auch eine Reihe von Früchte-Müsli-Packungen. Immer wenn ich einen schwierigen Fall bekomme, sage ich zu meinen Sekretärinnen: "Da muss ich erstmal ein Früchte-Müsli essen!".
Conny
Boah, Du hast gleich mehrere Sekretärinnen!
Zum Thema Abführmittel:
Ich als Dr. med h.c. kann dazu nur sagen:
Neue Entwicklungen im Bereich der Abführmittel müssen vielen Anforderungen genügen, insbesondere
darf eine Reizung oder Schädigung der Schleimhaut nicht auftreten.
müssen Störungen im Wasser- und Elektrolythaushalt ausgeschlossen werden.
dürfen Abführmittel die Wirkung anderer Medikamente nicht verstärken oder abschwächen.
sollen unangenehme Begleiterscheinungen wie Blähungen, Durchfall oder Magenkrämpfe nicht auftreten.
dürfen Abführmittel auch bei längerem Gebrauch nicht zu Gewöhnungserscheinungen oder mangelnder Wirksamkeit führen.
Fachinformationen zur Wirkweise von Macrogol Diesen Anforderungen scheinen neuere Medikamente mit dem Wirkstoff Macrogol sehr nahe zu kommen. Sie sollten zusätzlich mit Elektrolyten angereichert sein (z.B. als ISOMOL® rezeptfrei in der Apotheke erhältlich) und werden in einer vorgeschriebenen Flüssigkeitsmenge genommen.
Wie bei einem Schwamm werden Wasser und Elektrolyte festgehalten. Die Bestandteile in dieser Trinklösung sind so aneinander gebunden, daß sie bis in den Dickdarm transportiert werden können. Wasser und Elektrolyte aus der Lösung werden bei der Darmpassage nicht resorbiert. Macrogol ist eine sehr reaktionsträge Substanz. Die Darmbakterien, die normalerweise den Darminhalt aufspalten und abbauen, haben bei Macrogol keine Chance. Sowohl der Wassergehalt, als auch die Elektrolyte, die in der Lösung enthalten sind, sind optimal auf den menschlichen Organismus abgestimmt. Das nennt sich isoosmolar. Die Isoosmolarität sorgt dafür, daß auch der empfindliche Elektrolythaushalt der Körpers im Gleichgewicht bleibt.
Die Normalisierung des Stuhlgangs erfolgt langsam und schonend. Die gesamte Flüssigkeitsmenge und die Inhaltsstoffe der Lösung gelangen in den Dickdarm und sorgen dort für eine Durchfeuchtung des Stuhls. Gleichzeitig wird das Stuhlvolumen vergrößert und die normale Darmtätigkeit (Peristaltik) angeregt. Die Folge ist ein normaler Stuhlgang innerhalb von 24 bis 72 Stunden, ohne daß der Wasser- und Elektrolythaushalt gestört wird.
Top
Wasserbindende Abführmittel
Mißbrauch ist gesundheitsschädlich.
Magen und Darm. Beschwerden und ihre Behandlung. Bei der Therapie von Verstopfungen werden häufig Abführmittel eingesetzt. Der dauerhafte Gebrauch von Abführmitteln, medizinisch Laxantien genannt, kann gesundheitsschädlich sein und die Verstopfung verschlimmern.
Bei herkömmlichen Laxantien liegt das daran, daß diese Medikamente in der Regel die Darmträgheit unterstützen. Wer nicht gefordert wird, wird faul. Das gilt auch für den Darm.
Eine Ausnahme bildet hier der Wirkstoff Makrogol, der mit zusätzlichen Mineralien versehen, (z. B. ISOMOL®) rezeptfrei in der Apotheke erhältlich ist.
Abführmittel entziehen dem Körper Wasser und Elektrolyte. Die meisten Laxantien wirken, indem sie dem verhärteten Kot Flüssigkeit zuführen. Diese Flüssigkeit wird meistens aus dem Blut in den Darm transportiert. Die meisten Menschen, die unter einer Verstopfung leiden, trinken zu wenig. Durch den Flüssigkeitsentzug bei der Einnahme entsprechender Laxantien steht dem Organismus dann noch weniger Flüssigkeit zur Verfügung. Gleichzeitig mit dem Wasser entziehen diese herkömmlichen Abführmittel dem Körper auch Elektrolyte z. B. Kalium. Das kann zu einem Mangelzustand führen.
Salze und Zucker bewirken einen massiven Einstrom von Wasser aus dem Körper in den Darm. Alle Salze, z. B. Glaubersalz und Bittersalz sowie Zucker, z. B. Lactulose und Alkohole gelten als osmotisch wirksame (wasserziehende) Laxantien.´Gelangt eine erhöhte Konzentration von osmotisch wirksamen Substanzen in den Darm, so versucht der Darm, nach chemischen Gesetzen, diesen osmotischen Druck auszugleichen. Bestimmte osmotische Substanzen wie z.B. Glaubersalz können den Darm nicht verlassen. Deshalb gibt der Körper Wasser an den Darm ab, um so die Konzentration zu senken. Der damit verbundene massive Einstrom von Wasser erweicht zwar den verhärteten Stuhl kann gleichzeitig aber auch zu einem Elektrolytverlust führen. Ein anderes Beispiel ist die Lactulose. Hier entsteht erst durch die Darmbakterien eine osmotisch wirksame Substanz. Bei diesem Vorgang können unangenehme Blähungen entstehen.
Vorsicht vor den Nebenwirkungen. Zucker und Alkohole wirken zwar langsamer und schonender, aber auch hier sind die Nebenwirkungen zu beachten: Blähungen, Bauchschmerzen, Elektrolytverschiebungen, zusätzliche Kalorienaufnahme und Einflüsse auf die Wirkung anderer Medikamente.
Top
Einläufe
Einläufe als Vorbereitung vor Untersuchungen. Einläufe werden häufig vor rektalen Untersuchungen vorgenommen. Mit Hilfe eines Klistiers wird Flüssigkeit über den After in den Darm gepreßt, so daß sich der Darm stark weitet. Das führt praktisch sofort (nach 5 bis 20 Minuten) zum Stuhlgang. Zwar ist diese Methode eher schonend, sie kann aber die Analschleimhaut stark reizen und sogar zu Fissuren führen. Bei dauerhafter Anwendung kommt es auch hier zu einer Gewöhnung und zu Darmträgheit.
Top
Stimulanzien
Stimulanzien reizen die Darmschleimhaut. Stimulanzien bewirken durch eine chemische Reizung der Darmschleimhaut einen Wassereinstrom in den Darm. Auch hier kommt das Wasser über das Blut in den Darm. Gleichzeitig kann es zu einem Verlust an Elektrolyten kommen. Die chemische Reizung der Darmschleimhaut kann nachhaltige Schäden verursachen. Das bekannteste darmreizende Stimulans ist das Rizinusöl, aber auch andere Substanzen, auch pflanzliche Reizstoffe, haben diese Wirkung.
Die Folgeschäden können sehr unangenehm sein. Stimulanzien wirken meistens schnell, zwischen 5 bis 8 Stunden. Zu den Folgeerscheinungen können häufige krampfartige Bauchschmerzen, Elektrolytstörungen, sekundärer Hyperaldosteronismus (übermäßige Produktion von Aldosteron), Pseudomelanosis Coli (Dunkelfärbung der Darmschleimhaut) und Einflüsse auf die Wirkung anderer Medikamente gehören.
Top
Füll- und Quellstoffe
"Natürliche" Abführmittel sind kein Ersatz für eine ausgewogene Ernährung. Füll- und Quellstoffe werden häufig als Nahrungszusätze anstelle einer faserreichen Kost gewählt. Aber obwohl z. B. Leinsamen, Weizenkleie und zu einer ausgewogenen Ernährung dazugehören, wirken sie als Nahrungsergänzung und Abführmittel eingesetzt oft nicht in gewünschter Weise.
Auch hier kann es zu einer Störung des Wasserhaushalts kommen. Grund dafür ist wieder einmal der Wasserhaushalt. Quellstoffe benötigen eine erhöhte Wassermenge. Da die meisten Menschen aber sowieso zu wenig trinken, und viele bei der Einnahme von Quellstoffen nicht auf eine ausreichende Wasserzufuhr achten, kann es zu einem erhöhten Verstopfungsrisiko kommen. Außerdem kann es zu Völlegefühl und Blähungen kommen.
Teurer Ersatz für eine gesunde Ernährung. Grundsätzlich gilt: Werden Füll- und Quellstoffe als Nahrungsergänzung "mißbraucht", sind sie ein teurer Ersatz für eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung.
Top
Indikationen
Die Risiken müssen bedacht werden.
*vgl. MEDLINE
Alterations in colonic anatomy induced by chronic stimulant laxatives: the cathartic colon revisited. Author Joo JS; Ehrenpreis ED; Gonzalez L; Kaye M; Breno S; Wexner SD; Zaitman D; Secrest K Address Department of Colorectal Surgery, Cleveland Clinic Florida, Fort Lauderdale, USA. Source J Clin Gastroenterol, 1998 Jun, 26:4, 283-6 Kinder sollten wegen der beschriebenen Gefahren keine Abführmittel einnehmen. Auch Erwachsene sollten nicht ständig ohne ärztlichen Rat Abführmittel nehmen. Insbesondere sollte die Dosis nicht ständig erhöht werden.
Wer über einen langen Zeitraum ohne ärztliche Betreuung Laxantien einnimmt kann ernsthafte Folgeschäden erleiden, u.a.:
lokale Beschwerden wie Analveränderungen und -fissuren,
anatomische Darmveränderungen wie Nervenveränderungen und Verdünnung der Darmwand*,
gravierende Elektrolytstörungen wie Muskelkrämpfe und Herzrhythmusstörungen.
Eine medizinische Notwendigkeit für Abführmittel besteht nur in Ausnahmefällen. In manchen Fällen ist aber die Einnahme von Laxantien medizinisch sinnvoll, z. B.:
zur Vermeidung von Bauchpressen nach einem Herzinfarkt oder bei ausgeprägter Hypertonie,
bei schmerzhaften Erkrankungen am After, z. B. Hämorrhoiden, Analfissuren o.ä.
zur Entleerung des Darms vor einer Operation oder einer Röntgenuntersuchung im Darmbereich.
als unterstützende Maßnahme bei extrem hartnäckigen Verstopfungen.
bei Koprostase. Dieser Begriff wird für einen Kotstau verwendet, bei dem sich möglicherweise auch Kotsteine im Dickdarm gebildet haben.
Abführmittel sind Medikamente! Grundsätzlich gilt: Auch Abführmittel sind Medikamente, deren längere Einnahme nur auf ärztlichen Rat hin erfolgen sollte.