@Roberts
Du hast ja mit allem Recht, was Du sagst. Aber letztlich ist das das System des Boxsports weltweit. Das hat Sauerland gemolken, deswegen trauere ich auch sicher nicht darum, dass die Züngler-Familie jetzt weniger Geld verdient, aber für den deutschen Boxsport ist der Untergang, wenn er denn kommt, sicher nicht gut. Ich glaube bloß, dass es irgendwie wenig bringt, die Promoter (es betrifft ja letztlich alle) an den Pranger zu stellen. Das Problem ist doch das System:
Sauerland veranstaltet einen Aufbaukampf mit dem deutschen oder meinetwegen österreichischen Boxverband. Die von dem Verband gestellten Punktrichter wissen doch genau, dass ihre berufliche Zukunft und die des Verbandes (der österreichische Verband kann doch jetzt z.B. die Insolvenz anmelden) davon abhängt, dass der Promoter weiterhin brav Sanktionsgebühren an den Verband überweist. Um das zu gelingen, müssen die Prospects irgendwann zu Hauptkämpfern aufsteigen. Damit werden "Ausrutscher" sicher nicht zu Punktniederlagen führen. Als Promoter musst Du da im Prinzip gar nichts machen. Genauso geht es dann bei den Weltverbänden weiter. Die kleineren eigentlich völlig wertlosen Titel machen nur Sinn für die großen Promoter, um ihre Boxer die Listen hochzubringen, also muss da auch schon einiges passieren, damit die vom Weltverband gestellten Punktrichter gegen den Hausboxer punkten. Weiter geht es bei den WM-Kämpfen. Deutscher Weltmeister (der ca. dreimal im Jahr Geld an den Weltverband abdrückt) boxt gegen argentinischen Sojabauer. Naja, mit wem wird der Weltverband wohl zukünftig mehr Sanktionsgebühren abgreifen? Da werden die üblichen Punktrichter die Runde im Zweifel dem Weltmeister geben. Und Zweifel kommen gerne schnell auf. So ist das System weltweit! In Las Vegas gewinnen auch eher die Boxer, die auch wieder zurück nach Las Vegas kommen, weil davon das Überleben der Commission abhängt. Da muss man als Promoter ja noch nichtmal jemanden schmieren, das läuft doch von ganz alleine.
Ich will die Züngler ja auch gar nicht verteidigen, aber letztlich kann man die Vorwürfe, die Du mit gutem Recht erhebst, gegen jeden Promoter weltweit erheben. Es gibt keinen Promoter, der dieses korrupte System nicht zu seinen Zwecken nutzt. Aber, wenn man sich über das Aus des letzten großen deutschen Promoters freut, sollte man eben nicht die Folgen für das deutsche Profiboxen außer Acht lassen. Denn das geht bergab, denn ohne großen Promoter im Hintergrund können nur absolute Ausnahmetalente (die Abraham, Sturm, Huck, Maske... eher nicht waren) Positionen erreichen, die sie für die breite Masse interessant machen.
Ich sehe übrigens bei Universum das Ganze etwas anders, die haben bei dem kreativen Auslegen des ZDF-Vertrages (das Erfinden von irgendwelchen obskuren Frauentiteln um die WM-Quote zu halten) überrissen und damit dem deutschen Boxen auf lange Sicht eher geschadet. Das sehe ich bei Sauerland jedenfalls nicht in der Deutlichkeit.
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