Nun....jetzt weiß ich aber immer noch nicht wirklich, warum das Povetkin-Lager den Kampf abgesagt hat?
Die Antworten stehen da. Du musst deine Wahrheit finden.
1. Warum hat Povetkin kein Attest vorgelegt?
Povetkin hat, bezüglich der ersten Absage, ein Attest vorgelegt. Es wäre mir völlig neu, wenn man mir nichts dir nichts einfach etwas behaupten könnte ohne es vor dem Verband, wenigstens durch ein Attest, zu belegen. Hat W.Klitschko bezüglich Chisora auch gemacht. Dieser machte sogar alle ärztlichen Unterlagen öffentlich. Trotzdem war die öffentliche Meinung die, dass Klitschko keinen Bock auf den einen Briten hat, lieber gleich mit dem anderen Briten boxen möchte (was er auch getan hat). Nichtsdestotrotz, ich habe mir die Unterlagen angeschaut, war auf dem MRT ein Riss im Muskel klar sichtbar. Er war definitiv verletzt. Hat aber trotzdem nichts in der Öffentlichkeit geändert, da beim Golfspielen fotografiert...
2. Klar ist der Vater gestorben, aber warum wird das erst im Nachhinein als Grund gebracht? Kein Boxfan und kein Klitschko kann da Kritik üben, wenn Povetkin gesagt hätte "Sorry, Vater tot. Kein Kopf fürs Boxen momentan"
Povetkin hat den Vatertod nie als Grund vorgeschoben. Ich will damit nur klar machen, dass er sich trotzdem, kurz nach der Beerdigung, weiter auf den Klitschkokampf vorbereitet hat. Und das weiter in den USA btw. Das spricht eben ganz und gar nicht für einen Kämpfer der Angst hat und sich duckt. Povetkin hat es auch mehrmals in Interviews geäußert "Man sagt ich fliehe vor den Klitschkos. Als mein Vater starb habe ich meine Familie im Stich lassen müssen um mich auf den Kampf vorzubereiten. Ich war nicht für sie da. Jetzt stehe ich aber als Feigling da, der von Anfang an den Kampf nicht wollte".
3. Wenn Hrunov keinen Bock auf den Vertrag hat, hat er sich wohl den falschen Beruf ausgesucht. Einfach den Kampf platzen zu lassen, weil einem der Vertrag nicht gefällt, ist sehr unprofessionell.
Der Kampf ging in die Purse Bid, die hat die Klitschko-Seite gewonnen und somit ist das Austragungsrecht und alles drumherum bei den Klitschkos.
Wenn da Sachen drinstehen, die man für rechtswidrig etc hält, schaltet man den Weltverband ein....auch das wurde von Povetkins-Lager aus nicht gemacht.
Hrunov wollte einen Vertrag unter anderen Bedingungen. Er ist nicht der Erste und Letzte der Vertragsbedingungen von K2 kritisiert hat. Valuev hat sich mal wiefolgt dazu geäußert "Vitali ist ein Geschäftsmann durch und durch. Ich sollte damals einen Vertrag unterschreiben der mich, im Falle eines Sieges, für 3 weitere Kämpfe an die Klitschkos gebunden hätte. Das war in meiner Situation einfach nicht möglich".
Das Ding ist, Sauerland wollte zu dem Zeitpunkt einfach nur Kohle machen. Man hat an seinen Schützling nicht mehr geglaubt und alles unterschrieben was Geld bringt. Hrunov hat dies nie akzeptiert und letztendlich durch das Nichterscheinen den Kampf boykottiert. Du hast vollkommen Recht, professional ist das nicht! Da steht der eine dem anderen im Weg.
Was richtig ist, dass Povetkin sich sicherlich nicht drückt. Aber so ist es wohl bei sehr vielen Boxern, dass diese durchaus jeden Kampf annehmen würden. Es scheitert dann wie so oft immer am Manager/Promoter/Trainer.
Da wurschteln bei Povetkin aber auch alle 3 irgendwie drinrum und es wirkt einfach nur chaotisch und unprofessionell, was da mit Povetkin gemacht wird.
Die Jahre mit Atlas waren mehr als verschenkt. Sauerland wird Minus mit Povetkin gemacht haben. Der einzige, der sich wahrsdcheinlich freut ist Hrunov!
Dass Povetkins Selbstbewusststein durch sowas nicht gestärkt wird, wenn der Trainer sagt, dass er chancenlos ist, ist natürlich auch noch klar.
Povetkins Karriere wurde einfach gnadenlos verschenkt.
So ist das auch. Zusätzlich zu dem Sauerland/ Hrunov/ Trainer Trio kommt noch die Tatsache, dass Povetkin, wie weiter oben erwähnt, ein extrem einfach gestrickter Mensch ist. Er macht das was man ihm sagst, ohne Widerworte. Dazu ist er streng gläubiger Christ und einfach zu Gutgläubig für das Buisiness.
Was man Povetkin vorwerfen muss, dass er selbst zu lethargisch war. Sich bspl nie probiert hat, hier populär zu machen, sondern immer nur zum Kampf nach Deutschland angereist ist. So wird man hier nicht bekannt/berühmt.
Kann man, muss man fast sogar. Sauerland hätte aber sehen müssen, dass er sich hier wird nicht anpassen können. Man hätte reagieren müssen und ihn in Moskau vor ausverkauften Hallen boxen lassen sollen. Bis heute hat er ganze 4 Kämpfe in Russland gemacht. 4 von 25, dazu nur einen in Moskau. Aber nein, man wollte auf Teufel komm raus den Klitschkos im deutschen Markt Paroli bieten.
Du hast recht, manchmal werden Entscheidungen von Boxern, Promotern und Manager in einen Topf geschmissen und kritisiert. Das ist dann ab und an nicht fair.
Ein Boxer ist allerdings zu einem gewissen Teil auch für sein Umfeld verantwortlich und sollte auf die sportliche Herausforderung drängen. Wenn es kurzfristig nicht möglich ist, dann sollte man in die Öffentlichkeit gehen. Mag sein, dass er Hrunov blind vertraut und er sich nicht mit seinem Beruf über das Training hinaus beschäftigt oder er geht den Weg von Hrunov mit.
Sauerland hatte jedenfalls kein Interesse an der Absage des Kampfes und mit der Aussage von Atlas ist doch jedem klar, dass ein Ausweg gesucht wurde.
Mir kommt es manchmal einfach so vor, als gäbe es im Boxen nur Schwarz und Weiß. Ein Kämpfer hat entweder Eier oder er ist eine Memme. Ich habe früher selbst Kampfsport betrieben, weiß Gott meilenweit vom Profibereich entfernt. Doch auch ich kann berichten, dass es so viele Situation gibt, Tage gibt an denen man sich einfach schlecht fühlt, nicht von sich selbst überzeugt ist oder einfach auch die Aufregung mal über den Kopf steigt. Zweifel und Unwohlsein im Kampf abzustellen und 100% zu zeigen, war für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Doch kam bei mir alle zwei Wochen ein Turnier, die Chance auf Wiedergutmachung war relativ schnell da. Bei den Profiboxern ist es anders, des Weiteren ist der Druck auch um einiges größer. Die Zweifel und Gefühle sind aber bei jedem Menschen gleich.
Ein Profi kann aber nicht einen Tag vorher sagen "hey, mir gehts echt *******e und ich bin momentan nicht von mir überzeugt". Eine Kampfabsage mit dieser Begründung würde sofort Hohn und Spot nachsichziehen. Dabei ist es nur menschlich. Dann kommen auch, teilweise, wirrkürliche Ausreden a la Virusinfekt und Durchfall wie bei Dimitrenko - Sosnowski (Sorry, die Krankheit habe ich früher in der Schule für Atteste gebraucht, weil man die eben kaum nachweisen kann). Ein Abbruch ist für die Fans immer *******e, ich kann das auch verstehen. Trotzdem sollten wir auch die Profis Mensch sein lassen und akzeptieren, wenn diese kurz vor einem Kampf sagen ich kann heute keine 100% abrufen (warum auch immer). Vielleicht werden dann auch die abstrusen Krankheiten weniger.
Ein Kretschmann verliert nicht gegen einen Bakhtov weil dieser ihm boxerisch überlegen ist. Der Russenschläger denkt einfach nicht nach. Bakhtov boxt des Boxenswillen. Niederlagen und Siege gehen bei ihm schon seit jeher Hand in Hand. Ich glaube auch nicht, dass Kretschmann zu soft für den Sport war. Man gab ihm einfach nicht die Möglichkeit sich mit seinen inneren Zweifel auseinderzusetzen. Ich denke für den Türken haben solche Sachen nicht einmal existiert.
Naja, ich will einfach nur damit sagen, was du ja teilweise auch schon angeschnitten hast, wir sollten damit anfangen den Profis gewisse "Freiräume" zu lassen, sie nicht immer Stellvertretend für die eigentlichen Drahtzieher in den Dreck zu ziehen und unsere extreme Sicht der Dinge etwas zu relativieren.