Benjamin
Zahlenfreund
- Beiträge
- 38.583
- Punkte
- 113
In der guten alten Zeit, als es noch keine Windpunkte gab, war das ja ganz einfach: Aufwind war gut, Rückenwind war schlecht. Nun gibt es seit etwa einem Jahr die viel diskutierte Windregel, die das Ganze etwas gerechter machen sollte: Die Springer die Aufwind haben, bekommen Punkte abgezogen; die Springer, die Rückenwind haben, bekommen dazu.
In den Diskussionen nach den Wettkämpfen könnte man aber manchmal meinen, es gäbe diese Punkte nicht - denn eigentlich hört es sich genauso an wie vorher... vielleicht sogar noch schlimmer, weil man ja nun bei jedem Springer zumindest die Durchschnittswindwerte kennt: "Der Thomas hatte viel schlechtere Bedingungen als Larinto, nur deshalb hat er nicht gewonnen." - "Unsinn, im ersten Durchgang hatte er immer noch günstigeren Wind als Kofler, und der war trotzdem weiter." - "Die schlechtesten Bedingungen hatte immer noch Martin Schmitt." In dieser Frage wird man sich wohl nie einig. :
In einer anderen Frage scheint aber sehr wohl größtenteils Einigkeit zu herrschen. Die Punktgutschriften und -abzüge sehen viele anscheinend eher als Trostpflaster an. So wird es auch im Fernsehen meist erklärt: Wer Aufwind hat, gewinnt dadurch mehr Punkte als er nachher wieder abgezogen bekommt; wer Rückenwind hat verliert dadurch mehr Punkte als er nachher wieder dazu bekommt.
Aber ist das denn wirklich so? War es nicht ursprünglich die Intention der FIS, die Punktabzüge und -gutschriften so zu gestalten, dass sie ein echter Ausgleich sind? Und wie könnte man überprüfen, was nun richtig ist?
Ich habe mir dazu ein paar Gedanken gemacht und hatte folgende Idee: Wenn es stimmt, dass die Punkte kein echter Ausgleich für die Bedingungen sind, dann müssten doch auf den vorderen Plätzen im Schnitt nach wie vor mehr Springer mit guten Bedingungen (also höheren Punktabzügen) zu finden sein als weiter hinten. Gleichen die Punkte die Bedingungen aber tatsächlich recht gut aus, dann müssten Springer mit besseren und schlechteren Bedingungen recht gleichmäßig über das Feld verteilt sein. Ich habe mir daher mal die Ergebnisse von fünf Wettkämpfen (Kuusamo, Kuopio, Lillehammer 1 + 2, Sapporo 1) etwas genauer angesehen. Ich habe für alle Springer mit zwei Durchgängen den Gesamtabzug/aufschlag durch den Wind berechnet und in Abhängigkeit von der Platzierung in ein Diagramm eingetragen (letzteres nur rechnerisch). Anschließend habe ich eine Ausgleichsgerade durchgelegt - und das Ergebnis war erstaunlich: Es hat gezeigt, dass in Kuusamo, Kuopio, Sapporo und beim ersten Springen von Lillehammer die weiter vorne platzierten Springer im Schnitt geringfügig schlechtere Bedingungen hatten; nur beim zweiten Springen von Lillehammer war es andersherum.
Mit anderen Worten: Die Windpunkte gleichen die Bedingungen anscheinend doch ganz gut aus - anders als meist behauptet.
Anmerkung: Das Ganze gilt natürlich höchstens dann, wenn es nicht zu extrem wird. Dass die Windpunkte die Schwierigkeiten, mit denen der Springer zu kämpfen hat, nicht korrekt widerspiegeln, wenn der Wind sehr stark ist, dreht, von der Seite kommt oder wenn der Anlauf sehr knapp gewählt ist, wissen wir ja bereits - darum soll es hier auch nicht gehen.
Ich hoffe, der lange Text schreckt niemanden ab.
In den Diskussionen nach den Wettkämpfen könnte man aber manchmal meinen, es gäbe diese Punkte nicht - denn eigentlich hört es sich genauso an wie vorher... vielleicht sogar noch schlimmer, weil man ja nun bei jedem Springer zumindest die Durchschnittswindwerte kennt: "Der Thomas hatte viel schlechtere Bedingungen als Larinto, nur deshalb hat er nicht gewonnen." - "Unsinn, im ersten Durchgang hatte er immer noch günstigeren Wind als Kofler, und der war trotzdem weiter." - "Die schlechtesten Bedingungen hatte immer noch Martin Schmitt." In dieser Frage wird man sich wohl nie einig. :
In einer anderen Frage scheint aber sehr wohl größtenteils Einigkeit zu herrschen. Die Punktgutschriften und -abzüge sehen viele anscheinend eher als Trostpflaster an. So wird es auch im Fernsehen meist erklärt: Wer Aufwind hat, gewinnt dadurch mehr Punkte als er nachher wieder abgezogen bekommt; wer Rückenwind hat verliert dadurch mehr Punkte als er nachher wieder dazu bekommt.
Aber ist das denn wirklich so? War es nicht ursprünglich die Intention der FIS, die Punktabzüge und -gutschriften so zu gestalten, dass sie ein echter Ausgleich sind? Und wie könnte man überprüfen, was nun richtig ist?
Ich habe mir dazu ein paar Gedanken gemacht und hatte folgende Idee: Wenn es stimmt, dass die Punkte kein echter Ausgleich für die Bedingungen sind, dann müssten doch auf den vorderen Plätzen im Schnitt nach wie vor mehr Springer mit guten Bedingungen (also höheren Punktabzügen) zu finden sein als weiter hinten. Gleichen die Punkte die Bedingungen aber tatsächlich recht gut aus, dann müssten Springer mit besseren und schlechteren Bedingungen recht gleichmäßig über das Feld verteilt sein. Ich habe mir daher mal die Ergebnisse von fünf Wettkämpfen (Kuusamo, Kuopio, Lillehammer 1 + 2, Sapporo 1) etwas genauer angesehen. Ich habe für alle Springer mit zwei Durchgängen den Gesamtabzug/aufschlag durch den Wind berechnet und in Abhängigkeit von der Platzierung in ein Diagramm eingetragen (letzteres nur rechnerisch). Anschließend habe ich eine Ausgleichsgerade durchgelegt - und das Ergebnis war erstaunlich: Es hat gezeigt, dass in Kuusamo, Kuopio, Sapporo und beim ersten Springen von Lillehammer die weiter vorne platzierten Springer im Schnitt geringfügig schlechtere Bedingungen hatten; nur beim zweiten Springen von Lillehammer war es andersherum.
Mit anderen Worten: Die Windpunkte gleichen die Bedingungen anscheinend doch ganz gut aus - anders als meist behauptet.
Anmerkung: Das Ganze gilt natürlich höchstens dann, wenn es nicht zu extrem wird. Dass die Windpunkte die Schwierigkeiten, mit denen der Springer zu kämpfen hat, nicht korrekt widerspiegeln, wenn der Wind sehr stark ist, dreht, von der Seite kommt oder wenn der Anlauf sehr knapp gewählt ist, wissen wir ja bereits - darum soll es hier auch nicht gehen.
Ich hoffe, der lange Text schreckt niemanden ab.