Wind- und Anlaufregel: Endlich faire Wettkämpfe - oder unnötiger Ballast?


Benjamin

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Man tut doch längst sogar viel mehr: Mittlerweile wird ja sogar bei jedem Springer vor dem Sprung eingeblendet, wie weit er ungefähr springen muss, um die Spitze zu übernehmen. Dass das nicht auf den halben Meter genau stimmen kann, weil sich der Wind in der paar Sekunden bis zum Sprung noch ein bisschen ändern kann und weil auch die Haltungsnoten hinzu kommen, ist klar - aber im Vergleich zur Anfangszeit der Wind- und Gateregel hat sich da schon einiges getan in der Darstellung.


Und wenn die Stars einen schlechten Versuch haben, springen sie auch heuzutage weniger weit - das hat doch wieder mit der Windregel überhaupt nichts zu tun.
 

Priska01

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Gerade wo Du die Haltungsnoten ansprichst, damit sind die Jungs doch schon gestraft genug. Nachwuchsspringer bekommen grundsätzlich schlechtere Noten egal wie gut sie sind. Aber auch anderen Springern passiert das wenn sie mal ne zeitlang etwas schlechter gesprungen sind. Die Sprungrichter schauen doch garnicht mehr richtig hin. Denen ist es doch total egal. Die glauben wahrscheinlich das die Zuschauer blöd sind und das so wie so nicht merken. Ist ja auch egal ändern könnten sie ja nichts. Bei den Stars muß ja immer alles in Ordnung sein. Ist wie in meinem Sport wie bei den Dressurrichtern. Der Eine mag die Rasse oder die Farbe oder der Reiter ist bekannter da werden dann Fehler gerne übersehen. Sicher ich hab auch schon deshalb gewonnen aber fair ist es nicht. Ist genau das Selbe wie beim Skispringen da geht es auch nur nach Bekanntschaftsgrad.
 
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EyTschej

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Die Haltungsnoten und die höchst fragwürdigen Kriterien der Haltungsrichter sind sowieso eine Sache, über die man einen ganzen Spielfilm drehen könnte ...
 
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Künftig soll es möglich sein, dass auch der Trainer eines Springers den Anlauf verkürzen kann, nicht nur die Jury (und dass es dafür dann auch Bonuspunkte gibt - so verstehe ich das zumindest, sonst wäre die Regel ja nicht neu). Zu diesem Zweck soll auch Funkkontakt zwischen Trainer und Athlet bestehen.

Die Sache mit dem Funkkontakt fände ich gut :jap: ( ich war zwar der Meinung, dass es das schon gibt, aber da lag ich wohl falsch :schaem:).


Die Sache mit dem Verkürzen vor jedem Springer sehe ich skeptisch.
1. könnte das dazu führen, dass nur noch taktiert wird und 2. würde das mMn das Springen nur künstlich in die Länge ziehen.
 
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Priska01

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Ja das stimmt, man fühlt die Fehler ja selbst und wundert sich dann über die Bewertung. Ich habe mal versucht mit Einigen aus meinem Sport darüber zu diskutieren aber die Argumente die die dann brachten da fällt man fast vom Glauben ab so ungeheuerlich sind die. Ist bestimmt beim Springen das gleiche.
 

Werner

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Rücken- und Seitenwind

Wenn Rücken- und Seitenwind nicht ausreichend durch Pluspunkte kompensiert werden (wie in Wisla wieder deutlich wurde), hat die ganze schöne Regelung keinen Sinn. Warum so geizig?!
 

Benjamin

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Zum Rückenwind: Hier gibt es eben durchaus auch die Meinung, dass die Kompensation generell nicht sinnvoll ist, weil dadurch Springer mit kürzeren Sprüngen vor Springern mit weiteren Sprüngen landen. Man solle also akzeptieren, dass Skispringen eine Freiluftsportart ist und die einzelnen Ergebnisse daher nie ganz fair sein werden - was aber nichts ausmacht, da sich die Ungerechtigkeiten in der Summe wieder aufheben. Die gängige Regel stellt im Moment also einen Kompromiss aus diesen Sichtweise dar, indem eben nur ein Teil der Bedingungen ausgeglichen wird.

Zum Seitenwind: Hier dürfte es generell schwierig sein, dessen exakten Einfluss auf den Springer zu bestimmen. Manch ein Springer mit stabiler Technik kann (nicht zu starken) Seitenwind eventuell durch sein Fluggefühl ausgleichen und nahezu genauso springen wie ohne Seitenwind - ein anderer weniger stabiler Springer wird unter Umständen durch den gleichen Seitenwind so aus dem Gleichgewicht gebracht, dass er weit oben notlanden muss.
 

KekX

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Die Windregel kann nun mal nicht alles auffangen. Das Problem gestern z.B. lag meiner Meinung nach am zu groß gewählten Windkorridor (immerhin gibt es ihn überhaupt wieder). Es waren ja doch nur einige wenige Springer, die bei im Vergleich zu den Anderen sehr ungleichen Bedingungen abgelassen wurden. Deshalb hätte man ein paar kurze Pausen durchaus verschmerzen können.

Allerdings fürchte ich, dass man dann nicht gewartet, sondern einfach das Gate geändert hätte.
 

ffranz101

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Wenn die FIS die Windregel dazu mißbraucht, regelmäßig völlig irreguläre Wettkämpfe den Anschein einer Regularität zu geben - so wie gestern - geht dieser Sport zugrunde. Aber das ist Herrn Hofer auch völlig wurscht. Er hat ja selber angegeben, daß das Einzige, was für ihn und die FIS zählt ist, daß eine Siegerehrung gemacht werden kann. Mit solchen Leuten an der Spitze wird dieser Sport sehr bald keine Sau mehr interessieren.
Ich weiß, es ist ein Freiluftsport und man ist den Bedingungen ausgeliefert. Aber lieber mal absagen als so einen sportlich wertlosen Schmarrn wie gestern abliefern, so macht man aus diesem Sport ein reines Kasperltheater.
Das soll aber nicht heißen, daß die Windregel generell nicht gut wäre, es geht um den Umgang damit.
 

Hakuba

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Dem stimme ich zu.

Hinzu kommt, dass die Jury sich auch offensichtlich weniger für die passende Anlauflänge zuständig fühlt. Bestes Beispiel war die Quali in Wisła. Früher legte man die Länge so fest (auch wenn es manchmal dann nicht ganz hingehauen hat), dass auch die Besten nicht zu weit kamen und sicher landen konnten. Heute scheint man diese Verantwortung den Trainern zuschieben zu wollen, obwohl doch die Jury einen besseren Überblick über die augenblicklichen Windverhältnisse hat.
Takanashi z. B. ist derzeit in einer so guten Form, dass der Trainer vorsichtshalber fast immer den Anlauf verkürzen lassen muss, um die Landung nicht zu gefährden.
 

Priska01

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Dem stimme ich auch zu. Ich finde das die Regeln einfach nicht ausgereift sind und dringend überarbeitet werden müßten.
 

EyTschej

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Das Dilemma sind aber auch solche Zuschauer, die sich beschweren, wenn die Anlauflänge so ausgewählt wird, das nur die Besten knapp über den K-Punkt kommen und die Masse (deutlich) vor dem K-Punkt landet. Die Wettbewerbe sind deren Meinung dann ja plötzlich nicht mehr attraktiv genug, um sie sich anzusehen ... :neinnein:
 

Werner

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Zum Rückenwind: Hier gibt es eben durchaus auch die Meinung, dass die Kompensation generell nicht sinnvoll ist, weil dadurch Springer mit kürzeren Sprüngen vor Springern mit weiteren Sprüngen landen. Man solle also akzeptieren, dass Skispringen eine Freiluftsportart ist und die einzelnen Ergebnisse daher nie ganz fair sein werden - was aber nichts ausmacht, da sich die Ungerechtigkeiten in der Summe wieder aufheben.
Zum Seitenwind: Hier dürfte es generell schwierig sein, dessen exakten Einfluss auf den Springer zu bestimmen. Manch ein Springer mit stabiler Technik kann (nicht zu starken) Seitenwind eventuell durch sein Fluggefühl ausgleichen und nahezu genauso springen wie ohne Seitenwind - ein anderer weniger stabiler Springer wird unter Umständen durch den gleichen Seitenwind so aus dem Gleichgewicht gebracht, dass er weit oben notlanden muss.

[FONT=&quot]Danke, ich kenne die reflexartigen Rechtfertigungen der Unfairness beim Skispringen. Was heißt schon „Freiluftsportart“, wenn man die Ungerechtigkeiten leicht ausgleichen kann. Und dass sich das irgendwann ausgleicht, gilt vielleicht beim Tennis, aber sicher nicht beim Skispringen mit seinen nur 2 Durchgängen. Auch wenn der Seitenwind von guten Springern vielleicht besser gemeistert wird als von schwachen: eine Belastung und Erschwerung ist er auf jeden Fall. Vor allem: Wenn man sich nun schon zu dieser (sehr guten) Regelung entschlossen hat, dann sollte man sie doch mit Entschiedenheit durchführen und nicht halb wieder zurücknehmen.[/FONT]
 

Benjamin

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Sie heben sich sicher nicht in einem einzelnen Springen auf - wohl aber über die ganze Saison; das wollte ich damit sagen. Ich stimme dir wie gesagt auch darin zu, dass Seitenwind gute Sprünge erschwert. Aber den einen kostet der Seitenwind vielleicht 5 Punkte, den anderen 25. Wie hoch soll nun also die Kompensation sein? Egal, wie hoch man sie ansetzt, wird es immer noch Springer geben, die sich benachteiligt fühlen - aber womöglich auch solche, die sich Seitenwind wünschen, weil sie dadurch weniger Punkte verlieren als sie zusätzlich gutgeschrieben bekommen.

Ein weitereres prinzipielles Problem kommt noch hinzu: Selbst wenn ein exakter Ausgleich möglich wäre, müsste man dafür den Wind genau dort messen, wo der Springer fliegt. Da das aber aus nachvollziehbaren Gründen nicht geht, muss man sich mit den Windmessern neben dem Hang zufrieden geben. Deren Messwerte aber weichen insbesondere bei wechselhaften Bedingungen immer wieder von den genauen Bedingungen, die der Springer tatsächlich hat, etwas ab. Komplett ausgleichen kann man die Ungerechtigkeiten also nicht - und schon gar nicht leicht.
 

Werner

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An Benjamin:

Von komplett ausgleichen ist ja gar nicht die Rede, aber es so gut wie möglich zu versuchen ist einfach nur sportlich. Einen Seitenwind von (alle Messstellen zusammengerechnet) soundsoviel km/h kann man pauschal mit soundsovielen Pluspunkten "belohnen", das hat mit den Fähigkeiten und Vorlieben des einzelnen Springers gar nichts zu tun. Leicht ist das Ausgleichen, weil es nur rechnerisch zu erfolgen braucht. Man muss sich halt Mühe geben, eine gescheite Formel zu finden, nach der die Pluspunkte berechnet werden. Da könnte man sogar den Winkel des Rücken-/Seitenwindes einbeziehen. Vor allem sollte man darauf achten, dass unterm Strich ein wirklicher Ausgleich herauskommt und nicht nur ein Feigenblatt für Untätigkeit. Der größte Horror bleibt es, wenn durch einen plötzlichen starken Aufwind ein Springer 10 Meter weiter springt als er eigentlich kann und alle Welt sich vor Begeisterung gar nicht zu fassen weiß. Das ist doch Kinderei.
 
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Mir passt an der Windregel nicht, dass Springer die oben ne Kante rückenwind haben und landen bevor sie unten den Aufwind nutzen können noch Punkte abgezogen bekommen.
Das richtiger Aufwind und Seitenwind, wenn er leicht von vorne kommt gleich gewertet wird, ist auch oft unfair.
 

Kirsten

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Zu der Gateregel sagte Stöckl und Schlierenzauer interessante Sachen bei servus.tv

Stöckl sagt, er fänd den Red Button gut, wenn er zum Schutz eines Springers eingesetzt wird. Für mehr sollte er seiner Meinung nach nicht da sein.
Er sagt aber eben auch, dass das momentan eben nicht eingeschränkt wird, so dass er eben zum taktieren einläd.

Schlierenzauer sagte, dass machts zu kompliziert, weil so viel taktiert wird, dass am Ende weder der Zuschauer noch der Springer weiß, wer von welchem Gate abgefahren ist und wer deshalb wie weit springen musste, um zu gewinnen. (Er scheint also nicht so mit der Taktiererei seines Trainers einverstanden gewesen zu sein)
Laut Gregor ist die jury zuständig, die Athleten durch Verkürzungen zu schützen und sonst niemand.

Die Windregel fanden sie beide aber gut
 

Benjamin

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Die Frage ist eben, ob es überhaupt möglich ist, die Red-Button-Regel so zu modifizieren, dass Taktieren nicht mehr möglich ist.

Natürlich könnte man sich vorstellen, dass die Jury in Zukunft nicht mehr quasi immer ihr Einverständnis gibt, wenn ein Trainer eine Verkürzung fordert. Aber da gibt es eben auch wieder einen Pferdefuß: Man stelle sich vor, der Trainer bittet um eine Verkürzung, die Jury ignoriert das - und dann springt der Springer doch so weit, dass er stürzt. Ärger wäre vorprogrammiert.

Außerdem gibt es noch den Vorschlag von Dirk Thiele, der das Ganze aber nur noch komplizierter machen würde und von dem auch Gerd Siegmund nicht unbedingt begeistert schien. Wer sich nicht mehr dran erinnert: Thiele hatte vorgeschlagen, den Trainern zwar weiterhin eine Verkürzung um bis zu fünf Luken zu ermöglichen, Bonuspunkte für den kürzeren Anlauf aber nur dann gutzuschreiben, wenn der Springer eine gewisse Mindestweite (95 % des Hillsize o. ä.) erreicht.

So richtig diskutiert hatten wir diesen Vorschlag gar nie - aber das können wir ja jetzt nachholen. Ich persönlich halte nicht besonders viel davon. Denn wie gesagt, erstens macht es die Regeln nur noch komplizierter und weniger nachvollziehbar, zweitens halte ich die Regel insbesondere bei schnell wechselnden Bedingungen auch für unfair. Denn hier ist es sicher auch aus Gründen der Vorsicht sinnvoll, eine etwas kürzere Anlauflänge zu wählen. Bleibt dann aber auch noch der Aufwind weg, so ist der Springer gleich doppelt bestraft.

Deswegen bleibe ich dabei: Ich bin dafür, den Red Button wieder abzuschaffen (aber die Jury soll natürlich weiterhin die Möglichkeit haben, den Anlauf notfalls zu verkürzen).
 
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