Wieso musste die NBA denn dann überhaupt als Zwischeneigner der Hornets einspringen, wenn es ausreichend Kandidaten gab? Das erschließt sich mir nicht so ganz. Bis auf das Angebot von Gary Chouest ist mir nichts im Hinterkopf verblieben.
Die einfachste Annahme ist schlichtweg, dass niemand den Preis zahlen wollte, den Ellison bot. Und die Liga konnte Shinn wohl kaum dazu zwingen, seinen Anteil an den Hornets für weniger zu verkaufen. Daher sprang die Liga ein, die ja insgesamt 370 Millionen dafür zahlt (300 Mio. direkt + weitere 70 Mio. über 3 Jahre als Kreditübernahme).
Zudem will die Liga, dass die Hornets in New Orleans bleiben. Stern selbst sprach auch von 4 bis 5 potentiellen Käufern, die das Team in New Orleans belassen. Da kommen sicherlich einige hinzu, die die Hornets auch gern umsiedeln würden. Ellison und San Jose sind schon genannt, zudem ist auch Seattle als möglicher neuer Standort gedacht, der sicherlich Investoren anlocken würde.
http://www.nola.com/hornets/index.ssf/2011/08/nba_chief_david_stern_says_4_o.html
Letztlich stellt sich doch auch die Frage (wenn die angeführten Argumente valide sind), wieso die Spieler selbstständig Zugeständnisse machen? Wenn die theoretische Gewinn-Margin durch den Anstieg der Wertes doch höher ist als die Verluste der Franchises pro Jahr, dann sehe ich den Sinn dahinter nicht.
Ich glaube nicht, dass dies die Argumentation der Spieler ist. Nimmt man die Aussagen von Hunter und Fisher, dann haben die Spieler von Beginn an gesehen, dass die finanzielle Lage insgesamt nicht sonderlich erfreulich ist. Auch die Spieler sind daran interessiert, dass die Teams finanziell auf soliden Füßen stehen. Sie wollen nur schlichtweg nicht für "paper losses" einstehen. Das erste Angebot der Spieler lag bei 54.3%. Nimmt man die bekannten Zahlen, dann bedeutet dies, dass die Spieler ca. $100m in akkumulierten Verlusten je Saison für die letzten 6 Jahre akzeptieren, der Rest sind "paper losses". Die 53% würden sich ergeben, wenn man annimmt, dass die anderen Kosten (alles außer Spielergehälter) ebenso ansteigen wie in den letzten 6 Jahren. Unter diesen Gesichtspunkten hätte die NBA eine ausgeglichene Bilanz für die nächsten 10 Jahre.
Diese "paper losses" stehen in der Tat in den Bilanzen der Teams. Die Nets zeigen sie 2004, 2005 und 2006, die Hornets zeigen sie in 2008 und 2009, die Seattle Supersonics in 2001 bis 2006. Das ist keine Fiktion oder nur ein PR-Gag, es ist in der Tat so, dass in den offiziellen Bilanzen die Abschreibung des Kaders als Kosten gelistet sind. Zudem fallen einem Zinsleistungen an die Besitzer ins Auge, obwohl die Kredite zur Sicherung des Spielbetriebs überflüssig erscheinen.
Glaubt man Forbes, hat die NBA in den letzten zwei Jahren einen Wertgewinn (im Sinne von "current value") von 53 Mio Dollar verzeichnen können. Dagegen stehen die 300 Mio Verluste (ja, der Wahrheitsgehalt der Zahl ist natürlich zu diskutieren) alleine in dieser Saison. Dementsprechend ergibt sich auch beim Vergleich der Gesamt-NBA eine Schieflage. Dazu muss dann natürlich noch bedacht werden, dass dies eine Aufaddierung ist. Die Knicks haben in zwei Jahren alleine einen Sprung von 70 Mio. gemacht. Cleveland hat unter anderem durch den LeBron-Abgang 120 Millionen verloren. Das ist für mich jedenfalls keine ständige Progression aller Franchises, die gegen die Verluste gegengerechnet werden können.
Wie gesagt, das ist gar nicht die Argumentation der Spieler an sich. Zudem musst Du auch mal schauen, was real an Wert erzielt wurde. Und dabei sind bis auf die Bobcats alle Teams für mehr Geld verkauft worden, als eine durchschnittliche Investition in den S&P500 eingebracht hätte. Deine Betrachtung der letzten zwei Jahre ist seltsam, da hier auch die allgemeine Rezession mit betrachtet werden muss. 53 Mio. mehr in Wert bedeutet immerhin 3.5 Prozentpunkte besser als ein Standard S&P500 Papier, denn die an der Börse hätte man in dem Falle 3.0% Verlust gemacht und nicht 0.5% Gewinn. Und so sieht die Entwicklung seit Jahren aus, weswegen auch genügend Menschen offensichtlich bereit sind, für ein NBA Team sehr viel Geld auszugeben.