Das trifft jedoch nicht für einen Hardcorefan zu möchte ich mal unterstellen. Man will seinen Mann definitiv siegen sehen und gönnt es auch nicht dem anderen. Dein Satz mag sich in der Theorie und im Fairplay zwar wundervoll anhören, aber ich bleib da lieber näher bei der Realität.
Ich verstehe was Du meinst.
Die von Dir gewählte Definition von Hardcore-Fan nenne ich Boxerfan. Ein (nahezu) bedingungsloser Fan eines Boxers zu sein, ist meist mit dem m.E. fragwürdigen Effekt verbunden, das sich der Anhänger selbstgegeben berufen fühlt, alles mit allen Mitteln zu verteidigen, was das Idol als Mensch mit allen seinen charakterlichen Facetten sagt, denkt und macht. Rationalität spielt dabei meist eine untergeordnete Rolle und logischerweise muss der Anhänger dann auch zu allen Dingen in Opposition stehen, die subjektiv dem Ansehen und der Persönlichkeit des Idol entgegenstehen. Das gilt dann natürlich insbesondere für den jeweiligen Gegner des Idols. Diesem Gegner gönnt man natürlich gar nichts - der sportliche Gedanke spielt keine Rolle oder besser steht diesem Ansinnen eher entgegen und es wird wadenbeisserisch alles bekämpft, was gegen das Idol gesagt wird. Altnutzer des Forums würden das vielleicht den Jisi-Effekt nennen.
Daneben gibt es aber eine ganz andere Art Hardcore-Fan und dieser ist hier im Forum zienlich weit verbreitet. Dieser Hardcore-Fan hat auch bei den Boxer seine persönlichen Vorlieben, ist aber in erster Linie Fan des Boxsports. Er fiebert spannenden Kämpfen entgegen und liebt ausgeglichene Duelle auf höchsten sportlichen und/oder kämpferischen Niveau ebenso wie Demonstrationen sportlicher Leistungsfähigkeit und Dominanz oder Engagement und Aufopferungsbereitschaft, soweit sie sich aus dem Kampf ergeben und nicht von vorne herein vorprogrammiert oder gar geplant sind. Das Motto ist immer: Mögen wir einen spannenden Kampf sehen und möge der bessere Boxer gewinnen. Dieser Typ von Hardcore-Fan hat auch seine Idole, erkennt die Leistung der jeweiligen Gegner aber jederzeit an und gönnt dem Gegner auch den Sieg, wenn er nunmal besser war als das Idol. Vor allen Dingen verspürt er nicht den notorischen Reflex, jeden Mist des Idols zu verteidigen und alle Handlungen lobhudelnd zu begleiten.
Ersteren Typ Hardcore-Fan wirst Du sicherlich beim Klitschko-Mormeck-Kampf finden und dieser Typ Hardcore-Fan wird auch jeden Begleit-Gimmick der Veranstaltung bejubeln und sich super davon unterhalten fühlen, wenn es bunt blinkt und blitzt und die drölfzigste Videoeinspielung des Idols die Pausen füllt. Die lächerlichen bis langweiligen Vorkämpfe fallen gar nicht ins Gewicht.
Der letztere Hardcore-Fan wird sich einen Veranstaltung wie den Klitschko-Mormeck-Kampf nicht (vor Ort) antun, da Boxen nur eine untergeordnete Rolle spielt, der Gegner zum Verlieren eingekauft wurde, das Anpreisen des unterklassigen Gegners dazu im totalen, verachtenswürdigen Gegensatz steht und das Show-Getue eben nicht kampf-/boxsport-bezogen ist. Ein solcher Hardcore-Fan würde stattdessen lieber eine örtliche Kleinveranstaltung besuchen, wo ehrliches Handwerk gezeigt wird, wo Boxkampf auf Boxkampf folgt und wo einzelne Perlen neben viel Durchschnitt, aber der wenigstens mit Leidenschaft, zu entdecken sind. Dies ist eben auch Realität. Die Boxwelt besteht auf Fanseite eben nicht nur aus Event- und Boxerfans, auch wenn deren Bedeutung wirtschaftlich enorm zugenommen hat.