Deine Aussagen habe ich mit meinem Beitrag sicherlich entkräften können, was zugegebenermaßen nicht sonderlich schwierig war. Wie gesagt, Wladimir hat seit 2006 alles und jeden in den Top 10 geboxt, niemanden geduckt und hat sämtliche Pflichtverteidigungen erledigt. Wladimir ist nicht unschlagbar, sein Gesamtpaket ist halt viel stärker als die zugegebenermaßen mittelmäßige Konkurrenz.
Pulev hat sich seinen Shot fair verdient, hat sich an die erste Ranglistenposition geboxt, ohne (wie es SSBsports schön beschrieben hat) dabei zu glänzen. Man sieht bei Pulev einfach kein Gesamtpaket, welches sich groß von denen der Contender der letzten Jahre (Chagaev, Ibragimov etc.) abhebt.
Ich glaube auch daran, dass Wladimir etwas nachgelassen hat. Seine Beinarbeit war z.B. gegen Chagaev sehr effektiv. Damals hat er viele Angriffe Chagaevs durch seine Beinarbeit verpuffen lassen. Kritisieren konnte man ihn für seine risikoscheue Art zu boxen, er hat Gegner einfach risikolos ausgeboxt, obwohl er diese dank drückender Überlegenheit hätte abschießen können. Heute gilt die Kritik natürlich diese sinnlosen Klammerei.
So, wenn man dies alles zusammen nimmt, wieso um Himmels Willen sollte Wladimir vor einem Boxer wie Pulev so viel Angst haben, dass er eine Kampfabsage erfindet
. Deine wirren Theorien lasse ich mal bewusst außen vor. Jetzt mal ehrlich, ist es in Deinen Augen konstruktiv, völlig haltlose Behauptungen aufzustellen, ohne jeglichen Beweis und dies dann mit dem "Recht hier die eigene Meinung zu äußern" zu legitimieren
?
Ich habe nie bestritten, dass Wladimir im Schwergewicht aufgeräumt hat, indem er jeden seiner potentiellen "Bezwinger" klar besiegt hat. Er ist das Maß aller Dinge im Schwergewicht. Leistungstechnisch kann man ihn sogar auf eine Stufe mit den größten des Sports stellen. Die Qualität seiner Gegner war allerdings nie besonders hoch, insbesondere in den letzten 3-4 Jahren ist sie nochmal deutlich heruntergegangen. Peter war 2010 kein Maßstab mehr, Thompson 2012 auch nicht mehr. Mormeck, Wach, Pianeta und Leapai sind und waren nie Boxer, die mit Wladimir in einem Ring stehen sollten. Bleiben an Qualitativ guten Gegnern seit etwa 2010, also nur noch Haye und Povetkin. Ich möchte seine Leistungen nicht schmälern, aber der eine traute sich nichts, unter anderem weil er physisch einfach nicht für das Schwergewicht geschaffen ist. Der andere hatte solche Konditionsprobleme, dass er schon nach etwa 3 Runden schwer nach Luft schnappte und fast von alleine umfiel.
Dennoch sind das in diesem Zeitraum die beiden Kämpfe, für die er von mir am meisten Anerkennung bekommt. In diesen 3-4 Jahren ist für mich trotz schwacher Gegnerschaft ein kontinuierliches Nachlassen seiner Athletik erkennbar. Er muss sparsamer und ökonomischer boxen, greift vermehrt auf grenzwertige Aktionen zurück um sich nicht zu stark zu verausgaben, und die Intensität auf einem bestimmten Level zu halten.
Keiner der genannten Boxer ist mit Pulev vergleichbar. Pulev ist konditionell recht stark, und wird den Kampf nicht scheuen. Er wird im Rahmen seiner Möglichkeiten nach seiner Chance suchen, und ist boxerisch kein hoffnungslos unterlegenes Opfer. Wladimirs Klammereien und Drückereien, wären gegen Pulev nicht so effektiv, weil der die Distanz strikt einhält und weiß wie er das tun muss. Wladimir müsste hier nach vielen Jahren wieder einmal zeigen, dass er auf einer hohen Intensität, gegen einen starken Gegner ohne große Schwächen, dominant sein kann. Das halte ich für schwierig, wenn er körperlich und mental deutlicher nachgelassen hat. Pulev kann ihn nämlich sowohl boxerisch, als auch konditionell fordern, mental sowieso. Da darf sich Wladimir keine weiteren Defizite erlauben, wenn er seine Fans und sich selbst zufriedenstellen will.
Kleinigkeiten können auf dem Niveau eine entscheidende Rolle spielen. Wenn man weiß, wie man sich irgendwie Vorteile verschaffen kann, dann spricht für viele auch nichts dagegen dass sie dies auch tun. Im Ring sieht man ja, dass ihm viele Mittel recht sind, bei denen man denken würde dass er sie nicht nötig hat. Nötig hat er sie aber deshalb, weil er einen bestimmten Plan umsetzen möchte, der beinhaltet dass er das Tempo nicht zu sehr erhöht und bestimmte Situationen, auf welche Art und Weise auch immer, vermeidet. Würde er nicht strikt nach Plan handeln, sondern völlig spontan in den Ring steigen und agieren, würde er seinen Gegnern mehr Gelegenheiten bieten und wäre anfälliger, dafür aber Offensiv gefährlicher. Wie das in etwa aussehen würde, konnte man sehen als Steward ihn noch nicht zum risikoscheuen Kontrollfreak umgepolt hatte.
Wladimirs Karriere-Erfolge beruhen in gewisser Weise auch auf seine Selbstdarstellung. Seine Fans wollen sehen, wie er seine Gegner dominiert und sie letztendlich ausknockt. Auf welche Mittel er dabei zurückgreift interessiert viele nicht. Wenn Wladimir irgendwann im Ring zu" menschlich" erscheint, dann kann das den Mythos des unbesiegbaren Gentleman evtl. sogar zerstören.
Ich denke, dass er ein sehr intelligenter, berechnender Mensch ist, der weiß worauf es ankommt und wovon er profitieren kann. Er wird lieber aufhören während er noch "unbesiegbar" wirkt, als irgendwann mit jemandem durch die Hölle gehen zu müssen, und zum Rücktritt gezwungen zu werden. Unter Berücksichtigung dieser Dinge halte ich es nicht für abwegig, dass er einem Gegner mentale Hürden in den Weg stellt, um einen Teil seiner Dominanz zurückzugewinnen, wenn er erkannt hat, dass ihm ein gewisser Teil davon abhanden gekommen sein dürfte.