Sehe ich genauso.
Das Überraschungsmoment war im ersten Kampf das Entscheidende. Wladimir kam damals aus den USA zurück (McCline) und machte ne lästige Verteidigung, so stay busy mässig. Gedanklich war er wohl schon nen Kampf weiter. Und dann gegen einen 38 jährigen aus den Niederungen der Rangliste und dazu noch optisch "nicht in shape". Als dann die Linke einschlug war klar, dass er - weil völlig unvorbereitet - total überfordert war. Vitali sagte ja nach seinem Kampf mit Sanders auch, wenn er die Wladimir Geschichte nicht im Hinterkopf gehabt hätte wohl auch kalt erwischt worden wäre.
Deswegen darf man Sanders auch nicht zum Überboxer stilisieren. Vitali hat sich bspw. ausreichen auf Sanders und dessen Linke eingestellt und ihn klar besiegt. Sanders jetzt in einem Satz mit Holy, Bowe und Lewis zu nennen (wie es einige hier tun) ist schon übertrieben.
Sollte es zu dem Kampf kommen darf man neben dem Alter von Sanders auch nicht die lange Inaktivität und die Niederlage gegen VK vergessen. Die hat mit Sicherheit auch richtig Substanz gekostet.
@ Moritz
Ich finde die Erklärung zu einfach.
Erstens: Sanders war gegen Wladimir in einer für seine Verhältnisse ausgezeichneten Form. Ich sah mir damals
vor dem Kampf die Begegnungen gegen Sprott und Tisdale an, in denen Sanders (von der Körpersprache her fast gelangweilt) seinen typischen Job verrichtete, allerdings gegen völlig unterlegene Gegner und körperlich nicht spritzig. Gegen Wladimir jedoch war er richtig fit und wirkte konzentriert wie nie. Sicher, er war auch in jenem Kampf kein "Adonis", aber wenn man genügend Kämpfe von ihm kennt, hat man den Unterscheid gesehen.
Zweitens: Das besondere an Sanders war immer, daß man seinen Kontern nicht entwischen konnte, auch wenn man mit ihnen rechnete
. Er war wie kein anderer Schwergewichtler darauf spezialisiert, auf die Aktion des Gegners zu warten und dann in sie hineinzuschlagen. Da er diesen besonderen Handspeed hatte, war er i.d.R. trotzdem als erster im Ziel, und BINGO, der Gegner lag meist flach
.
Es ist nun einmal so, daß man, um den Kampf selbst zu gewinnen, zuschlagen muß. Und genau in jenem winzigen Zeitfenster war nie ein Gegner außerhalb von Sanders Reichweite (der ja selbst sehr groß ist und lange Arme hat). Vitali z.B. war ja vorgewarnt und hat selbst in jenen Runden, die er dominierte, sich noch einige harte Treffer eingefangen. Sanders Bomben aus den ersten drei Runden hätten vermutlich für die meisten Gegner gereicht
.
Was sich in der Zwischenzeit geändert hat, ist, daß Sanders Reflexe und Beinarbeit schlechter geworden sind. Und der Handspeed hängt natürlich auch von Dingen ab wie der Beweglichkeit in der Hüfte und der Schulter. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß Sanders diese Dinge in den letzten Jahren so konservieren konnte, daß er noch einmal in die Form kommt, die er gegen Wladimir hatte (gegen Vitali war er schon schlechter, wenn auch noch akzeptabel). Dies sind für mich die Gründe, warum er gegen Wladimir in einem Rematch keine Chance haben würde und nicht, daß dieser "gewarnt" sein würde, denn in Sanders Reichweite wird er so oder so müssen
. Nur wird dieser kein Kapital mehr daraus schlagen können.
Gruß, Competition