WM 2014 der deutsche Kader im Jahrescountdown


Ken

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Ich bin inhaltlich bei Rashid, auch wenn mich die Kategorisierung in Hater und Jünger nervt.
Löw ist sicher kein schlechter Coach. Wer ihn lieber heute als morgen entlassen möchte, muss auch immer einen realistischen Blick für mögliche Alternativen haben. Ich hätte mir auch gewünscht, dass der DFB all in gegangen wäre und Heynckes nach dem CL Sieg einen Vertrag gegen hätte. Dafür ist diese Institution aber zu konservativ, was ja auch nicht immer schlecht ist.
Löw hat dank der großen zur Verfügung stehenden Qualität Deutschland eine offensive Identität gegeben und funktionierene Offensivsysteme installiert. Sein Umgang bzw. Absägen von diversen Nationalspielern (Ballack, Frings, Schmelzer) ist menschlich zu kritisieren aber inhaltlich in der Retrospektive doch nachzuvollziehen.
Außer dem Italienbock kann man ihm Ergebnisbezogen bei den Turnieren wenig vorwerfen. Man sollte auch im Auge behalten, dass die Spielpläne bei den letzten Turnieren nicht einfach waren. Mit etwas mehr von dem arg strapazierten aber seit 2002 abhanden gekommen Losglück wäre vielleicht auch mal mehr rausgesprungen. ;)
Löw ist aber eben auch kein Weltklassetrainer, den Deutschland sich eigentlich leisten muss. Titel sind wichtiger als eine schöne Spielweise und selbst die Löwunterstützer trauen ihm doch nicht zu, mal eine Spiel gegen eine stärkere Mannschaft (Spanien, Brasilien) von der Trainerbank aus zu gewinnen. Das kann doch nicht unser Anspruch sein.
Ich hege wie viele hier eine ausgesprochene Skepsis gegen seine Grundphilosophie, die die Offensive über die Defensive stellt. Trotz der Vielzahl an Gegentoren, ist er nicht bereit von seiner Linie abzuweichen. Er lässt ja nichtmal einen Stamm einspielen. Ich sehe keinen Lerneffekt. Trotz des Italiendebakels, gab es das Schwedendrama hinterher. Man soll Interviews nicht überbewerten, aber hier kritisierte er auch mal eher einen Hummels oder Schmelzer, statt eines seiner in der gegnerischen Hälfte parkenden Offensivtalente.

Aber gut, jetzt ist erstmal WM und jetzt gilts.
 

Solomo

Hundsbua
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Dann hast du vermutlich die komplette Löw-Ära verpasst, denn in der war Lahm bei mindestens 2 der wichtigsten Gegentore hauptsächlich mitverantwortlich. ;)
Und das als Rechtsverteidiger - darum soll er ja in die Mitte :D Aber im Ernst, Lahm war dieses Jahr bei Bayern in der Mitte wirklich extrem pressingresistent und passsicher. Ich mag die Zentrale Kroos, Schweinsteiger und Lahm nicht, weil sie zu unkreativ und zu gleichförmig ist, das ändert aber nichts daran, dass Lahm auf der 6 überwiegend nicht schlechter gespielt hat als auf rechts. Ich sehe ihn sogar rechts zunehmend im Nachteil, weil mit dem Alter halt Spritzigkeit und Endgeschwindigkeit leiden und das hat man in dieser Saison schon ein paar mal gemerkt, wenn ein junger Hüpfer den Turbo angeworfen hat.
 

xEr

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Ich bin inhaltlich bei Rashid, auch wenn mich die Kategorisierung in Hater und Jünger nervt.
Löw ist sicher kein schlechter Coach. Wer ihn lieber heute als morgen entlassen möchte, muss auch immer einen realistischen Blick für mögliche Alternativen haben. Ich hätte mir auch gewünscht, dass der DFB all in gegangen wäre und Heynckes nach dem CL Sieg einen Vertrag gegen hätte. Dafür ist diese Institution aber zu konservativ, was ja auch nicht immer schlecht ist.
Löw hat dank der großen zur Verfügung stehenden Qualität Deutschland eine offensive Identität gegeben und funktionierene Offensivsysteme installiert. Sein Umgang bzw. Absägen von diversen Nationalspielern (Ballack, Frings, Schmelzer) ist menschlich zu kritisieren aber inhaltlich in der Retrospektive doch nachzuvollziehen.
Außer dem Italienbock kann man ihm Ergebnisbezogen bei den Turnieren wenig vorwerfen. Man sollte auch im Auge behalten, dass die Spielpläne bei den letzten Turnieren nicht einfach waren. Mit etwas mehr von dem arg strapazierten aber seit 2002 abhanden gekommen Losglück wäre vielleicht auch mal mehr rausgesprungen. ;)
Löw ist aber eben auch kein Weltklassetrainer, den Deutschland sich eigentlich leisten muss. Titel sind wichtiger als eine schöne Spielweise und selbst die Löwunterstützer trauen ihm doch nicht zu, mal eine Spiel gegen eine stärkere Mannschaft (Spanien, Brasilien) von der Trainerbank aus zu gewinnen. Das kann doch nicht unser Anspruch sein.
Ich hege wie viele hier eine ausgesprochene Skepsis gegen seine Grundphilosophie, die die Offensive über die Defensive stellt. Trotz der Vielzahl an Gegentoren, ist er nicht bereit von seiner Linie abzuweichen. Er lässt ja nichtmal einen Stamm einspielen. Ich sehe keinen Lerneffekt. Trotz des Italiendebakels, gab es das Schwedendrama hinterher. Man soll Interviews nicht überbewerten, aber hier kritisierte er auch mal eher einen Hummels oder Schmelzer, statt eines seiner in der gegnerischen Hälfte parkenden Offensivtalente.

:thumb:

Ich sehe das eigentlich genauso. Löw ist ja kein schlechter Trainer und er hat zusammen mit Klinsmann gute Verdienste für die Nationalmannschaft geleistet. Die beiden waren auch zu der damaligen Zeit sicher die Richtigen bei der Nationalmannschaft. Aber ich sehe ebenfalls keine Weiterentwicklung. Die Philosophie ist seit Klinsmann im Grunde gleich geblieben, nur das heute bessere Spieler zur Verfügung stehen. Mir fehlt einfach der Lerneffekt. Nach wie vor ist das Defensivkonzept zu wackelig und zu sehr abhängig davon, ob jeweiligen Spieler grade einen sehr guten Tag haben. Ich denke man kann auch mit dem heutigen Konzept den Titel gewinnen (so weit entfernt war man 2010 ja auch nicht..), aber die Chancen mit einem modifizierten System wären besser. Außerdem hat sich Löw in den letzten Jahren immer wieder Patzer auf menschlicher Ebene erlaubt, die glaube ich bei einigen Spielern nicht grade zu übermäßigen Vertrauen und Sicherheit geführt haben. Wenn Löw weiterhin Nationaltrainer bleibt müssten wir uns zwar keine grundsätzlichen Sorgen um die Nationalmannschaft machen, aber das Gesamtpaket, das einen Titelgewinn in realistische Nähe rückt, sehe ich momentan nicht. Nichtsdestotrotz hoffe ich natürlich auf einen Wm Sieg 2014 und mit (einigem) Glück kann er auch drin sein. Wir sind immer noch recht nah dran an der Spitze, auch wenn Löw nicht grade das Maximum raus holt.
 

Solomo

Hundsbua
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Er lässt ja nichtmal einen Stamm einspielen.
Mit allen anderen Kritkpunkten, die Du aufzählst, kann ich voll mitgehen, aber der geht an der Realität vorbei. Löw wäre sehr glücklich, einen Stamm einspielen lassen zu können, es gibt da nur zwei Probleme:
Erstens wird dieser Stamm nicht als solcher anerkannt, weil jeder andere Leute im Stamm sehen möchte. Beispiel: Löw könnte zehn Länderspiele in Folge Merte/Boateng spielen lassen, es würde ihm immer noch von einigen Seiten vorgeworfen werden, keine Stamminnenverteidigung spielen zu lassen, weil ja Hummels/Boateng Stamm sein müssen...
Zweitens, und viel wichtiger, wenn zu jedem Testländerspiel 15 Leute wegen abgesplittertem Nagellack absagen, dann ist es extrem schwer, einen Stamm einspielen zu lassen.

Wann immer es möglich war, waren folgende elf Leute gesetzt:
Neuer, Lahm, Boateng, Mertesacker, Schmelzer, Khedira, Schweinsteiger, Müller, Özil, Reus, Klose.

Einzig bei den Innenverteidigern gab es Wechselspiele mit Hummels, der aber auch einiges an Verletzungsproblemen hatte.

Das Problem mit der fehlenden taktischen Entwicklung und Flexibilität ist in der Tat groß und die Bereitschaft dazu dürfte seit Italien 2012 nicht höher geworden sein. Mein Problem ist, wie schon oft geschrieben, ich sehe keinen realistischen Nachfolger, der definitiv besser ist. Beckenbauer (Osieck), Vogts oder Völler waren auch keine weltklasse-Vereinstrainer, für die ist ein Verband oftmals erst als letzte Station interessant. Und dass es 2004 nicht Rehhagel wurde, dafür danke ich heute noch auf Knien... man hat einfach sportlich zu wenig Möglichkeiten, weil man mit dem arbeiten muss, was die Vereine einem übriglassen. Hinzu kommt das oben genannte Absagenproblem und dann melden sich noch bei jeder Nominierung zwei, drei Manager oder Experten zu Wort, die Kritik üben, dass man Spieler xy (nicht) mitgenommen hat... sooo attraktiv ist der Job nicht, da sind etliche Vereinsjobs für Toptrainer attraktiver.
 
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D-fense

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Man muß doch mal realistisch oder besser noch realrichtig an die Sache herangehen.

Deutschland hat diesmal NULL Chance auf den 4. Weltmeistertitel. :eek:

Noch mal zum mitschreiben:

Deutschland hat diesmal NULL Chance auf den 4. Weltmeistertitel.

Und nein das liegt nicht am Trainer. Jeder FC Fan weiß was ich meine, für Vereinstechnisch verirrte oder vom richtigen Weg Abgekommene hier ein kleiner Hinweis:

1954 1. Titel, im Kader: Hans Schäfer und Paul Mebus
1974 2. Titel, im Kader: Bernd Cullmann, Heinz Flohe und Wolfgang Overath
1990 3. Titel, im Kader: Thomas Häßler, Bodo Illgner, Pierre Littbarski und Paul Steiner

Tja und wo sind jetzt die 5 kölschen Profis im WM Kader 2014?
Eben, kannste nix machen und da hilft auch kein ablenken in Hinsicht auf so nebensächliches Zeugs wie Taktik oder Aufstellung.
Die Parole lautet: "Kein Spieler vom FC, oh weh"

Die kagghässlichen Trikots helfen aber selbstredend auch nicht weiter ...

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und im besten Fall für das Verständnis
Unverständnis wird selbstredend tolerant ignoriert :D
 

Patrick

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Das Problem mit der fehlenden taktischen Entwicklung und Flexibilität ist in der Tat groß und die Bereitschaft dazu dürfte seit Italien 2012 nicht höher geworden sein. Mein Problem ist, wie schon oft geschrieben, ich sehe keinen realistischen Nachfolger, der definitiv besser ist.

Wenn Bierhoff Tuchel 10 Millionen pro Jahr auf den Tisch knallt, geht er doch nicht für die Hälfte nach Schalke. Nach vier Jahren DFB ist er 45 Jahre und kann noch 20 Jahre Vereinstrainer sein. Und vom DFB (Erfolg vorausgesetzt) kommst du schneller zu Real Madrid und Manchester United als über Schalke 04. Geld regiert die Welt. Diese Ausrede zählt für mich nicht. Wenn der DFB zahlt wird er auch einen erstklassigen Trainer finden.
 

sonic00

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Ich bin immernoch dafür das Turnier mal mit einem 5-4 zu starten und Hummels auf Vorstopper spielen zu lassen.
Da kann er auch offensiv viele Akzente setzen und als Sicherung für den oftmals formschwankenden Kroos und den noch nicht ganz in Form befindlichen Kedhira wirken.
wenn sich die Truppe im Turnier dann langsam findet die beiden 6er zur gewohnten Sicherheit finden, dann kann man die Taktik auch gern mal an den Gegner anpassen.
wichtig ist erstaml gegen die Gruppengegner mit maximal 1-2 Gegentoren durchzukommen.
Vorne machen wir immer unsere Buden, egal mit welchem System.
Die Mannschaft braucht jetzt mal einen Notnagel hinter der Doppelsechs. Zumindest bis es läuft. Wir sind ja nicht mal gegen die schwächsten Gegner wie Armenien nicht in der Lage zu Null zu spielen.
Gegen einen mittelprächigen Gegner(nicht mal gege die Elite), bekommen wir derzeit mindesten 2-3 Gegentore pro Spiel.

Der Unterschied in der KO-Phase ist dann letztlich, ob du auch mal ein Spiel zu Null durchbringst. Die Kraft die man aufbringen muss um gegen die wirklich starken gegner zurückzukommen, ist enorm. Das sage ich auch ganz bewusst mit Blick auf die klimatischen Bedingungen.
Da ist es aus meiner Sicht leichter so ein Spiel mit abwarten und taktieren anzugehen, als von Vorne herein mit offenen Visier zu starten.
Da ich nicht glaube, dass Löw von seinem System abgrücken wird, kann man nur beten dass Kedhira und Schweinsteiger defensiv zu ganz alter Form finden.
 

Strietzi

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Wenn Bierhoff Tuchel 10 Millionen pro Jahr auf den Tisch knallt, geht er doch nicht für die Hälfte nach Schalke. Nach vier Jahren DFB ist er 45 Jahre und kann noch 20 Jahre Vereinstrainer sein. Und vom DFB (Erfolg vorausgesetzt) kommst du schneller zu Real Madrid und Manchester United als über Schalke 04. Geld regiert die Welt. Diese Ausrede zählt für mich nicht. Wenn der DFB zahlt wird er auch einen erstklassigen Trainer finden.

Thomas Taschentuchel lebt aber (ebenso wie Klopp) von der täglichen Arbeit mit den Spielern und ist menschlich eher ein Downgrade zu Löw. Einzig im taktischen Bereich sehe ich Tuchel als wesentlich stärker.
 

sonic00

Doppel Nullagent
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ich hatte ja irgendwe auf Armin Veh gehofft...Don Jupp wäre nat. nochmal ein dickes upgrade, aber ob der sich nochmal aus seinem Ruhestand locken lassen würde?
 

xEr

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Ich sehe das Problem eines fehlenden in Frage kommenden Trainers jetzt auch nicht als so gravierend. Man sollte allerdings natürlich offen für einen ausländischen Trainer sein. Aber auch hierzulande: Man stelle sich vor jemand würde jetzt einen Trainer wie Löw (mit der damaligen Vereins-Vita) vorschlagen. Dann würden hier die Leute schreiben: "was sollen wir denn mit so einem Bum-Trainer?" Trotzdem hat er es ja lange Zeit nicht soo schlecht gemacht. Ich glaube es gibt schon mehr gute Trainer als der klassische Fußball-Bundesliga-Fan von außen wahrnimmt. Ich glaube auch mit einem Armin Veh wäre ein HF nicht weniger realistisch als jetzt. Warum auch? Die starken Spieler hat er dann auch zur Verfügung und ich wüsste nicht warum sein Offensivfußball weniger Chancen kreieren sollte. Defensiv kann er es auch nicht viel schlechter machen als jetzt (hört sich jetzt negativer an als es gemeint ist), solange da Spieler wie Hummels, Boateng, Lahm usw. in der Viererkette stehen.
 

liberalmente

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Mir gefällt die Richtung der Diskussion im Moment, muss ich sagen. Löw Kritiker wie xEr oder Stratos sind auf jeden Fall um Sachlichkeit bemüht und erreichen sie auch meistens. So kann man dann auch ernsthaft über Löw diskutieren, denn er ist ja nun alles andere als unfehlbar. Wenn der Schaum vor dem Mund nicht da ist kann man da auch, mehr oder weniger, auf gemeinsame Nenner kommen.

So ist zum Beispiel der fehlende Fokus auf die Defensivarbeit ein berechtigter Kritikpunkt. Wobei ich zu bedenken geben will, dass die EM 2012 ein Schritt in die richtige Richtung war. Ja, es gab 6 Gegentore. Aber das zweite Gegentor gegen Griechenland fiel in der 89. Minute durch einen (aus der Erinnerung heraus unberechtigten) Elfmeter. Gegen die Niederlande kann man mal ein Gegentor bekommen. Und gegen Italien war bekanntlich sowieso Dammbruch, die Fehler von Löw waren da offensichtlich. Mir ist klar, dass sich das alles total relativierend anhört, Gegentor ist Gegentor, man hat ja auch gegen Dänemark eines gefangen. Aber Löw war, von seiner Ausrichtung her, schon eher pragmatisch, als es gegen die starken Gegner in der Gruppenphase ging. Die KO-Runde bei der EM war ja eh nicht berauschend, da Griechenland eher durch die individuelle Klasse als durch taktisch sauberes Spiel überrollt wurde.

Was mich tatsächlich stört, da bin ich bei JL, ist die Relativierung der deutschen Gegner. Stratos ist, wie gesagt, um Sachlichkeit bemüht, aber diese Argumentationskette hat man schon so oft lesen müssen, das stört irgendwann einfach. England und Argentinien 2010, Niederlande und Portugal 2012 sind einfach starke Teams. Man darf die Spiele gerne näher analysieren, aber nur zu relativieren ist einfach nicht angebracht. Man bekommt da das Gefühl, dass eine starke Mannschaft keine starke Mannschaft sein kann, wenn sie gegen Deutschland verliert. "Da muss doch was nicht gestimmt haben...". Bei Spanien sieht man solche Reflexe eher nicht. :)

Gleichzeitig, um zu Spanien und zur Defensive zurückzukommen, zeigen die Spanier aber eben auch, dass man sich in der KO-Runde defensiv kompakt präsentieren muss. Spanien hat, das wurde im Gruppenthread ja angesprochen, seit 2008 kein Gegentor mehr in der KO-Runde bekommen. Das ist durch deren destruktive und ziemlich unansehnliche Spielweise geschuldet, das muss jetzt auch nicht das 1 zu 1 Vorbild sein, es wäre schon angenehm, defensiv kompakt zu stehen ohne auf totales Ballquergeschiebe zu verzichten. Aber es zeigt, dass es darauf letztlich ankommt.
 

Solomo

Hundsbua
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Das ist ja auch was, das Heynckes bei Bayern geändert hat von 2011/2012 auf 2012/2013. Er wollte unbedingt Martinez haben, hat die Defensive mehr in den Fokus gerückt und Bayern hat ab dem CL-Viertelfinale nur noch ein Gegentor per Elfmeter bekommen und auch national den Rekord geholt. Er soll ja auch Ribery mit der Tribüne gedroht haben, wenn er nicht defensiv mitarbeitet. Deshalb regt es mich auch so auf, dass Özil defensiv nichts macht. Wenn er sich das erlaubt, dann muss er offensiv DER Entscheider sein und dann wäre es z.B. ein guter Anfang gewesen, das frühe 1:0 gegen Kamerun zu machen. Schon 2010 hat sich ja Klose bei gegnerischem Ballbesitz hinter Özil fallen lassen, weil der den A... nicht hochgekriegt hat. Ein Ronaldo oder Messi (von dem ich gar nicht weiß, ob er mitarbeitet) können sich das erlauben, weil sie mit jeder Aktion den Unterschied ausmachen können. Davon kann ein Özil nur träumen.

Heynckes daheim gegen Barca und Pep im DFB-Pokalfinale 2014 (um zwei Beispiele "meines" Vereins zu nehmen) haben bewiesen, dass es manchmal richtig sein kann, für den Erfolg von der eigenen Philosophie abzurücken. Aber, wie schon geschrieben, noch habe ich Hoffnung für die WM.

Ich muss auch sagen, seit gestern geht die Diskussion hier mit einigen ausreißern in eine sehr angenehme, sachliche Richtung :thumb:
 

Schlonski

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Löws Interview nach dem Armenienspiel macht mir Hoffnung. Da hat er zwischen den Zeilen raushören lassen, dass man den Schwerpunkt diesmal klar auf die Defensive legen wird und es nicht den risikoreichen Hurrafußball geben wird. Fände ich gut. Wäre mal ein anderer Ansatz. Bleibt aber angesichts der krassen Temperaturen und Mittagsspiele auch nix anderes über, als hinten dicht zu machen und vorne mit ein paar wenigen aber gut gestzten Nadelstichen Tore zu machen. Um so ärgerlicher der Reusausfall, der da für kurze Blitzangriffe prädestiniert gewesen wäre. Aber egal. Es gab vor jeder WM Ausfälle und genau dadurch hats dann irgendwelche Überraschungen gegeben. Warum soll nicht Poldi das Ding rausreißen.

Ich bin jedenfalls sehr gespannt und komme so langsam in WM-Laune. :)
 

sotarts

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Man bekommt da das Gefühl, dass eine starke Mannschaft keine starke Mannschaft sein kann, wenn sie gegen Deutschland verliert. "Da muss doch was nicht gestimmt haben...". Bei Spanien sieht man solche Reflexe eher nicht. :)

Ok, das war nicht meine Absicht.

2010 fand ich aber England sogar ziemlich stark gegen Deutschland, obwohl sie vorher nicht wirklich überzeugten. Lampard hatte einen Lattenkracher nach der Halbzeit und das nicht gegebene Tor hätte dem Spiel ein ganz anderes Momentum gegeben. Trotzdem war das eine tolle Leistung von Deutschland.

Argentinien war vielleicht vorher stark, in diesem Spiel aber richtig schwach, natürlich hat Deutschland überzeugend gespielt, bei Argentinien griff aber einfach gar nichts, das erinnerte mich fast an das WM Finale 1998 (Da war Frankreich stark, Brasilien aber desolat). Das war nicht nur der deutschen Taktik geschuldet, das war ein No-Show. Finde es dann einfach falsch wenn man dann mit dem fettem Namen kommt und nicht auf das konkrete Beispiel Rücksicht nimmt.

Bei der Niederlande 2012 kommen wir wahrscheinlich auf keinen grünen Zweig. Nochmal: Trotzdem hat Deutschland nicht schwach gespielt gegen sie.

Und nochmal von mir. Mein Löw Bashing war übertrieben in der Vergangenheit. Er hat Fehler gemacht, oft wegen mangelnder taktischer Flexibilität im Spiel, richtige Folgen hatte es aber nur 2012.

Ausserdem entwickelt er das System ja immer weiter, vielleicht zeigt er ja das er an seinen Schwächen gearbeitet hat, das macht man ja meist besonders wenn man mal richtig scheitert.

Er macht sehr viel richtig und es würde unheimlich schwer sein einen Nachfolger zu finden. Löw wird nur von Leuten à la Bielsa übertrumpft. Das ist schon ein ziemliches Kompliment. Das ist jammern auf hohem Niveau, es gibt aber eine Stufe über Löw, aber wann hatte Deutschland mal einen Trainer der auf dieser Stufe darüber stand?

Ich kann jetzt nicht alles aufzählen aber bei der WM 90, der EM 92, der WM 94, der EM 96, der WM 98, der EM 2000 und der EM 2004 gehörte Deutschland zu den taktisch schwächsten Teams des Turniers. Das typisch deutsche Gebolze. Manchmal erfolgreich, aber gute taktische Leistungen des Trainers waren das nicht. Das ist seit 2006 anders.
 
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Shakey Lo

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Mêlée Island
Außerdem hat sich Löw in den letzten Jahren immer wieder Patzer auf menschlicher Ebene erlaubt, die glaube ich bei einigen Spielern nicht grade zu übermäßigen Vertrauen und Sicherheit geführt haben.
Mit dem Rest des Postings kann man ja ganz gut leben, aber an dieser Stelle fand ichs dann doch schade dass du auf mein letztes Posting zu diesem Thema nicht weiter eingegangen bist. Ich glaube, hier erwartet man irgendwie mehr von Löw als realistisch ist, vor allem weil man jetzt im Nachhinein natürlich vieles verklärt / besser einschätzen kann als zur jeweiligen Zeit.
ich hatte ja irgendwe auf Armin Veh gehofft...
Bitte nicht. Alles was wir dann von ihm hören würden wäre ein "Der Verband soll doch bitte den und den Spieler einbürgern, mit diesem Kader kann ich nicht arbeiten, wir brauchen auf der und der Position Neuzugänge, sonst geh ich wieder..." panik: ;)
 

Omega

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So schlecht fand ich Argentinien auch gegen Deutschland nicht. Die deutsche Mannschaft hat es da geschafft der argentinischen Offensive den Zahn zu ziehen, obwohl die mehr Ballbsitz hatten. Große Chancen waren aber nicht oder kaum vorhanden. Eigentlich war es ein Spiel von der Ausrichtung wie es hier häufig gewünscht wird, natürlich begünstigt durch das frühe Tor.

Wenn man Italien immer wieder für seine defensiven Varianten löbt, dann kann man Deutschland aber nicht als taktisch schwach bezeichnen. Gerade das Spiel gegen die Niederlande, mit der überraschnd defensiven Aufstellung, war da sehr gut. Beckenbauer hat seine Ausrichtung und Aufstellung stark am Gegner ausgerichtet.
 

Moritz

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Findest du? Ist das nicht eher die Betrachtung im Nachhinein? Es gab natürlich die Italien-Legionäre (vor allem Matthäus, Klinsmann, Völler und Häßler. Brehme machte sich eigentlich bei dem Turnier erst den richtig großen Namen. Riedle und Berthold wurden meiner Meinung nach nie als absolute Weltklasse gesehen, jedenfalls nicht höher als viele Stammspieler der heutigen NM). Natürlich gab es überhaupt sehr viel Qualität im Mittelfeld mit den genannten Matthäus und Häßler, Littbarski und Bein (so dass Möller und Thon nur Ersatz waren) und dann Buchwald, der das Turnier seines Lebens spielte, aber eben auch erst damit ins Rampenlicht kam.

Im Vergleich dazu finde ich eigentlich nicht, dass die heutige NM vom Ruf her schlechter da steht: Die Torhüter gelten als mindestens ebenso gut (sollte Neuer spielen gar als besser als damals Illgner), die Abwehr hat einen ähnlichen Ruf. Kohler galt sicher schon als Weltklassevorstopper, aber Lahm ist das eben als Außenverteidiger (ob er jetzt als solcher eingesetzt wird, steht auf einem anderen Blatt), und Augenthaler als guter, sehr erfahrener Mann, aber nicht unbedingt besser als die aktuellen Leute. Im Mittelfeld gibt es jetzt doch auch die hochgejubelten kreativen Leute - eigentlich sogar noch mehr Spieler als 1990.
Der größte Unterschied ist allenfalls im Ruf des Sturms (Löw hat sich ja dazu entschieden, fast ohne einen solchen zur WM zu fahren), was aber auch zum Teil der Veränderung des Spiels geschuldet und auch in anderen Ländern zu beobachten ist (England hat seit Jahren keinen wirklich dominanten Mittelstürmer mehr gehabt, die Niederlande verzichteten teils zugunsten besser mitspielender Leute auf Leute wie Huntelaar, usw.).

:belehr: Moment!!!

Bei dem Thema muss ich einhaken. Ich bin da vielleicht etwas befangen, da die WM 90 in der erste WM war, die ich altersbedingt wahrgenommen habe und die 90er für mich DIE Heroen sind! Aber in der Zwischenzeit hat man ja das ein oder andere Spiel mit etwas Abstand wieder gesehen (das Finale in Abständen von ein paar Jahren immer mal wieder auf VHS;)) und letzte Woche erst wieder auf SR 3 das AF gegen Holland. Und da muss man einfach sagen, dass dieses Team einfach absolut überlegen war und dass auch Aufgrund der individuellen Klasse der Einzelspieler. Klar ist da ein TEam herangereift mit klarer Hierarchie über die Turniere 86 und 88 aber letztlich war es die individuelle Klasse einiger Spieler, die 90 eben im Zenit stand! Oft ist es bei alten Fußballspielen doch so, dass man die nicht mehr mit anschauen kann, da es extrem langsam ist. Da habe ich mich bei eben jenem Spiel gegen Holland gewundert, welche Dynamik da drin war. Ich würde einfach sagen, was dies angeht war das Team in diesem Sommer einfach 10 Jahre seiner Zeit voraus und hätte auch noch 2000 bestehen können!

Was die Klasse und den Ruf angeht gibt es ebenfalls eklatante Unterschiede zu heute. Du kannst die Zeiten eigentlich nicht vergleichen, da sich das Spiel geändert hat und einzelne Positionen verschwunden sind bzw. die Anforderungen sich geändert haben. Aber: es gab damals noch die 3-Ausländer-Regel. Und hiermit kann man imo den Ruf und die Bedeutung ganz schön ablesen. Das heißt dass nur absolute Spitzenleute ins Ausland geholt wurden wie bspw in die Serie A, die man vllt mit der heutigen Premier-League vergleichen kann. Inter Mailand war damals wohl neben dem AC und Neapel das beste Team dieser Liga und dort spielten Matthäus, Brehme und Klinsmann. Matthäus war 1990 wohl der beste Spieler im Weltfußball und von seiner Bedeutung her zu vergleichen mit Zidane später oder heute CR7 für das jeweilige Team. Aber gerade Brehme war imo sehr unterschätzt. Ein Spieler der so unglaublich beidfüßig war, ausgestattet mit einem solchen Schuss und stark beim Flanken und bei Standards für den hätte Real heute ähnlich hingelegt wie für Bale (auch wenn es Brehme`s Position nicht mehr 1:1 gibt. logisch) Klinsmann und Völler ebenfalls Italien Legionäre, beide absolute Weltklasse! Dazu noch Littbarski der überragend spielte und Kohler, der dann ja auch für viel Geld nach Juve ging, welchem man zwischen 1990-97 (CL HF gegen ManU) auch weltklasse attestieren muss. Hässler war zudem auch auf dem Sprung dahin, auch wenn ich ihm erst 92 und 94 dies bescheinigen würde. Dazu noch eine Reihe von "Füllspielern" die zwar nicht weltklasse aber dennoch auf hohem Niveau ihre Rolle gespielt haben: Augenthaler langjähriger Abwehrchef des FCB, mehrere EL HF und Finales, Reuter später ebenfalls Legionär, Illgner als die 3er Regel gefallen ist bei Real etc. Von der Qualität dieser Mannschaft, also die ersten 13-15 Spieler kann man sie eigentlich in der jüngeren Fußballgeschichte nur mit der 1998er Mannschaft von Frankreich vergleichen.

Das kann man mit nichten mit der heutigen Generation vergleichen. Man stelle sich vor es gäbe die 3 Ausländer Regel noch. Welcher unserer Spieler würde den bei den Top-Klubs im Ausland spielen? Bei Barca, Real, Chelsea, ManC, Arsenal, PSG. Die dürften mit Inter, AC, AS Rom und Juve der damaligen Zeit zu vergleichen sein. Ich denke da an Lahm, vllt BS in Topform, evtl. noch Reus und irgendwann Götze. Das war es wohl. Glaube nicht Barca für einen Hummels Messi, Neymar oder Dani Alves auf die Bank setzt. Finde daher das Geblabber von bester NM aller Zeiten immer falsch. Individuell und las Team waren die 74 (zumindest an der Spitze) und die 90 was die Breite an WK-Spielern angeht klar drüber. Es ist die Mannschaft mit dem meisten Potenzial seit 1996, das bestimmt.
 

Omega

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Das kann man mit nichten mit der heutigen Generation vergleichen. Man stelle sich vor es gäbe die 3 Ausländer Regel noch. Welcher unserer Spieler würde den bei den Top-Klubs im Ausland spielen? Bei Barca, Real, Chelsea, ManC, Arsenal, PSG. Die dürften mit Inter, AC, AS Rom und Juve der damaligen Zeit zu vergleichen sein. Ich denke da an Lahm, vllt BS in Topform, evtl. noch Reus und irgendwann Götze. Das war es wohl. Glaube nicht Barca für einen Hummels Messi, Neymar oder Dani Alves auf die Bank setzt. Finde daher das Geblabber von bester NM aller Zeiten immer falsch. Individuell und las Team waren die 74 (zumindest an der Spitze) und die 90 was die Breite an WK-Spielern angeht klar drüber. Es ist die Mannschaft mit dem meisten Potenzial seit 1996, das bestimmt.

Das kanst du so aber auch nicht 1-1 vergleichen. Dadurch dass man nur 3 Ausländer einsetzen durfte, konnten die Vereine auch nicht so viel Risiko eingehen. Heurte spielen geade bei englischen Vereinen doch kaum noch Engländer/Briten, aber es sind auch eine ganze Menge "Flops" dabei. Ob Barca einen Dani Alves 2ßß8 geholt hätte, weiß auch keiner. Die hatten zu dem Zeitpunkt Messi, Henry, Eto'o und noch etliche mehr. ;)
 

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:thumb:

Beckenbauer hat seine Ausrichtung und Aufstellung stark am Gegner ausgerichtet.

Echt? Der hat sich als Trainer Gedanken gemacht? Schwer vorstellbar, heutzutage. :clown: Ist natürlich eine Generationsfrage, ich habe ihn als ausschließliche und komplette Lachnummer kennengelernt, der von Tuten und Blasen aber mal null, zero Ahnung hat. Ältere Semester haben vielleicht auch noch einen anderen Beckenbauer im Kopf.
 

theGegen

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Ich kann Löw und seine Art zwar nicht ab, aber so richtig vorwerfen kann ich ihm bzgl. der unvollendeten Bilanz auch nichts. Da steckt man ja sowieso nicht drin, aus welchen Gründen er diesen oder jenen Spieler vorzieht und welche Rolle er diesem zugedacht hat. Bei der letzten EM gab es aber auch schon vor der Pleite gegen Italien ein paar Hänger, die dann aufgrund "Weiterkommen" ein Schleifchen bekamen, wozu es wenig Anlass gab.
In der Vorrunde fehlte zunächst Klose, aber weil Gomez die nötigen Treffer zum Aufstieg erzielte, blieb er die erste Option. Seine Rotations-Entdeckungen gegen Griechenland Reus und Schürrle (jetzt mit Klose) offenbarten defensive Mängel, während zuvor das Gespann Gomez/Podolski auch wenig überzeugend war, abgesehen eben von den nötigen Toren.
Die Niederlage gegen Italien war dann quasi eine Quintessenz von Schwächen, die schon vorher aufgetreten waren.
 
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