Tja, wer hätte das gedacht.
Ich möchte noch ein wenig darauf eingehen, was
@chalao angesprochen hat, weil es mMn den Kern der Problematik trifft.
Wenn man so Aussagen wie von Hummels (letztes gutes Spiel...) und Neuer (wären dann in den nächsten Runden raus...) hört, dann merkt man, wie verunsichert und ohne Selbstvertrauen das Team war. Auch die Aussagen von Kroos nach dem Schweden-Spiel zeigten den Druck und wie angefressen sie waren.
Das zog sich durch das ganze Turnier. Was jetzt daran schuld war, ist schwer zu benennen. Es gab einige Störfeuer und viele Gerüchte.
Letztendlich ist es aber dem Trainer anzulasten. Weder konnte er das Selbstvertrauen des Teams stärken, so dass sie entsprechend auftraten, noch konnte er die Offensive so aufstellen, dass sie ein nachhaltiges Konzept zum Torerfolg zur Hand hatte.
Das Spiel gestern war gar nicht so schlecht. Es gab gute Ansätze, wie auch schon gegen Schweden, aber in allen 3 Spielen gab es auch immer große Baustellen.
Gestern gab es teilweise gute Ballstaffetten, das Gegenpressing funktionierte oft gut. Es gab einen Plan für das Spiel. Anfangs wurde viel mit hohen Bällen agiert, sowohl um die erste 4er-Kette zu überspielen, als auch in den Strafraum. Goretzka sollte da zu Abschlüssen kommen, wie es auch kurz nach der Hälfte gut gelang.
Mitte der ersten Hälfte wurde dann öfter flach gespielt, auch das funktionierte zeitweise ganz gut.
Gegen die Koreaner brauchte es Geduld. Sie liefen sehr viel, foulten anfangs viel und stellten den Strafraum komplett zu. Es war klar, dass das schwer zu knacken sein wird.
Den richtigen Knacks bekam die Mannschaft mit der Führung der Schweden. Ab da wurde es auf und neben dem Platz hektisch und kopflos (wie Hummels später richtig feststellte). Wie unsicher Löw war, zeigte sich dann auch in den Wechseln. Da wurde einfach jeder Offensive reingeschmissen. Alle standen sich auf den Füßen, offensiv war nur noch hail mary angesagt. Löw hat personell in den drei Spielen alles versucht, sowohl mit den Wechseln, als auch mit den Startaufstellungen. Es wirkte (zumindest bei den Wechseln) hilf- und ideenlos.
Trotzdem hatte die Mannschaft teilweise gute Ansätze und die Qualität reicht locker aus, um so eine Gruppe als Erster abzuschließen, aber die Abschlüsse waren zu schlecht, das Selbstvertrauen und die Ruhe fehlten.
Bei einer WM muss man sofort da sein und darf keine Zweifel am möglichen Erfolg haben.
Löw hat beides nicht gewährleisten können.
Die Nominierung oder die Leistung einzelner Spieler sind nicht die (Haupt-)Gründe. Es fehlte der Mannschaft an erfolgreichen Offensivkonzepten, Qualität im Abschluss, Konterabsicherung, aber eben vor allem am Selbstverständnis und Sicherheit.
So scheidet man letztendlich verdient aus.
Die NM wird mich nie so tangieren, wie mein Verein. Für die Spieler tut es mir aber schon sehr leid. Der Wille war da und auch die Moral stimmte größtenteils, dennoch müssen sie damit leben, dieses historisch schlechte Ergebnis erzielt zu haben. Naja, das ist eben auch Sport.
Wie geht es jetzt weiter?
Man hat in Deutschland immer noch gute Spieler, auch junge die nachrücken können.
Man hat jetzt 2 Jahre Zeit, eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern aufzustellen und der Mannschaft wieder einen Spielstil anzutrainieren, mit dem sie erfolgreich ist und sich auch sicher fühlt.
Mit welchem Trainer soll das funktionieren? Gute Frage.
Vielleicht sollte man aber auch hinterfragen, ob das ganze Drumherum, die Abschottung und das Glattbügeln der Mannschaft wirklich im modernen Fussball ein Muss ist, oder ob da teilweise auch elementare Dinge drunter leiden.
Die Zukunft der NM ist ungewiss. Das wäre sie auch bei einem erfolgreicheren Turnier gewesen, dennoch hätte man dann den Umbruch deutlich entspannter angehen können.