Das Spiel heute war wirklich nervenaufreibend und als Fan äusserst anstrengend.
Satz 1 war, wie bereits angetönt, absolute Perfektion von Samsonova. Hier wäre wirklich egal gewesen, welche Gegnerin auf der anderen Seite des Netzes gestanden wäre, Lyuda hätte diese abgeschossen. Die hat dort wirklich alles getroffen, Bencic war chancenlos und die hat eigentlich nichts falsch gemacht (bspw. auch nur fünf UE gemacht, gleichviele wie Samsonova). Jeder Schlag war gefühlt ein Winner.
Im zweiten Satz zeigte sich dann relativ rasch das Problem von Samsonova: sie kann dieses Level nicht über die gesamte Dauer halten. Da schlichen sich teilweise unnötige Fehler ein, Bencic hatte das Match bis zum 5:3 mehr oder weniger im Griff. Danach fand Samsonova kurzzeitig ihr Satz 1-Level wieder und stellte das Score auf 5:5 0:40 aus Sicht der Schweizerin, doch plötzlich riss der Faden wieder an. Der TB war unglaublich spannend und Bencic musste drei MB abwehren. Gerade den zwei letzten gingen spektakuläre Ballwechsel voraus.
Satz 3 hatte Bencic dann ziemlich unter Kontrolle. Auf das Break folgte zwar gleich das Re-Break, aber Bencic konnte nachlegen und schlussendlich auch das Match nach Hause bringen. Samsonova war zwar nicht mehr ganz so fehleranfällig wie im zweiten Satz, wirkte aber etwas angeknackst, wohl auch wegen der vergebenen Matchbälle. Bencic selbst konnte selbst ebenfalls noch einmal etwas zulegen und konnte so das wirklich hart umkämpfte und spektakulär anzuschauende Match gegen die vermeintliche Angstgegnerin (die übrigens zuvor auch noch kein Endspiel verloren hat) über die Ziellinie bringen.
Bencic hat in diesem Jahr einen unglaublichen Schritt gerade im mentalen Bereich gemacht, das sagt sie auch selbst. Das Hadern gehört bei ihr zwar dazu und das braucht sie auch, aber sie kann mit solchen Situationen viel schneller abschliessen. Dadurch kriegst du sie fast nicht mehr aus der Ruhe. Die Verpflichtung von Tursunov war ein Glücksgriff für sie (ich halte sowieso unglaublich viel von ihm). Nun gilt es, diesen Schritt auch bei den grossen Turnieren zu gehen. Bei den 1000ern wäre sie nach 2015 und 2019 sowieso wieder an der Reihe, wenn man dem Vier-Jahres-Rythmus folgt.
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In Linz gewann Potapova ihr zweites WTA-Turnier. Nachdem sie in den ersten vier Partien über die volle Distanz musste, hat sie heute gegen Martic kurzen Prozess gemacht (6:3 6:1). Martic legte los wie die Feuerwehr (2:0 mit Chance aufs Doppelbreak), danach zeigte sich bei der Kroatin der wohl ziemlich leere Tank, hatte sie gegen Tauson und Sakkari wirklich kräftezerrende Matches bestritten.
Potapova stand vor einem Jahr nicht in den Top 100 und wird morgen auf einem Karrierehoch von 31 stehen.