Momentan ist gefühlt schon etwas die Zeit der Comeback-Damen, sei es nach einer Verletzung oder dem eigentlichen Rücktritt. Aber eins nach dem anderen:
Belinda Bencic legt ein furioses Comeback hin: nach Siegen gegen Gasanova (6:0 6:0), Diatchenko (6:4 6:3), Bonaventure (6:2 6:1), Kalinina (6:1 4:6 6:1) und Yastremska (6:2 6:3) hat sie tatsächlich gleich ihr erstes Turnier seit Biel Anfang April gewonnen. Auch im Doppel spielte sie sich an der Seite von Michaela Honcova ins Finale vor, welches aber gegen Blinkova/Kudermetova verloren ging. Mit dem Sieg im Einzel ging es für sie von Position ~315 direkt wieder in die Top 200. Diese Woche spielt sie beim ITF-$25'000-Turnier in Clermont-Ferrand, wo sie gefühlt die stärkere Konkurrenz erwartet als vergangene Woche, als sie in St. Petersburg bei einem ITF-$100'000 angetreten ist.
Vera Zvonareva pirscht sich langsam aber sicher tatsächlich wieder an WTA-Level heran. Nachdem sie im Juni bei kleineren Turnieren gestartet ist, hat sie in New Haven ihr Comeback so richtig gestartet. Zwar hat sie dort und danach auch an den US Open die Qualifikation nicht überstanden, hat danach aber beim Turnier von Dalian (WTA 125er Series) ein erstes kleines Ausrufezeichen gesetzt, als sie erst im Finale von Kozlova gestoppt wurde. Diesen kleinen Höheflug setzt sie aktuell in Tashkent fort. Nach klaren Quali-Siegen gegen Kalinina und Paolini hat sie in der ersten Runde auch die an vier gesetzte Begu geschlagen und trifft morgen in der Früh auf Parmentier. Für Zvonareva war dies der erste WTA-Sieg seit Anfang April 2015. Aktuell steht sie im Live-Ranking um Position 260, mit einem weiteren Sieg würde es rund weitere 30 Ränge nach vorne gehen.
Ein immer wieder von Rückschlägen geplagtes Comeback hat mit Alisa Kleybanova eine weitere Russin. Nach ihrer Krebserkrankung kehrte sie 2013 ordentlich auf die Tour zurück, musste Mitte 2014 aber wieder für mehr als ein Jahr pausieren. Nach Mai 2016 gab es eine erneute Pause von über einem Jahr für Kleybanova. Seit diesem Sommer spielt sie wieder Turniere, zu Beginn in Indien und Thailand, mittlerweile in den USA. Letzte Woche spielte sie das ITF-$25'000-Turnier in Lubbock, gewann dieses auch ohne Satzverlust (musste dabei nur einen Long Set spielen). Ihre Gegnerin im Finale, die ebenfalls einst an Krebs leidende Vicky Duval. Fast noch schöner: die beiden gewannen zusammen die Doppel-Konkurrenz.
Erfreuliche Nachrichten gibt es auch für den DTB, denn Anna-Lena Friedsam bestreitet aktuell ihr erstes Turnier seit den US Open im vergangenen Jahr. Nach ihrer Schulterverletzung, welche kurz vor Weihnachten doch noch eine Operation erforderte, ist die mittlerweile punktelose Friedsam in Clermont-Ferrand in der Qualifikation gestartet, wo sie Nina Alibalic und Sasha Grey jeweils in zwei Sätzen geschlagen hat. Im Hauptfeld angekommen trifft sie nun auf Kimberly Zimmermann.
Eine andere die es geschafft hat noch schlechter zu spielen als Lisicki und Petkovic ist übrigens Beck. Die Ergebnisse seit Wimbledon.
Das ist tatsächlich so. Im Race steht sie irgendwo um 160, zudem muss man auch mal anschauen, gegen wen sie ihre sieben Siege 2017 geholt hat. Bertens und Bouchard kann man sicherlich als ordentliche Siege werten, Chirico auf Sand kann man da sicherlich auch noch erwähnen. Ansonsten stehen da Rüffer in Nürnberg, Masarova in Biel, Cepelova und Stollar in Budapest - mit Masarova und Stollar zwei Wildcards, mit Rüffer eine Qualifikantin. Zu diesen kommt noch ein Sieg in der Qualifikation gegen Broady. Das ist schon sehr, sehr bescheiden für eine zweifache Turniersiegerin.
Wieso Aronofsky Lisicki da auch noch reinzieht, verstehe ich nicht wirklich. Wie von Jones angesprochen, kommt sie aus einer langen Verletzungspause und die gezeigten Leistungen waren alles andere als schlecht. Lass sie doch erst einmal vernünftig auf die Tour zurückkehren, dann kann man seine Meinung auch auf etwas aufbauen. Auch bei Petkovic sollte man etwas bremsen, dass bei einer wie ihr nicht alles auf einen Schlag anders ist, sollte doch klar sein. Sie ist in einem Prozess, in welchem ich durchaus positive Ansätze sehen kann. Für sie ist es erst mal wichtig, überhaupt wieder Freude am Tennis zu haben und sich mit voller Hingabe diesem Hingeben zu können.
Letzte Woche wurde auch noch die erste Runde des Fed Cups 2018 ausgelost. Mal ein paar Worte zu den einzelnen Partien:
Weissrussland - Deutschland
Mögliches Team, BLR: Victoria Azarenka, Aliaksandra Sasnovich, Aryna Sabalenka, Vera Lapko (Alternative: Olga Govortsova)
Mögliches Team, GER: Angelique Kerber, Julia Görges, Carina Witthöft, Mona Barthel (Alternativen: Laura Siegemund, Andrea Petkovic, Sabine Lisicki, Tatjana Maria)
Das weissrussische Team steht und fällt wohl mit der Teilnahme von Victoria Azarenka. Wenn sie teilnehmen kann bzw. auch will, dann sind die Chancen für Weissrussland intakt, ansonsten darf man das deutsche Team auch mit einer allfälligen Absage von Kerber oder Görges als Favorit ansehen. Sasnovich und Sabalenka sind nicht (oder im Falle von Sabalenka noch nicht) auf dem Niveau, um das recht breit abgestützte Team von Deutschland zu gefährden. Dafür müssen beide zwei Sahnetage erwischen, wie sie es in diesem Jahr gegen die Schweiz erlebt hatten. Mit Lapko dürfte zudem eine fähige Doppel-Spielerin im Aufgebot stehen. Da das Spiel in Weissrussland stattfindet, dürfte man erneut einen schnellen Platz aufziehen.
Tschechien - Schweiz
Mögliches Team, CZE: Karolina Pliskova, Petra Kvitova, Lucie Safarova, Barbora Strycova (Alternativen: Lucie Hradecka, Marketa Vondrousova, Katerina Siniakova, Krystina Pliskova)
Mögliches Team, SUI: Timea Bacsinszky, Belinda Bencic, Viktorija Golubic, Martina Hingis (Alternative: Jil Teichmann)
Die meines Erachtens spannendste Partie der ersten Runde, wenngleich diese auch äusserst klar ausgehen könnte. Mit dieser unglaublichen Breite geht der Sieg natürlich nur über das Team von Tschechien, vor allem dann noch vor eigenem Anhang. Da wird Heinz Günthard schon hoffen, dass da ein oder zwei, vielleicht auch drei Damen absagen und dass Bencic bis Anfang Februar mehr oder weniger wieder ihre Form gefunden hat. Nochmal darf man nicht auf zwei derartige Exploits von Golubic hoffen (Siege gegen Pliskova und Strycova). Leider ist auch der Doppel-Vorteil durch Hingis nicht gegeben, da die Tschechinnen selbst über verdammt starke Spielerinnen im Doppel verfügt.
Belgien - Frankreich
Mögliches Team, BEL: Elise Mertens, Yanina Wickmayer, Alison van Uytvanck, Kirsten Flipkens (Alternative: Maryna Zanevska)
Mögliches Team, FRA: Kristina Mladenovic, Caroline Garcia, Alize Cornet, Pauline Parmentier (Alternativen: Oceane Dodin, Amandine Hesse)
Die im Vorfeld wohl wichtigsten Fragen: spielt Caroline Garcia wieder Fed Cup? Schlägt Dodin tatsächlich einmal für ihr Team auf? Kehrt Kirsten Flipkens ins Fed Cup-Team zurück? Alle drei Spielerinnen wären ohne Frage eine Stärkung für ihr Team. Ansonsten könnte dies durchaus eine ausgeglichene Gelegenheit werden, wenn sich bis dort nicht mehr von Qualifikantinnen und diversen ungesetzten Kontrahentinnen abschiessen lässt sehe ich Frankreich nur noch ganz leicht in der Favoritenrolle.
Niederlande - USA
Mögliches Team, NED: Kiki Bertens, Richel Hogenkamp, Arantxa Rus, Michaella Kraijcek (Alternativen: Lesley Kerkhove, Quirine Lemoine)
Mögliches Team, USA: Coco Vandeweghe, Madison Keys, Bethanie Mattek-Sands, Sloane Stephens (Alternativen: Cici Bellis, Shelby Rogers, Alison Riske, Lauren Davis)
Das grösste Fragezeichen dürfte sein: wer von den etablierten Damen hat noch Lust auf Fed Cup bei einem wahrscheinlichen Sieg in diesem Jahr. Das könnte dann durchaus die Chance für die zweite Riege der US-Ladies sein. Auf dem Blatt haben die Niederlande eigentlich keine Chance, mit Bertens hat man eine etablierte Spielerin in den ersten 100, Hogenkamp ist immer auf der Kippe von drin und draus. Die USA alleine hat 13 Spielerinnen in den ersten 100, neun davon in den Top 60. Aber eigentlich hatten die Niederländerinnen auch 2016 gegen die Russinnen keine Chance