Ohne nationale Zugpferde ist Boxen nicht zu vermarkten
Ich verstehe einfach nicht, warum einige hier sich nicht eingestehen wollen, dass eine Randsportart wie Boxen ohne namhafte nationale Aushängeschilder einfach nicht zieht. Das ist überall so und Deutschland ist diesbezüglich keine Ausnahme und muss deswegen auch kein "schlechtes Gewissen" haben.
Es braucht halt Identifikationsfiguren, die auch außerhalb der Wettkämpfe für die Menschen greifbar und präsent sind (Bild, Bunte, Wetten, dass und Co.), um im harten Wettbewerb der medialen Berieselung zu bestehen. Und ein Russe, der kaum oder nur sehr gebrochen Deutsch spricht und wohlmöglich auch nur zu den Kämpfen und zur Kampfvorbereitung anreist, kann halt nur schwerlich diese Rolle einnehmen.
Genau aus diesem Grund funktioniert derzeit Biathlon, was vor einigen Jahren keine Sau interessiert hat (zuvor war es Skispringen). Oder auch Eisschnelllauf und zu Ulles Zeiten Radsport. Selbst die Formel 1 fristete bis zu Schumi in Dtl. eher ein Schattendasein, ähnlich wie Tennis derzeit. Hat man solche Aushängeschilder und Identifikationsfiguren nicht, muss man zumindest attraktiven Sport bieten, um die Leute zu begeistern oder halt die Sensations Karte spielen wie z.B. Sauerland mit Valouev (ein "5 Meter Russen-Riese" prägt sich ein).
Hier im Forum sind größtenteils nur Boxfans unterwegs und selbst die haben sich häufig bei Veranstaltungen von UBP gelangweilt. Der normale TV Zuschauer - nachhaltig durch die Rocky Filme geschädigt - ist was Boxkämpfe angeht noch viel "anspruchsvoller" und will vor allem "Action" sehen, wenn er sich schon dazu entschließt, einen Boxkampf zu schauen (läuft schließlich irgendwo auch ein spannender Krimi). Bei UBP hat man es in der Vergangenheit jedoch nicht mal hinbekommen, zwei halbwegs gleichwertige Boxer in den Ring zu stellen, was keineswegs an der Klasse der UBP-Boxer lag.
Genau das war das entscheidene Problem von UBP in den letzten Jahren. Wenn Erdei einen in die Nacht langweilt, mag das in Ungarn noch Begeisterungsstürme hervorrufen (kein Vorwurf an die Ungarn, die fiebern halt mit ihrem Landsmann mit), den gewöhnlichen TV Zuschauer außerhalb Ungarns ringt das jedoch höchstens ein müdes Gähnen ab. Sven Otte hätte man in Ungarn wahrscheinlich auch nicht vermarkten können. Selbst der Maske Hype (man denke nur an das Ringmikado im Rückkampf gegen Hill) war so nur möglich, weil Maske Deutscher ist.
Nachdem bei UBP mit Sturm nun auch das letzte nationale Zugpferd abgesprungen ist, wäre das ZDF doch besch..., den Vertrag mit UBP zu verlängern. Warum auch? Wen hat denn Kohl noch anzubieten? Brähmer wandert wohl wieder in den Bau, Dimitrenko droht als ewiges Talent zu enden, Chagaev und Erdei kommen in die Jahre und waren sowieso keine Zupferde und auf Talente wie Culcay-Keth zu hoffen, ist denen wahrscheinlich einfach zu riskant. Zumal die übliche kohlsche Aufbauphase mit anschließenden WBO-Titelverteidigungen gegen "Restbestände" aus Südamerika und Osteuropa auch nicht unbedingt Topquoten garantiert.
Vom Frauenboxen will ich gar nicht erst anfangen, denn selbst das politisch überkorrekte ZDF dürfte mittlerweile erkannt haben, dass das ein Griff ins Klo war. Mal ganz unabhängig von der häufig fehlenden Klasse und der äußerst überschaubaren Leistungsdichte bei den Frauen, wer will schon zwei blutverschmierte Frauen aufeinander einprügeln sehen wie kürzlich erst geschehen? Da schau selbst ich - als Boxfan - mir lieber Kati Witt beim Eiskunstlaufen an, zumal die sich wirklich gut gehalten hat