L-X schrieb:
Nun ja - den Film-Bond kennen die meisten seit Ewigkeiten, den James Bond, wie er von Fleming beschrieben wurde, wohl nur die wenigsten. Alles Geschmackssache, die einen mögen einen authentischen Bond, die anderen lieber unsichtbare Autos.
Sorry, aber der Hinweis auf Fleming kann nur ein schlechter Scherz sein. Der Mythos James Bond war noch nie auf den Romanen von Fleming begründet - zurecht nicht, denn die sind absoluter Schrott. Ich habe mir vor einiger Zeit auf einem Flohmarkt vier von diesen Bücher gekauft und auch tatsächlich gelesen: das ist literarisch absolut unterirdisch und kann komplett vernachlässigt werden. Erst die Filme machten Bond berühmt und zu dem was er heute darstellt. Die ursprüngliche Romanvorlage war für die Drehbuchautoren glücklicherweise nie von Belang, und nur so konnte sich in 40 Jahren Kinogeschichte die Figur James Bond zu dem entwickeln, die sie heute darstellt.
Ich bin traditioneller Bond-Fan, und ich gehe deshalb ins Kino weil ich einen Bond-Film sehen will. Und da erwarte ich von einem Bond-Film:
- einen britischen Gentleman der mit Stil und einer gewissen Lässigkeit seine Gegner bezwingt. In "Casino Royal" ist Bond ein lediglich ein muskelbepackter Schlägertyp, der alles mit roher Gewalt niederstreckt - keine Intelligenz, kein Überraschungsmoment - da kann ich auch einen Sylvester Stallone Film angucken, das ist ähnlich bescheuert.
- technischer Schnick-Schnack! Jawoll, ich will das! Wir können uns von mir aus darüber streiten, ob ein unsichtbares Auto sein muss oder nicht, aber meine absoluten Lieblings-Szenen waren schon immer die in Qs Labor wenn im Hintergrund plötzlich eine Telefonzelle explodiert oder sonst irgendein Unsinn passiert. In "Casino Royal" ist die einizge Sonderaustattung des Autos ein Defibrilator ... die Autoren haben wohl geahnt dass dieser Streifen etwas zu schwach auf der Brust ist.
- Ich will eine Halle Berry sehen, die sich im Bikini aus den Fluten erhebt, und nicht einen halbnackten Bond. Wollte Daniel Craig die Rolle des Bond-Girls gleich mit übernehmen? Selbst meine Freundin fand diese Szene unerträglich.
- Überhaupt die Girls ... na gut, über Geschmack lässt sich streiten, aber ich fand die Mädels nicht angemessen. Und noch nie ist ein Bond-Girl gestorben BEVOR er sie gepoppt hat. Und diese Liebesgeschichte ... wenn ich schlechte Romantik sehen will dann schaue ich mir Pretty woman an oder sonst irgendeinen Mist. Bond und verliebt, das geht einfach nicht.
- Im Vorspann will ich Silhoutten von Mädels haben und nicht schlechte, auf Retro-gemachte Szenen von sich prügelnden Männern. Die Mädels sind Pflicht, genauso wie die großartige Musik, die während des gesamten Films nur gelegentlich in verfremdeten Variationen auftauchte und erst im Abspann im Original zu höhren war.
- Apropos Abspann. Wenn ich nicht in der Mitte des Kinosaals gesessen hätte und mein vorzeitiges Gehen eine nicht unerhebliche Menschenmenge gestört hätte, dann hätte ich den Abspann nicht miterlebt.
Fazit: dieser Film IST KEIN BOND!
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