Deutsche Boxnews- und diskussions-Thread


rude_ras

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:thumb: Was mir an dem Interwiew auffällt, ist vor allem die selbstgerechte und selbstgefällige Art, mit der Öner offensichtliche Betrügereien vorträgt, als wären sie das normalste der Welt.
In seiner etwas nuscheligen Sprache erinnert er mich ein bißchen an Marlon Brando in "Der Pate", auch was die Körperfülle angeht kommt er diesem schon ziemlich nahe...

Ich mag Öner, aber finde die Aussage doch etwas respektlos gegenüber Brando.

Zum Thema: Der echte Skandal ist doch das die Geschichte keiner wirklich kommentiert. Das ist doch einfach ein Witz...
 

Chancho

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Das Image. Auf einer ähnlichen Masche reiten in seiner Folge die Klitschkos. Es ist offenkundig das (clever gestrickte) Image, dass verfängt, weniger der Boxstil.
Bei den Klitschkos kam aber erst der Boxstil. Nämlich reihenweise "klitsch-klatsch-K.O.s", wie es die BILD damals nach ihren ersten Kämpfen formulierte. Das Doktor-Image kam doch erst, als sie schon die gefürchteten K-O-Könige waren.

Maske hingegen war von Anfang an der Gentleman, der Faustfechter, der gut ausgebildete Boxtechniker. Ich glaube nicht, dass so einer in der heutigen Zeit mehr als 5 Millionen Zuschauer vor die Fernseher locken würde. Dafür haben sich die Zeiten und auch die Ansprüche der Zuschauer einfach viel zu stark verändert.

Man sieht es ja an Sturm, der trotz gigantischer Marketingbemühungen von Sat1 und trotz Superchamp-Gürtels mit seinem punchlosen und eher unspektakulärem Geboxe auch eher schwache Quoten hat.
 

Buster D

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Bei Maske kommt noch hinzu, dass er als Amateur alles gewonnen hat (diese Erfolge hat seitdem kein deutscher Boxer mehr erreicht), absolute Weltklasse und als Olympiasieger auch schon bekannt war und viele gespannt waren, wie er sich als Profi schlägt. Zudem war die Wiedervereinigung noch frisch und die Zeit brauchte ihre Helden und er war ein vorzeigbarer Gegenpol zum damaligen "Ludenboxen" a la Weller oder Rocky. Ein Boxer wie Maske würde aber auch heute noch mehr ziehen als Sturm oder Abraham, Brähmer, weil er sich einfach gut vermarkten lässt. Der Boxstil ist da eher zweitrangig. Das sieht man ja an den Klitschkos, die auch erst die Stadien füllten, als Waldimir die Boxwelt bereits mit "Jab, Jab, Grab" langweilte.
 
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Schlonski

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Das Interview bestätigt einfach nur, was eh jeder der es wissen will, weiß. Die Verbände, TV-Sender und Boxställe sitzen alle im selben Boot und lassen keinen anderen rein. Wer nicht in dem Boot sitzt, der kann so gut boxen wie er will, er wird verlieren. Ranglisten? Gefaked nach Gewinnmaximierung, weiß man. Glaubwürdige Titel? Papierverschwendung und Publikumsverarsche...Sportlich faire Wettkämpfe? Bist du bescheuert? Wir sägen doch uns nicht den eigenen Ast ab.....

Boxen ist halt ein sehr schmutziges Geschäft und je schlechter dein Boxer ist, desto schmutziger musst du handwerken um ihn nach oben zu bekommen und dort zu halten.

Öner hat in einem Punkt absolut recht. Es wird in Deutschland keineswegs mehr zehn Jahre dauern und das Boxen ist erledigt und wieder da, wo es vor Maske war.

Mal sehen, was die ARD mit SE macht. Wenn die 2013 aussteigen sind die Lichter ganz schnell aus. Dann gibts zweimal im Jahr Wladi Klitschko gegen irgendwen und das wars dann.
 

nobbylenz

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Ich mag Öner, aber finde die Aussage doch etwas respektlos gegenüber Brando.

Zum Thema: Der echte Skandal ist doch das die Geschichte keiner wirklich kommentiert. Das ist doch einfach ein Witz...

Ich mag Öner nicht, aber zumindest in einem stimme ich Dir zu: An Marlon Brando reicht Öner nicht wirklich heran...

Mit der fehlenden Kommentierung kann dieses Forum wohl nicht gemeint sein, wohl eher die (Massen-)Medien. Das Interview gibt doch prima Material her, um damit ein paar gute Storys über die "Mechanismen" im (Profi-)Boxen zu machen. Aber anscheinend springt niemand so richtig darauf an...das wird wohl seine Gründe haben.

Man muss auch bedenken, dass dieses Interview vielleicht auch als Promotion für den demnächst erscheinenden Dokumentarfilm über Öner dienen könnte. Insofern möchte sich Öner wohl auch einfach interessant machen und die Werbetrommel in eigener Sache rühren. Das die "Resonanz" in der breiten Öffentlichkeit eher gering ist, wird ihn wohl selbst am meisten enttäuschen. Öner ist halt jemand, der polarisiert und den viele sicher nur mit der Kneifzange anfassen oder gleich gar nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen.

Und diese Haltung kann ich durchaus verstehen. (Profi-)Boxen mag kein "seriöses" Geschäft sein, aber ob man dies wie Öner gleich so offen zur Schau tragen muss und sich auch noch darin gefällt? Er hat eben ein hohes Geltungsbedüfnis und den Hang zur Selbstinszenierung. Es kann ihn wohl nichts mehr treffen, als wenn sich kaum einer mehr für ihn interessiert, außer in einigen Box-Foren.

Für mich wirkt er mittlerweile wie so eine Art Karikatur seiner selbst.
 

Roberts

Moderator Boxen
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Bei den Klitschkos kam aber erst der Boxstil. Nämlich reihenweise "klitsch-klatsch-K.O.s", wie es die BILD damals nach ihren ersten Kämpfen formulierte. Das Doktor-Image kam doch erst, als sie schon die gefürchteten K-O-Könige waren.

Eigentlich nicht, d.h. nicht ganz. Zunächst kam Kohl. Kohls Scouts haben in Ost-Europa nach Talenten geschaut und ihm die Klitschkos näher gelegt. Als Wladimir dann noch Olympiasieger geworden ist war Kohl dran am Riesentalent und seinem älteren Bruder, der Hauen kann wie ein Pferd. Richtig ist in der Tat, dass die KlischKO-Masche schon früh von Kohl gebracht wurde, aber zugleich hat er sie als smarte Niceguys mit Abitur verkauft, die abweichen würden vom Gossenboxer-Image und die mit Ihrer Professionalität beeindrucken würden.

Damit waren die drei wesentlichen Vermarktungsstrategiebestandteile auch schon in der Welt:
- Kann hauen wie ein Pferd
- Ist schlau und fleißig
- und kann sich benehmen/ist seriös/ehrlich etc.
wobei die beiden letzteren Elemente ganz klar im Fahrwasser des Maskeschen Erfolgs entwickelt wurden, was die Klitschkos ja auch schon eingeräumt haben. Die Vermarktungsstrategie haben sie selbstverständlich von Don Kohl übernommen.

Maske hingegen war von Anfang an der Gentleman, der Faustfechter, der gut ausgebildete Boxtechniker. Ich glaube nicht, dass so einer in der heutigen Zeit mehr als 5 Millionen Zuschauer vor die Fernseher locken würde. Dafür haben sich die Zeiten und auch die Ansprüche der Zuschauer einfach viel zu stark verändert.

Maske hat ursprünglich ebenfalls gehauen wie ein Pferd. Er war durchaus nicht der Faustfechter und Gentleman, sondern auch das war natürlich eine gesteuerte Masche, die zwar zu ihm passt, die aber trotzdem clever vom Züngler entwickelt wurde.

Man sieht es ja an Sturm, der trotz gigantischer Marketingbemühungen von Sat1 und trotz Superchamp-Gürtels mit seinem punchlosen und eher unspektakulärem Geboxe auch eher schwache Quoten hat.

Sturm kann trotz aller Versuche (z.B. Namensänderung) die durchaus klischeehaften deutschen Befindlichkeiten nicht so gut bedienen, wie das Maske perfekt konnte und die Klischkos das auf Ihre Weise auch können.

Die Nummer funktioniert natürlich nicht immer und mit jedem Boxer. Kohl hat z.B. viel zu lange an seiner "Boxer billig aus Ost-Europa holen"-Masche festgehalten und so manche Masche läuft sich irgendwann tot, d.h. nicht jeder Boxer von dort, selbst wenn er Abitur hat, wird zum Nachfolgestar, nur weil Kohl ihn als noch größereres Talent bezeichnet hat, siehe Dimitrenko und nur weil die Deutschen die klischeehaften Primärtugenden in den Klistchkos gesehen zu haben glaubten, werden sie die dann auch automatisch in jedem weiteren Boxer sehen, den Kohl importiert hat.

Klar ist auch, dass Leute wie Öner auf der anderen Seite offenkundig höchstfreiwillig die bekannten negativen Klischees erfüllen und alles dafür tun, dass sich ein Image verfestigt. Rein methodisch im Hinblick auf die negativen Auswüchse unterscheiden sich die großen deutschen Promoter nicht von einander. Boxen bleibt Mittel zum Zweck des Geldverdienens und zum Schutz einer Investition haben sportliche Aspekte zurückzustehen.
 

Jones

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Eigentlich nicht, d.h. nicht ganz. Zunächst kam Kohl. Kohls Scouts haben in Ost-Europa nach Talenten geschaut und ihm die Klitschkos näher gelegt. Als Wladimir dann noch Olympiasieger geworden ist war Kohl dran am Riesentalent und seinem älteren Bruder, der Hauen kann wie ein Pferd. Richtig ist in der Tat, dass die KlischKO-Masche schon früh von Kohl gebracht wurde, aber zugleich hat er sie als smarte Niceguys mit Abitur verkauft, die abweichen würden vom Gossenboxer-Image und die mit Ihrer Professionalität beeindrucken würden.

So weit in den Osten mussten die Scouts doch nicht um Wladimir bei der Amateur WM in Berlin 95 zu entdecken oder bei den Bundesliga Kämpfen für Flensburg oder bei Olympia in Atlanta.

Damit waren die drei wesentlichen Vermarktungsstrategiebestandteile auch schon in der Welt:
- Kann hauen wie ein Pferd
- Ist schlau und fleißig
- und kann sich benehmen/ist seriös/ehrlich etc.
wobei die beiden letzteren Elemente ganz klar im Fahrwasser des Maskeschen Erfolgs entwickelt wurden, was die Klitschkos ja auch schon eingeräumt haben. Die Vermarktungsstrategie haben sie selbstverständlich von Don Kohl übernommen.

Sicherlich gab es eine Verkaufsstraregie, aber eine solche Strategie ergibt sich mit der Zeit und muss zum Boxer passen. Tyson konnte als bösester Mensch der Welt verkauft werden, weil er öffentlich teilweise einen entsprechenden hinterließ. Ähnlich bei den Klitschkos, wären sie auf den Kopf gefallen und faul könnte man sie nicht im Stile von Maske verkaufen.
Einen Boxer mit KOs anzukündigen war/ist nichts neues, nur bei vielen steht nach 20 Kämpfen dann 60% KO Quote und dann wird der Name white Tyson oder ähnliches lächerlich, da jeder die Statistik lesen kann.

Maske hat ursprünglich ebenfalls gehauen wie ein Pferd. Er war durchaus nicht der Faustfechter und Gentleman, sondern auch das war natürlich eine gesteuerte Masche, die zwar zu ihm passt, die aber trotzdem clever vom Züngler entwickelt wurde.

Eben es werden passende Merkmale genommen und als etwas ganz besonderes verkauft.

Sturm kann trotz aller Versuche (z.B. Namensänderung) die durchaus klischeehaften deutschen Befindlichkeiten nicht so gut bedienen, wie das Maske perfekt konnte und die Klischkos das auf Ihre Weise auch können.

Mag sein, aber der Einwand von Chancho ist durchaus richtig. Auch Maske würde heute nicht mehr den Hype auslösen. Maske war der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Vorher gab es a) kaum Boxer die man so hätte verkaufen können und b) keinen Sender der es so hätte verkaufen können. RTL bzw. das private TV brauchte erst die entsprechende Reichweite. Heute ist alles neu kalter Kaffee neu aufgewärmt. Maske war der 3.WM nach dem 2.Weltkrieg und so auch sportlich besonders.

Wie viele WMs kamen danach? Zbik, Sturm, Sylvester, Rocky (zum 2.Mal WM, diesmal vor großem Publikum), Ottke, Beyer, Veit, Abraham, Stiegitz, Sartison, Brähmer, Rocky II, Arslan, Huck und den einen oder anderen hab ich bestimmt vergessen. Wäre Maske heute ein Teil dieser langen Liste, würde es auch nicht nochmal den Hype geben.

Was macht die Klitschkos besonders? 1.Sie sind Schwergewichte
2.Sie sind mit Abstand die besten in ihrer Gewichtsklasse.
3.Viele KOs
Die Boxinteressierten finden heute Boxrec und können sehen das viele deutsche WMs nicht mal top 3 sind. Na klar aus ihrer Geschichte bastelt RTL mit Hilfe von Halbwahrheiten dann Legenden. Das entscheidende sind 2 Sachen HW und extrem erfolgreich. Der Rest ist Beiwerk. Vielleicht würde ein Typ "schlampiges Talent/Genie" oder "Knastboxer" oder "der Weg vom Ghetto zum WH König" sich noch besser verkaufen, nur es würde nicht passen und das merken die Leute.
 
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Kemal

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Alles passt zu seiner Zeit.Maske kam nach der Wende und die Wwiedervereinigungseuphorie war gross.Ausserdem war er Wm und Olympiasqieger bei den Amateuren.Rtl war der richtige Sender um ihn zu pushen.
Die klitschkos sind Wm zu einer Zeit,da das HW so schwach wie nie besetzt
ist oder kannst du dir vorstellen,dass sie 10 jahre vorher so erfolgreich waeren?
Ein wenig Glueck gehoert nun mal dazu.
 

buta

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Die Klitschkos sind sozusagen die Spitze einer Entwicklung, die mit Maske begonnen hat: An die Stelle des braven und fleißigen Schwiegersohns der Nation sind boxende Doktoren getreten, die durchtrainiert sind, sich prügeln können und Tolstoi lesen. Damit hat man sogleich einen verborgenen Fetisch der Deutschen befriedigt. Wie erfolgreich dieses Konzept ist, sieht man daran, dass mit diesem Klitschko-Image in der Werbung immer noch gespielt wird.

Ich behaupte sogar, dass das nirgendwo anders so funktionieren würde wie hier. Die Deutschen haben ein ambivalentes Verhältnis zur "unzivilisierten" Gewalt, schauen aber trotzdem gerne zu, und weil der Sport so brutal ist, braucht man die Saubermänner zur Gewissensberuhigung. Es hat schon seinen Grund, warum man die Namen der Hauptkämpfer in der Regel eindeutscht (oder sie deutscher klingen lässt) und man die Leute mit Sakko auf Jeans bewaffnet vor die Kameras jagt, wo sie - falls nicht eloquent genug - wie Fußballer wenigstens in Sprechblasen reden. Charakterköpfe wie Rocky funktionieren hier wirklich nur als Kontrastfiguren oder über ihren "Lokalkolorit" als Berliner Schnauze oder Ruhrpott-Kumpel. Daher stelle ich einfach mal frech die These in den Raum, dass die Klitschkos mit einem "Schläger"-Image zumindest bei uns nicht die Beliebtheit erlangt hätten, die sie gegenwärtig haben.
 

Roberts

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Sicherlich gab es eine Verkaufsstraregie, aber eine solche Strategie ergibt sich mit der Zeit und muss zum Boxer passen. Tyson konnte als bösester Mensch der Welt verkauft werden, weil er öffentlich teilweise einen entsprechenden hinterließ. Ähnlich bei den Klitschkos, wären sie auf den Kopf gefallen und faul könnte man sie nicht im Stile von Maske verkaufen.

Ich habe nicht behauptet, dass die Strategie nicht zum jeweiligen Boxer passt. Niemand wäre auf die Idee gekommen, Graciano Rocchigiani als Gentleman anzupreisen, trotzdem war Maske ursprünglich nicht (in dem Maße) das, zu was Sauerland ihn nachher gemacht hat. Unzweifelhaft orientierte sich die Strategie auch am Zeitgeist und den damaligen Möglichkeiten.

Einen Boxer mit KOs anzukündigen war/ist nichts neues, nur bei vielen steht nach 20 Kämpfen dann 60% KO Quote und dann wird der Name white Tyson oder ähnliches lächerlich, da jeder die Statistik lesen kann.

Viele Betrachter sehen eben nicht die Statistik und informieren sich auch nicht über die Boxstile der jeweiligen Boxer - siehe Vitali Klitschko.

Mag sein, aber der Einwand von Chancho ist durchaus richtig. Auch Maske würde heute nicht mehr den Hype auslösen. Maske war der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Vorher gab es a) kaum Boxer die man so hätte verkaufen können und b) keinen Sender der es so hätte verkaufen können. RTL bzw. das private TV brauchte erst die entsprechende Reichweite. Heute ist alles neu kalter Kaffee neu aufgewärmt. Maske war der 3.WM nach dem 2.Weltkrieg und so auch sportlich besonders.

Das glaube ich übrigens nicht. Maske wäre heute genauso vermarktbar und die selbe Masche würde wieder ziehen. Wenn ein deutscher Sportler einer einigermaßen populären Sportart in der jeweiligen Weltklasse Titel gewinnt und dabei auch noch smart rüberkommt und ein gewisses Charisma/eine gewisse Eloquenz besitzt, dann ist der Hype sicher, da gibt es viel Beispiele. In Kombination mit einem Haussender funktioniert das prächtig, siehe aktuell Sebastian Vettel.

Wie viele WMs kamen danach? Zbik, Sturm, Sylvester, Rocky (zum 2.Mal WM, diesmal vor großem Publikum), Ottke, Beyer, Veit, Abraham, Stiegitz, Sartison, Brähmer, Rocky II, Arslan, Huck und den einen oder anderen hab ich bestimmt vergessen. Wäre Maske heute ein Teil dieser langen Liste, würde es auch nicht nochmal den Hype geben.

Keiner der Genannten vereint(e) alle Merkmale, die ich genannt habe und die auf Maske zutreffen. Am Nächsten dran sind die Klitschkos.

Die Boxinteressierten finden heute Boxrec und können sehen das viele deutsche WMs nicht mal top 3 sind. Na klar aus ihrer Geschichte bastelt RTL mit Hilfe von Halbwahrheiten dann Legenden. Das entscheidende sind 2 Sachen HW und extrem erfolgreich. Der Rest ist Beiwerk. Vielleicht würde ein Typ "schlampiges Talent/Genie" oder "Knastboxer" oder "der Weg vom Ghetto zum WH König" sich noch besser verkaufen, nur es würde nicht passen und das merken die Leute.

Teilweise ja, teilweise nein. In den Köpfen vieler kenntnisarme Betrachter ist das Schwergewicht natürlich die Gewichtsklasse, gerade auch weil Medien das betonen. Viele von diesen Leuten kennen kein Boxrec.com, sondern folgen dem visuellen Hype. Wenn eine Sportart massiv medial gepusht wird und sich auch deutsche Identifikationsfiguren finden lassen, dann ist längerfristiges Interesse möglich. Man denke nur an den Medienhype um Boris Becker, Steffi Graf, Michael Schumacher und später um Sven Hannawald und Martin Schmitt. Denen kommt ein Henry Maske am Nächsten. Bei allen anderen genannten Boxern, die WM-Titel abgreifen konnten, mangelt es immer an der einen oder anderen oder gleich an vielen Komponenten für den medialen Erfolg. Einige Boxer sind sportlich nicht erfolgreich genug, andere einfach außerhalb des Rings blass, manche sind trotz Namensänderung nicht deutsch genug oder sprechen die Sprache schlecht, andere sind im Ring zu blass etc. - Aalglatt kommt offenkundig besser an als Ghettogangsta - selbst dann wenn Letzterer sportlich besser war.

Die Klitschkos sind sozusagen die Spitze einer Entwicklung, die mit Maske begonnen hat: An die Stelle des braven und fleißigen Schwiegersohns der Nation sind boxende Doktoren getreten, die durchtrainiert sind, sich prügeln können und Tolstoi lesen. Damit hat man sogleich einen verborgenen Fetisch der Deutschen befriedigt. Wie erfolgreich dieses Konzept ist, sieht man daran, dass mit diesem Klitschko-Image in der Werbung immer noch gespielt wird.

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Young Kaelin

merthyr matchstick
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Maske hat ursprünglich ebenfalls gehauen wie ein Pferd. Er war durchaus nicht der Faustfechter und Gentleman, sondern auch das war natürlich eine gesteuerte Masche, die zwar zu ihm passt, die aber trotzdem clever vom Züngler entwickelt wurde.

Hm, vielleicht verstehe ich da was falsch , aber Maske bring ich nicht wirklich mit einem in Verbindung, der hauen kann wie ein Pferd. Ebensowenig war er kein Faustfechter und Gentleman. Vermutlich steh ich aufm Schlauch und versteh das Posting nicht, denn in dem Abschnittchen stimmt imo genau genommen kaum was.
 

Tim B.

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Hab das Interview jetzt auch mal angeschaut. Ganz interessant.

Bei so einem Typen wie Öner gehe ich aber davon aus, daß 20% gelogen sind, 20% übertrieben und 20% extrem subjektive Wahrnehmung.

Letztlich ist er ein Loser, der zwar finanziell mehr erreicht hat, als man ihm mit 14 zugetraut hätte, der aber letztlich mit allem gescheitert ist, was er erreichen wollte.

Brisant ist an dem Interview eigentlich nix. Daß Leute wie Hearns oder Sato kurz vor dem Sturm-Kampf völlig unerwartet in den Top15 auftauchen, kann man sich doch gar nicht anders erklären. Natürlich werden die da reingesponsort.

Die Leute haben auch teilweise überzogene Vorstellungen. Die WBA nennt sich zwar "World...", aber das ist ne Klitsche in Panama, die halt irgendwelche Titel vergibt. Sie tut das nicht in staatlichem oder königlichem oder göttlichem Auftrag.
Die sind wie ne Internetuni, wo man für 10 Euro ein "Diploma for new technology engineering expertise" erwerben kann oder ne Firma, die Grundstücke auf dem Mond verkauft.
Juristisch gesehen weiß ich nicht, warum die die Titel nicht verkaufen dürften.
 

Roberts

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Hm, vielleicht verstehe ich da was falsch , aber Maske bring ich nicht wirklich mit einem in Verbindung, der hauen kann wie ein Pferd. Ebensowenig war er kein Faustfechter und Gentleman.

Ein mittlerweile ehemaliger Nutzer dieses Forums hatte ein Video, das zeigte, dass er am Anfangs seiner Karriere einen ganz anderen Stil boxte und dabei wesentlich aggressiver und explosiver zu Werke ging. Leider kann ich das Video nicht zur Verfügung stellen.
 

Young Kaelin

merthyr matchstick
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Ein mittlerweile ehemaliger Nutzer dieses Forums hatte ein Video, das zeigte, dass er am Anfangs seiner Karriere einen ganz anderen Stil boxte und dabei wesentlich aggressiver und explosiver zu Werke ging. Leider kann ich das Video nicht zur Verfügung stellen.

Ok, das kann schon sein. Meine Wahrnehmung von Maske war die, dass er von Anfang bis Ende seiner Profikarriere mehr oder weniger gleich vorsichtig geboxt hat. Von Hauen wie ein Pferd würd ich jedenfalls nicht sprechen wollen auch wenn er bei den Amateuren wenn ich denn seine Biographie noch richtig in Erinnerung habe einen guten KO-Wert gehabt haben soll. So explosiv und aggressiv kann Maske bei den Profis irgendwie nicht gewesen sein, sonst hätte er auch in seinen Anfängen nicht so eine bescheidene KO-Quote gehabt. Da sieht das bei anderen Fightern schon völlig anders aus. Mit einer KO-Quote von 34.38 haut kaum einer wie ein Pferd, ganze 11 Kos bei 32 Kämpfen ist alles andere ausgeblendet eigentlich deutlich zu wenig für einen future Hall of Famer. Explosiv und aggressiv verbinde ich eher mit Mike Tyson aber nicht wirklich mit Henry Maske. Die Stärken bei Maske seh ich eher bei seiner guten boxtechnischen Ausbildung, seiner Taktik, seinem Auge, gutem Speed und guter Präzision und klugem Matchmaking usw. Seine Gegnerschaft (z.T. sogar noch past prime) halte ich allerdings für vergleichsweise schwach. Auch das hielt Maske über Wasser.
 

Jones

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Viele Betrachter sehen eben nicht die Statistik und informieren sich auch nicht über die Boxstile der jeweiligen Boxer - siehe Vitali Klitschko.

Die KO-Quote bekommt man sogar vor dem Kampf serviert. Das die sich großartig über den Stil informieren habe ich nicht behauptet.

Das glaube ich übrigens nicht. Maske wäre heute genauso vermarktbar und die selbe Masche würde wieder ziehen. Wenn ein deutscher Sportler einer einigermaßen populären Sportart in der jeweiligen Weltklasse Titel gewinnt und dabei auch noch smart rüberkommt und ein gewisses Charisma/eine gewisse Eloquenz besitzt, dann ist der Hype sicher, da gibt es viel Beispiele. In Kombination mit einem Haussender funktioniert das prächtig, siehe aktuell Sebastian Vettel.

Klar würde Maske sich verkaufen lassen, aber nicht mehr so wie früher, da in jüngster Vergangenheit schon mehr als ein duzend ähnlich erfolgreich war.

Trotz Sebastian Vettel und des Comebacks von Michael Schumacher wurden die alten top Werte in der Formel 1 doch nicht erreicht
 

Jones

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Die Klitschkos sind sozusagen die Spitze einer Entwicklung, die mit Maske begonnen hat: An die Stelle des braven und fleißigen Schwiegersohns der Nation sind boxende Doktoren getreten, die durchtrainiert sind, sich prügeln können und Tolstoi lesen. Damit hat man sogleich einen verborgenen Fetisch der Deutschen befriedigt. Wie erfolgreich dieses Konzept ist, sieht man daran, dass mit diesem Klitschko-Image in der Werbung immer noch gespielt wird.

Welche Entwicklung denn? Ich kenne keinen der Boxen schaut, weil ein braver oder fleißiger Boxer im TV kommt. Vielleicht fehlt mir die Phantasie oder mein Bekanntenkreis ist zu normal.

Wie gesagt, ich sehe andere Gründe für den Erfolg.
1.Schwergewicht
2.Viele KOs, ein gängiges Muster, dass Boxer mit vielen KOs besser ankommen. Hinzukommt bei vielen Veranstaltungen gewinnt nicht der, den die meisten Zuschauer vorne sehen. Bei den Klitschkos gibt es eindeutige Entscheidungen, bei Siegen wie bei Niederlagen.
3.Sie gelten weltweit als die besten. Irgendwann war nicht mehr jeder Paperchamp zu verkaufen, da es viel zu viele gab und die Leute gemerkt haben, dass ein WM Titel im Boxen nicht so besonders sind.
4.Eine lange Zeit in die Zuschauer sich an die Bruder gewöhnen konnten. Es braucht in der Regel seine Zeit bis die Bekanntheit wächst. Siehe Formel 1 von Jahr zu Jahr stieg die Quote bis Anfang der 2000er der Höhepunkt erreicht wurde, beim Skispringen oder Biathlon. Die Leute brauchen Zeit um sich an die Protagonisten zu gewöhnen oder sogar um Fan zu werden.

Auch bei Abraham hätte die Popularität noch weit steigen können, wenn er im super six erfolgreich gewesen wäre. Dann dann hätte nur 1.gefehlt. So fehlt 1. und 3.
 

Lord Krachah

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Das glaube ich übrigens nicht. Maske wäre heute genauso vermarktbar und die selbe Masche würde wieder ziehen. Wenn ein deutscher Sportler einer einigermaßen populären Sportart in der jeweiligen Weltklasse Titel gewinnt und dabei auch noch smart rüberkommt und ein gewisses Charisma/eine gewisse Eloquenz besitzt, dann ist der Hype sicher, da gibt es viel Beispiele. In Kombination mit einem Haussender funktioniert das prächtig, siehe aktuell Sebastian Vettel.

Ich habe da gewisse Zweifel. Wie Kemal schon völlig richtig erwähnte:

Alles passt zu seiner Zeit.

Und diese Zeit hat sich geändert. Jones hat schon richtig darauf angespielt, dass zur damaligen Zeit ein WM-Titel einfach eine erhebliche Bedeutung hatte. Das war schon ein traumhafter Aufhänger, um Maske überhaupt durchstarten lassen zu können. Heute lockt einer der zahllosen WM-Titel wirklich niemanden mehr vor den Fernseher (daran ist meines Erachtens hauptsächlich UBP gescheitert). Dann ist der Markt inzwischen teils übersättigt, da müsste Maske schon was besonderes bieten und das kann ich einfach nicht unbedingt erkennen. Denn die ganzen von dir aufgezählten "deutschen Heroen" haben doch eines gemeinsam, sie waren alle Weltspitze. Und das dies ein WM-Titel im Boxen nicht mehr ausdrückt, weiß wirklich inzwischen jeder.

Welche Entwicklung denn? Ich kenne keinen der Boxen schaut, weil ein braver oder fleißiger Boxer im TV kommt. Vielleicht fehlt mir die Phantasie oder mein Bekanntenkreis ist zu normal.

Der Erfolg der Klitschkos hat sicherlich unterschiedliche Gründe. Aber bei beliebten Boxern in Deutschland gibt es eine Konstante: Die völlige Negierung der Gewalt aus dem Sport. Da wird dann von "Wirkungshänden" gesprochen, der Zuschauer hofft auf viele schön kunstvoll geboxte Runden und in diesen - nennen wir ihn mal - Trend passen die Klitschko wie die (entschuldigung) Faust aufs Auge. Um in Deutschland als Boxer beliebt zu werden, muss mit aller Macht versucht werden, davon abzulenken, dass der Sport darauf aufbaut, andere Leute zu schlagen und - wenn wir mal ehrlich sind - zu verletzen. Und diese Verschleierungstaktik füllen die Klitschkos oder Maske einfach deutlich besser aus als ein Rocky.
 
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Rocco

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Randberlin
Um in Deutschland als Boxer beliebt zu werden, muss mit aller Macht versucht werden, davon abzulenken, dass der Sport darauf aufbaut, andere Leute zu schlagen und - wenn wir mal ehrlich sind - zu verletzen. Und diese Verschleierungstaktik füllen die Klitschkos oder Maske einfach deutlich besser aus als ein Rocky.

Das sehe ich nicht so. Ich kenne kaum jemanden, der mehr auf Heimatfilme abfährt als auf Action. Das ist ein Ausbruch aus dem Alltag , genau wie beim Boxen. Man will das Besondere, was man sonst nicht erlebt und auch nicht unbedingt zu seinem eigenen braven Bürgerleben passt. Eine kurze Flucht aus der eigenen Realität zur Entspannung und Belustigung. Ein Psychologe könnte das sicher besser erklären. Ich kann Dir nicht mal genau sagen, warum ich so auf Boxen abfahre, wo ich persönlich eher körperliche Gewalt für Instrumente von Unterbelichteten halte.

Und mit Verlaub Roberts, gerade der Fensterputzer Rocky hat mich seinerzeit boxerisch deutlich mehr angesprochen als der Lieblings-Pseudo-Schwiegersohn-NVA-Offizier Henry Maske oder auch ein Sven Ottke. Vielleicht war ich da meiner Zeit etwas voraus, aber in 2012 ziehen ja solche Boxer kein Publikum mehr.
 

Jones

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Der Erfolg der Klitschkos hat sicherlich unterschiedliche Gründe. Aber bei beliebten Boxern in Deutschland gibt es eine Konstante: Die völlige Negierung der Gewalt aus dem Sport. Da wird dann von "Wirkungshänden" gesprochen, der Zuschauer hofft auf viele schön kunstvoll geboxte Runden und in diesen - nennen wir ihn mal - Trend passen die Klitschko wie die (entschuldigung) Faust aufs Auge. Um in Deutschland als Boxer beliebt zu werden, muss mit aller Macht versucht werden, davon abzulenken, dass der Sport darauf aufbaut, andere Leute zu schlagen und - wenn wir mal ehrlich sind - zu verletzen. Und diese Verschleierungstaktik füllen die Klitschkos oder Maske einfach deutlich besser aus als ein Rocky.

Ganz unrecht hast du nicht, die Gewalt wird zum Teil gerne ausgeblendet. Allerdings werden auch die schlimmen KOs wie AA vs Ayala oder AA vs Gevor oder Wlad vs Chambers mehrfach wiederholt. Solche KOs pushen doch die Leute und kein Faustfechten.
Der eine oder andere ist vielleicht enttäuscht wenn ein Kampf zu früh endet, aber der größere Teil versteht den Sport schon als das was es ist.
Über eine so große Gruppe von Menschen ist es auch nicht ganz einfach treffend zu urteilen.
 
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