Wenn er die Sachen allerdings nachweisen kann, reden wir hier über einen Skandal - und dass die Reaktionen hier im Thread so verhalten und abgestumpft ausfallen, zeigt meiner Meinung nach nur, wie sehr man sich als Freund des Sports mit dessen Schattenseiten arrangiert hat.
Natürlich bleibt der Skandal aus. Öner hat sich schon lange durch seine Art derart diskreditiert, dass er sagen kann, was er will - die Vorwürfe verpuffen letztlich. Daneben sollte man auch nicht die Strukturen des Profi-Box-"sports" vergessen. Auf der einen Seite der Wille der wichtigsten Beteiligten möglichst viel Geld zu ziehen und zwar, koste es an Anstand und Fairness, was es wolle und auf der anderen Seite die Fanstruktur, in der der Eventfan und der Boxerfan die Szene weit vor dem Boxfan bestimmen. Den beiden ersten Fangruppen ist Boxen als Sport völlig egal, erst recht Fragen der Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und sportlicher Aspekte. Solange die Show stimmt/das Idol "gewinnt", ist es völlig egal, wie das Ergebnis zustande kommt.
Als Boxfan kann man solche Fortsetzungen des römischen Brot- und Spiele-Gedankens nicht verhindern. Persönlich geht man dann zu einer Veranstaltung nicht hin, boykottiert entsprechende Witzübertragungen im Fernsehen, das war es dann aber auch. Ein Arrangieren ist das m.E. nicht.
Inhaltlich bietet Öner natürlich nichts neues für ernsthafte Beobachter. Wem war nicht klar, dass Sturm Don Kohl nicht verlassen wollte, weil Kohl seine Veranstaltungen verschiebt, wenn es notwendig war, weil Kohl massives Outmatching betrieb, oder weil er Sturm fast nur Graupen zugeführt hat, statt der Besten gegen die es für die Tüte Gummibärchen gehen sollte, sondern weil er Sturm nur einen kleinen Anteil an den Fleischtöpfen überlies, die er sich ergaunert hatte.
Wem war nicht klar, dass Sturm boxerisch einen kontinuierlichen Abstieg genommen hat und es niemals reichen würde, wenn die Größen der Gewichtsklasse Gegner sein würden?
Wem war nicht klar, dass die WBA-Nummer nur gelaufen ist, weil die richtigen Leute geschmiert wurden und dass sich Sturm den "Super-Champion-Titel" garantiert nicht erboxt hat?
Letztlich wird dieses Betrugssystem solange weiter laufen, wie es Leute gibt, die diesen Unfug finanzieren. Einzelne Beteiligte können sich natürlich früher oder später erledigen. Egal, ob man nun Don Kohl, Sauerland, oder Sturm heißt - man ist angewiesen auf einen korrupten Verband, blinde oder betrügerische Sponsoren und dämliche Eventfans, die jeden Sch... beklatschen, solange die Show stimmt. Sturm verliert seine Kämpfe, wenn er den Verband nicht im Griff hat, weil andere besser schmieren und/oder er seine Einwirkungsmöglichkeit überschätzt/Stockfehler durch Überheblichkeit begeht. Don Kohl ging (faktisch) pleite, weil sein wichtigster Sponsor ZDF aus eigentlich sachfremden Erwägungen die richtige Entscheidung traf und Sauerland wird seinen Laden ebenfalls dicht machen können, wenn die ARD ebenfalls aus sachfremden Erwägungen die einzig richtige Entscheidung treffen wird, was abzusehen ist.
Öner war immer ein Typ aus dem Ghetto, der mit möglichst geringen Aufwand nach oben kommen wollte. Geschmissenes Studium, geschmissene Boxkarriere, aber Boxgeschäft hat er in der Tat von der Pieke auf kennen gelernt - folgerichtig waren seine Methoden natürlich auch die gleichen, die die Klitschkos, Don Kohl, Sauerland, Steinforth und Co. auch verwenden. Im Gegensatz zu Ihnen kann er allerdings seine Herkunft und diese Methoden nicht so zweckdienlich verschleiern. Ein Promoter/Manager der freundlich in die Menge grinst oder züngelt und sein staatstragendes Geschwätz in die holen Birnen der hirnlosen Masse reindrückt, während seine Betrügereien mal mehr mal minder offen ablaufen, kommt besser an, als ein kleiner fetter Außenseiter, der genau so handelt, dabei aber rumtobt und pöbelt, wenn er verarscht oder erwischt wird.
Im Westen nichts Neues...