Durchaus Interessantes Rennen.
Mein Senf:
- Starkes Rennen von Bottas starker Start und dann nach und nach Hamilton eine Zehntel nach der anderen draufgepackt. Die SkyUK-Kommentatoren meinten später, dass Hamilton wohl noch nie so weit (zeitlicher abstand) hinter einem Teamkollegen ins Ziel gekommen wäre, wenn sein eigenes Rennen ohne große Probleme verlief. Nunja, der zu frühe Boxenstop bei Hamilton spielte sicher auch eine Rolle. Und die Kommentatoren wussten da auch noch nicht, dass bei Hamilton ein Teil des Unterbodens abgebrochen war (was vermutlich die Performance signifikant beeinträchtigte).
- Bei SkyUK wurde darauf eingegangen, dass nicht nur die Mischungen etwas anders sind als letzes Jahr, sondern dass auch die Reifendrücke anders wären. Ich hab nicht alles genau verstanden, aber es ging darum, dass es nun wohl etwas länger dauern würde, die Reifen auf Temperatur zu bringen. So manch Outlap wird das beeinträchtigen. Vielleicht gibt es dadurch im Gegensatz zur Vorsaison weniger frühe "Angst-vor-Undercut-Boxenstops" und vielleicht auch mehr Overcut-Versuche. Bottas, Verstappen und Leclerc waren mit ihrer Strategie gut bestellt. Manch Fahrer hatte es gut geholfen spät zum Wechsel zu kommen (Stroll), weil Giovinazzi den Verkehr lange hinter sich halten konnte.
- Die Boliden scheinen dem Vordermann besser folgen zu können, aber Überholen ist in Melbourne nicht leicht, das bleibt so. Verstappen hat sich Vettel gut zurecht gelegt, um mit nem besseren Exit aus der zweiten Kurve frühzeitig neben Vettel zu kommen. Durch den leichten Rechtsknick in der Anfahrt auf Kurve 3 is da ja nahezu kaum eine Chance auf der Innenbahn zu attackieren. Die Kurve ist ja auch bekannt für manch heftigen Unfall. Die Zahl der Überholmanöver wird nicht riesig steigen ... aber die Zahl der Chancen vielleicht. Und das Folgen wird vielleicht auch leichter, was eventuell knappere Zeitabstände vor einem Undercut-Versuch ermöglicht.
- Grosjean kann einem schon etwas leid tun. Er war gut unterwegs, aber erneut kommt er in Melbourne nicht ins Ziel (zum dritten Mal in Folge ... bei 8 Anläufen hat er in Australien nur 2 Mal die Zielflagge gesehen). Der verpatzte Boxenstop hat ihn hinter Giovinazzi geworfen und schließlich auch sein Rennen beendet.
- Vettel wunderte sich warum man so langsam sei ... in der Tat war seine schnellste Rennrunde nicht die beste ... die Ferrari-Strategie war es auch nicht. Vettels Abstand auf Hamilton war eigentlich zu groß, als dass man sich groß was ausmalen konnte. Stattdessen wurde er so Zielscheibe für Verstappen. Nach dem Qualifying mochte man gewiss noch keine Panik bekommen bei den Roten. Letztes Jahr fehlten auch einige Sekunden auf die Pole-Zeit von Hamilton ... doch Vettel gewann das Rennen dann. Diesmal war er ein gutes Stück davon entfernt. Aber Melbourne ist nunmal anders als andere Rennen. In Bahrain kann das Kräfteverhältnis mächtig anders aussehen.
- Leclerc war etwas übermütig beim Start. Die Chance da neben Vettel noch ne Lücke zu bekommen, die nicht über den Rasen führt, war gering. Wäre er da etwas verhaltener vorgegangen, hätte er den vierten Platz vor Verstappen wohl zunächt halten können. Naja ... später kam dann ja noch ein kleiner Ausflug ins Grüne.
- Früher war es eine Selbstverständlichkeit, dass ein Toro Rosso seinen Blinker setzt, wenn ein Red Bull angeflogen kommt. Gasly hätte mit seinen frischen weichen Reifen wohl die Chance auf die schnellste Rennrunde gehabt ... aber er steckte ja direkt hinter Kwjat (der ein gutes Tempo hatte) ... bis die beiden dann irgendwann in der Schlange hinter Hülkenberg lagen. Nunja ... für Toro Rosso machte es schon Sinn, dass Kwjat sich da verteidigte. Ein einzelner Punkt entscheidet im (hinteren) Mittelfeld vielleicht eher auf welchen Konstrukteurs-Rang man kommt, als vorne bei den Top-Teams.
- Der Abstand zwischen den Top3 und den Mittelfeld-Teams scheint kleiner geworden zu sein ... dennoch war zwischen Vettel/Leclerc und Magnussen eine riesige Lücke, die Ferrari sogar für einen weiteren Boxenstop hätte nutzen können ... was man sich aber nicht getraut hat.
- Das Mittelfeld ist sehr dicht beieinander. Haas, Renault, Racing Point, McLaren, Alfa Romeo, Toro Rosso ... da kann man kaum sagen, dass ein Team klar stärker ist als das andere. Das könnte durchaus noch einige spannende Mittelfeld-Kämpfe ergeben.
- Der Abstand von Russells schnellster Rennrunde nach vorne sieht nicht riesig aus ... aber in der Zeitenliste tauchen einige auf die ihre schnellste Rennrunde früher fuhren, weil sie später im Verkehr festhingen ... und manche die ihren schnellsten Umlauf eher spät erzielten, aber da schon recht alte Reifen hatten. Russell hatte da zwar die härteste Mischung aufgezogen, aber sie waren dennoch deutlich frischer. Das macht es nicht unbedingt leichter zu sagen, ob nun ne halbe Sekunde pro Runde auf das Mittelfeld fehlt ... oder vielleicht mehr ... oder gar weniger. Aber angesichts dessen wie eng das Mittelfeld beieinander liegt, wird es da wahrscheinlich kaum ein Team geben, dass häufig außerhalb der Top10 liegt und von Williams vielleicht mit etwas Glück in der Konstrukteurs-Wertung geschlagen werden könnte. Der letzte Rang ist eigentlich schon so gut wie sicher.
Den Bonuspunkt für die schnellste Runde gibt es ja nun tatsächlich - ich habe da noch eine Frage zu einer Regelfeinheit: Was passiert denn nun konkret, falls wirklich ein Fahrer, der am Schluss nicht in den Top 10 landet, die schnellste Runde fährt. Wird dann gar kein Bonuspunkt verteilt, oder gibt es auf jeden Fall einen Bonuspunkt, der dann eben an den schnellsten Top-Ten-Fahrer geht?
Soweit ich weiß kann man den Bonuspunkt nur bekommen, wenn man die schnellste Rennrunde fährt UND sich in den Top10 qualifiziert.
Gelingt einem nur eines von beidem, dann wird der Bonuspunkt nicht vergeben. Ergo auch kein Bonuspunkt für jeden, der unter den Punkte-Holern die jeweils schnellste Rennrunde fuhr.
Dieses mal war Bottas in der komfortblen Situation bestens mit seinem Boliden zurecht zu kommen, so dass er gegen Ende noch gute Reifen für die Zeitenjagd hatte.
Kann aber durchaus sein, dass mal einer außerhalb der Top10 die schnellste Rennrunde holt. Z.B. wenn es mal einen Reperatur-Stopp kurz vor Ende gibt, oder wenn ein Pilot mit harten Reifen losfährt, sehr lange wartet und dann mehr oder weniger unerwartet wenige Runden nach seinem Stop etwas Regen kommt (so dass die Fahrer vorne nicht mehr reagieren können ... oder ähnliches).