Nach der U21-EM ist vor der U21-EM. Schon in 8 Wochen geht die Quali für die Endrunde in Albanien und Serbien los. Dementsprechend lohnt es sich, mal zu gucken, wie die neue Mannschaft unter Trainer Antonio Di Salvo denn aussehen könnte. Immerhin scheiden altersbedingt 16 Spieler aus dem diesjährigen EM-Kader aus. Der Stichtag ist dieses Mal der 01.01.2004 - älter dürfen die Spieler nicht sein.
Tor:
Hier werden wir komplett neue Gesichter präsentiert bekommen. Dennis Seimen (SC Paderborn) gilt seit Jahren als herausragendes Talent und wird nun für ein Jahr Stuttgart verlassen und in Ostwestfalen seine Zelte aufschlagen. Kann er hier sein Potenzial entfalten, hat er gute Chancen auf die Nr. 1 im DFB-Tor. Ein Konkurrent von ihm dürfte Mio Backhaus (Werder Bremen) sein, der bei Werder Bremen seit längerem auf seine Chance wartet. Die Wechselgerüchte um Stammkeeper Michael Zetterer sind etwas abgeflaut, sollte dieser also an der Weser bleiben, sieht es für Backhaus schlecht aus in punkto Spielpraxis. Bei ihm und Seimen kreist auch immer das Damoklesschwert Verbandswechsel über dem DFB (Backhaus könnte für Japan spielen, Seimen für Rumänien). Max Weiß (FC Burnley) ist nach nach seinem Premier-League-Wechsel aktuell ebenfalls nicht in der Pole Postion auf einen Stammplatz - vor ihm steht James Trafford, welcher schon seit längerem im A-Team der Engländer dabei ist. Den Kader im Verletzungsfall oder dergleichen auffüllen könnten u.a. Tim Goller (Hertha BSC) oder Tim Philipp (1899 Hoffenheim).
RV:
Ein bisschen die Achillesferse bei der EM im Juni. Nnamdi Collins (Eintracht Frankfurt) könnte hier weiterhin die rechte Seite beackern oder aber in die Mitte rücken, wo er mittelfristig vermutlich eh besser aufgehoben ist. Den Platz einnehmen könnte dann Teamkollege Elias Baum (Eintracht Frankfurt), der beim Turnier nicht gerade geglänzt hat, aber Potenzial nach oben besitzt. Di Salvo stehen aber noch ein paar Alternativen zu Verfügung: So gäbe es da den kurz vor einem Wechsel in die 1. Bundesliga stehenden Taylan Bulut (FC Schalke 04), den von Salzburg in den Ruhrpott verliehene Leandro Morgalla (VfL Bochum) und Ex-Löwe Lukas Reich (SpVgg Greuther Fürth). Letzterer wird als 2006er Jahrgang, genauso wie Bulut, vermutlich aber erstmal in der U-20 von Hannes Wolf auflaufen. Aber in zwei Jahren kann ja viel passieren.
IV:
Der bereits erwähnte Nnamdi Collins ist einer der Spieler, der die von Max Rosenfelder, Bright Arrey-Mbi & Co. hinterlassende Lücke wird schließen müssen. Sicher dabei sein wird Finn Jeltsch (VFB Stuttgart), nachdem dieser ohne Verletzung schon bei der diesjährigen Endrunde im Kader gewesen wäre. Aus der 2004er-Fraktion werden Collins' ehemaliger BVB-Jugendkollege Hendry Blank (Hannover 96), Joshua Quarshie (FC Southampton) und Linus Gechter (Hertha BSC) vermutlich eine Rolle spielen. Gechters Teamkamerad Pascal Klemens (beide Hertha BSC) könne sowohl in der IV als auch im DM zum Einsatz kommen. Weitere erwähnenswerte Namen sind Julian Pauli (1. FC Köln), Tim Drexler (1899 Hoffenheim), Zoumana Keita (RSC Anderlecht) und von den ganz jungen Innenverteidigern auch David Odogu (VFL Wolfsburg) und Maxim Dal (FSV Mainz 05). An spannenden Talenten mangelt es hier also nicht.
LV:
Den Verlust von Nathaniel Brown sollte man in Form von Lukas Ullrich (Borussia Mönchengladbach) gut auffangen können. Der Fohlen-LV konnte bereits beim Gruppenspiel gegen England überzeugen und hat durchaus das Potenzial, in den nächsten Jahren auch zum A-Team aufschließen zu können. Zunächst sollte er aber erstmal in der U21 gesetzt sein und im Falle des Falles von Tom Rothe (1. FC Union Berlin) oder Max Finkgräfe (RB Leipzig) vertreten werden. Die Jungs aus der diesjährigen U19, Almugera Kabar (Borussia Dortmund) und Maximilian Hennig (TSV Hartberg), sind aktuell noch ein gutes Stück von ernstzunehmendem Profifußball entfernt.
DM/ZM:
Hier klafft nun durch den Wegfall von Spielern wie Rocco Reitz, Eric Martel, Casper Jander oder Jens Castrop eine qualitative Lücke. Und da sowohl Aleksandar Pavlovic als auch Tom Bischof (beide FC Bayern München) schon im Kreise der A-Nationalmannschaft sind, wird man auf diese auch eher nicht zurückgreifen können (am ehesten noch Bischof, je nachdem wie er sich in München behauptet). Also kommen nun Namen wie Aljoscha Kemlein (1. FC Union Berlin), Umut Tohumcu (1899 Hoffenheim) oder Rafael Lubach (1. FC Nürnberg) ins Spiel. Die größten Hoffnungen ruhen aber auf Assan Ouédraogo (RB Leipzig), welcher nach zwei verletzungsbedingten Seuchenjahren nun hoffentlich endlich an Stabilität gewinnt. Als dominanter 8er sind ihm nach oben hin kaum Grenzen gesetzt. Im Auge zu behalten sind auch Kjell Wätjen (VfL Bochum) und Winners Osawe (1. FC Nürnberg), wobei bei den beiden aus Prinzip wohl zunächst die U20 die realistischere Option sein wird.
OM (Außenbahn und Zentrum):
Offensiv wird es am spannendsten. Brajan Gruda (Brighton & Hove Albion) und Paul Wanner (FC Bayern München) bleiben Di Salvo zunächst erhalten. Trotz durchwachsener EM besteht bei Gruda aber die realistische Möglichkeit, bald zur A-Nationalmannschaft aufzurücken, sofern er in England da weitermacht wo er im Saisonfinale aufgehört hat. Der lange Ausfall von Musiala hinterlässt zudem eine "Baller-Lücke", die Nagelsmann zu schließen versuchen wird. Generell herrscht eine Spieler-Armut auf Rechtsaußen, einen ZOM wie Maurice Krattenmacher (Hertha BSC) oder einen der Linksaußen könnte man dort hinstellen. Um die Position im offensiven Zentrum konkurrieren neben Krattenmacher Muhammed Damar (1899 Hoffenheim), der eine starke Saison in Elversberg hingelegt hat, Mert Kömür (FC Augsburg), Ex-U19-Kapitän Noah Darvich (VfB Stuttgart), Bayerns Dauer-Leihobjekt Arijon Ibrahimovic (FC Heidenheim), den man auch auf Außen einsetzen kann sowie ganz junge Hoffnungen wie Francis Onyeka (VfL Bochum). Der aufregendste deutsche Spieler der U19-EM, Said El Mala (1. FC Köln), könnte je nach Entwicklung in der Domstadt schon schnell zur ernsthaften Alternative für Di Salvo werden. Einen derart dribbelstarken, torgefährlichen und furchtlos aufspielenden Linksaußen sieht man in Deutschland selten. Allerdings sind mit Aaron Zehnter (VfL Wolfsburg), Justin Diehl (VfB Stuttgart) Fabio Baldé (Hamburger SV) oder Jarzinho Malanga (SV 07 Elversberg) noch weitere Talente in der Auswahl. Bei Ilyas Ansah (1. FC Union Berlin) muss man gucken, ob er in der Hauptstadt nicht eher in der Doppelspitze zum Einsatz kommen und man Ähnliches beim DFB ausprobieren wird.
MS:
Die 9er-Position, das langjährige deutsche Sorgenkind, ist wieder mit hoffnungsvollen Knipsern besetzt. Nelson Weiper (1. FSV Mainz 05) und Nicoló Tresoldi (Club Brügge) werden auch im nächsten U21-Zyklus spielberechtigt und feste Größen im Team von Antonio Di Salvo sein. Nach den vielen Toren bei der EM ruhen speziell auf Weiper große Hoffnungen, ist der 1,92 m lange Hüne im Gesamtpaket doch der stärkste deutsche Mittelstürmer in seinem Alterssegment. Sowohl er als auch Tresdoldi müssen jetzt aber nun auch im Vereinsfußball den nächsten Schritt gehen, um potentielle Alternativen für die EM 2028 zu werden (dann in der A-Nationalmannschaft). Hinter den etablierten Stürmern dürfte Di Salvo darüber hinaus auch Keke Topp (Werder Bremen) im Sichtfeld haben. Nach verletzungsgeplagter Saison wird der bulliger 9er wieder angreifen und sicher schnell zur Alternative werden. Dzenan Pejcinovic (VfL Wolfsburg) und U19-Goalgetter Max Moerstedt (1899 Hoffenheim) könnten mittelfristig (aber eher noch nicht in diesem Jahr) in den Fokus geraten, bei einem ganz jungen Talent wie Otto Stange (Hamburger SV) wird's noch spekulativer. Ob der DFB die Personalie Youssoufa Moukoko (FC Kopenhagen) noch einmal anfassen wird, bleibt unklar. Das Risiko, sportrechtliche Konsequenzen aufgrund des möglicherweise gefälschten Alters des Spielers zu erfahren, ist vermutlich zu hoch.
Eine mögliche Startaufstellung:
-----------------Seimen--------------------
---Baum---Collins---Jeltsch----Ullrich------
-----------Kemlein---Tohumcu/Ouedrago---------
---Gruda------Wanner------El Mala-----
-----------------Weiper-----------------------
Wen sieht ihr noch in Zukunft dabei?