Özil/Gündogan und die Nationalhymne


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GSWarriors

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Die grundsätzliche Frage finde ich legitim. Das kann ja auch ehrliches Interesse sein, das überhaupt nicht böse gemeint ist. Ich kann dich allerdings schon verstehen, dass das nach deiner Feststellung, dass du Deutscher bist, dann auch erledigt sein sollte. Hängt immer auch davon ab, mit wem man redet und in welchem Kontext das Gespräch stattfindet. Wenn ich jemanden näher kenne finde ich diverse kulturelle Backrounds durchaus spannend und unterhalte mich gerne mit denjenigen darüber (wenn sie das wollen, ich nagel sicher niemanden darauf fest). Das hat auch etwas mit Respekt vor unterschiedlichen Kulturen zu tun, finde ich. Aber klar, wenn du mit einem Kunden sprichst ist dein kultureller Backround wahrscheinlich nicht wichtig.



Da finde ich allerdings, dass etwas mehr Gelassenheit angebracht ist. Es ist nunmal leider so, dass längst nicht jeder gut deutsch spricht. Das war schon weit vor 2015 so, wurde aber durch 2015 nochmal verstärkt. Und primär ist das erst einmal ein Kompliment. Du (und alle anderen, die ähnlich aussehen wie du und perfekt deutsch sprechen) können nichts für die, die nur gebrochen deutsch sprechen, aber es gibt diese Menschen nunmal und sie werden natürlich auch von denen, die diese Aussage tätigen, wahrgenommen.

Auch hier ist es dann aber auch mMn angemessen, dass nach der Klarstellung, dass du hier geboren und aufgewachsen bist, das Thema dann auch beendet werden sollte. Trotzdem bleibt es immer noch eine positive Zuschreibung, das sollte man, bei allem, was da "dranhängt", dann auch nicht vergessen.

Senol meinte zwar schon, dass er es mit Humor nimmt, aber ob wir darüber überhaupt urteilen können? Ich fände das teilweise schon bedrückend, wenn ich in dem Land, in dem ich geboren wurde trotz fliessender Sprachkenntnis regelmässig als "anders" wahrgenommen und angesprochen werde.
 

Buster D

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Er war in seiner gesamten Karriere der beste Spielmacher Deutschlands.
Was bitte.:panik: Ich schiebe das mal auf deine Jugend. Ein Bernd Schuster war z.B. ohne Zweifel besser, hatte aber nur kurz die Bühne der NM. Auch Netzer würde ich vor Özil einordnen. Matthäus sowieso, der in seiner besten Zeit auch "Spielmacher" war. Nimmt man nur die letzten Jahre, war Kroos sicherlich besser und vor allem deutlich erfolgreicher - er hat z.B. auch mehr zum WM Titel beigesteuert - auch wenn ich den ebenfalls für überwertetet halte.
 

senol

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Senol meinte zwar schon, dass er es mit Humor nimmt, aber ob wir darüber überhaupt urteilen können? Ich fände das teilweise schon bedrückend, wenn ich in dem Land, in dem ich geboren wurde trotz fliessender Sprachkenntnis regelmässig als "anders" wahrgenommen und angesprochen werde.

Nun was mich betrifft , waren das Senioren/innen , aber da weiß ich doch das die das nicht bös meinen , ich finde es ok .. zumal sie ehrlich sind.
Ich Lebe in Deutschland ,sehe mich aber nicht als Deutsch aber wiederum könnte ich in der Türkei nicht leben , ich bin der typ mensch gerne dort lebt wo er seine kindheit verbracht , ich lebe in der gleichen stadt , in der gleichen Siedlung , ich bin quasi verbunden und in jeder ecke , sei es auf der schule , die kleine schummrige ecke , in jeder kleinigkeit steckt Erinnerungen auch selten mal trauer , da wurde gespielt , freundschaften geschlossen oder menschen starben ,wegen krankheit etc.

Bin auch sehr sensibel in solchen dingen , ich lebe quasi in der vergangenheit , der Rewe war vorher eine tante emma laden und dann muss ich natürlcih um das 1000x meinen SOhn nerven das ich da als kleiner bub süssigkeiten gekauft habe , natürlich dreht er genervt die augen
 

senol

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kann mich noch erinnern , was wurde der Poldi niedergemacht von der deutschen presse .

Dabei hat er damals dieses Foto gepostet als im Besiktas Stadion eine bombe der PKK (die auch freiheitskämpfer genannt werden in Deutschland) hochging.

Quasi als Trauerbekundung , in jeder ecke hjängt immer ne türkische fahne wenn eine bombe hchgeht
 

liberalmente

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Ich fände das teilweise schon bedrückend, wenn ich in dem Land, in dem ich geboren wurde trotz fliessender Sprachkenntnis regelmässig als "anders" wahrgenommen und angesprochen werde.

Ich denke, das lässt sich angesichts der menschlichen Natur nicht verhindern. "Anders" fällt immer auf. So sind wir gepolt. In der Regel wird "anders" erst über mehrere Generationen hinweg dann "normal". Entscheidend sollte der Respekt sein. Nur weil jemand "anders" ist hat keiner das Recht, die Person nicht mit dem angemessenen Respekt zu behandeln. Und das können, müssen wir einfordern. Von allen Menschen zu verlangen, dass sie "anders" einfach als "normal" wahrzunehmen haben führt dazu, dass so ein "Darf ich das noch sagen?" Gefühl aufkommt. Und das ist Gift. Solange man respektvoll spricht sollte man auch über alles sprechen können, ohne schräg angeschaut zu werden. In Gesprächen lernt man am besten, dass "anders" völlig OK ist, wenn einem ein netter Mensch gegenübersteht. Die wenigsten Menschen lernen das über theoretische Abhandlungen, sondern über Kontakt.
 

Angliru

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Was bitte.:panik: Ich schiebe das mal auf deine Jugend. Ein Bernd Schuster war z.B. ohne Zweifel besser, hatte aber nur kurz die Bühne der NM. Auch Netzer würde ich vor Özil einordnen. Matthäus sowieso, der in seiner besten Zeit auch "Spielmacher" war. Nimmt man nur die letzten Jahre, war Kroos sicherlich besser und vor allem deutlich erfolgreicher - er hat z.B. auch mehr zum WM Titel beigesteuert - auch wenn ich den ebenfalls für überwertetet halte.
Es geht ja um die Zeit, die Özil in der Nationalmannschaft verbracht hat, da haben Schuster und Netzer schon längst die Schuhe an den Nagel gehangen. Und Kroos ist kein Spielmacher wie Özil. Von daher passt die Aussage vom Werder-Fan schon, dass er der beste Spielmacher (beste 10) in den letzten 10 Jahren in Deutschland ist. Wobei mir auch kaum jemand einfällt, der sonst auf der Position irgendwas geleistet hätte. Götze temporär, wobei der kein Spielmacher wie Özil ist.
 

LeZ

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Das hätte er doch sagen können, ich bereue es nicht für die Türkei spielen zu können. Ich hatte eine tolle Zeit in diesem Team aber wir passen nicht mehr.
Ich trete zurück ... Hey das wäre zwar auch fatal gewesen aber ehrlich ... nun kommt er daher: ihr seid alles Rassisten und ich bin ein Heiliger ... **** you Germany ...
Toller Hecht ...

Wenn ich sowas lese möchte ich von jedem hören "f*ck you Deutschland".
 

Murphy

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kann mich noch erinnern , was wurde der Poldi niedergemacht von der deutschen presse .

Dabei hat er damals dieses Foto gepostet als im Besiktas Stadion eine bombe der PKK (die auch freiheitskämpfer genannt werden in Deutschland) hochging.

Quasi als Trauerbekundung , in jeder ecke hjängt immer ne türkische fahne wenn eine bombe hchgeht

Im Gegensatz zu Özil hat Poldi auch eine eigene Meinung, vertritt diese und nimmt gerne auch den Gegenwind in Kauf. Der gute Mesut schickt ja lieber sein Management vor.
 
G

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Guest
Die Eltern von Özil und er selbst wollen arbeiten, nicht ihre Identität aufgeben. Und diese Identität ist nunmal türkisch, albanisch, bantu, quechua, guaraný, tamilisch und so weiter.
Max Frisch formulierte es so: Geholt haben wir Arbeitskräfte. Aber gekommen sind Menschen.
Und wenn "wir" sie ins Land kommen lassen, müssen wir mit ihnen leben, wie sie sind.

Das halte ich für ein Gerücht. Özils Eltern wollten das. Özils Eltern wollten für sich und ihre Nachkommen ein besseres Leben und sicherlich auch, dass diese ihre Wurzeln nicht vergessen. Das hat aber nichts damit zu tun, dass Özil nicht durch und durch Deutscher ist. Man muss endlich aufhören mit diesem Steinzeitdenken, dass Auswandererkinder und ihre Nachkommen quasi für immer und ewig an das Land ihrer Eltern gebunden sind. Das ist genau der latente Rassismus der bei uns (und imo mehr noch in der Schweiz) leider (noch) zum Alltag gehört und wo ich Özil vollkommen verstehen kann und ihm recht gebe. Quasi ihr gehört schon irgendwo alle dazu, wir sind frei und demokratisch, aber im Grunde seit ihr nur Gäste (die sich in der Regel auch super integriert haben, Daumen hoch). Ab wann darf denn ein Auswandererkind für sich beanspruchen durch und durch Deutscher zu sein?! Anscheinend reichen Geburt und komplettes heran- /aufwachsen in dem Land nicht aus...

Mal ein Beispiel, um zu verdeutlichen was ich meine: Ein Kollege ist albanisch-stämmig und wurde während der WM (Thema Schweiz Albaner usw.) von mehreren Arbeitskollegen gefragt wo er denn ursprünglich her kommt. Seine Antwort war immer Schweiz. Sie dann, nein im ernst, haha, wo kommst du ursprünglich (!!) her. Ja aus der Schweiz, hier aus Zürich, paar Km weiter in dem Krankenhaus geboren und hier in Zürich aufgewachsen. Nein nein, wo kommen deine Eltern her, meine ich, also was du eben ursprünglich bist.... ist natürlich klar, dass er keinen "Schweizer Namen" und eine etwas dunklere Hautfarbe hat... Jetzt muss mir nur noch einer erklären wann man per Definition (die es ja anscheinend geben muss in den Köpfen vieler) "richtiger" Schweizer oder richtiger Deutscher ist.

Das ist doch Bullshit. Absoluter Bullshit. Der Junge kann sich zeitlebens nicht wie ein Schweizer fühlen, weil ihm Gott und die Welt latent zu verstehen geben, dass er ja auch kein richtiger Schweizer ist. Ich kann das persönlich auch gut nachvollziehen, obwohl sich "Russlanddeutsche" ja noch meist hinter dem deutschen Nachnamen "verstecken" können. Aber auch mir wurde ab dem Kindergarten von meinem Umfeld erklärt, dass ich ja eigentlich Russe bin:crazy: Auch von Teilen der Familie, die man hier genauso in die Pflicht nehmen muss. Das hat sich weiter gezogen bis zur Bundeswehr (hier fand ich das natürlich sehr interessant, weil den Schritt bist du zu meiner Zeit bewusst gegangen, da die Wehrpflicht paar Jahre später ausgesetzt wurde und auch mir zu verstehen gegeben wurde, dass ich das ruhig aussitzen kann, wenn ich will. Dann wenn man meint quasi DEN Beweis für das endgültige Dazugehören erbracht zu haben, wird man wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt:rolleyes:).

Man muss endlich verstehen, dass die Beweggründe der Eltern, ihre Identität, ihre Kultur, ihr Denken usw. nicht Deckungsleich ist mit dem ihrer Kinder. Für sie geht es zuerst nur darum nicht ausgeschlossen zu werden, genauso dazu zu gehören wie alle anderen. Und dieses permanente Hinweisen darauf, wenn auch höflich und ja eigentlich nicht rassistisch gemeint, dass man eigentlich wie gesagt nur Gast ist, wenn auch suuuper integriert und natürlich voll willkommen geheissen von unserer Gesellschaft, ist eben genau das. Kindern wird zu verstehen gegeben, dass sie eigentlich nicht voll dazu gehören. Ich spreche hier auch explizit von Kindern, da sie noch nicht die Reife haben zu ihrer Identität und über Rassismus und Ausgrenzung zu stehen, stolz zu sein auf das was sie sind (für viele Erwachsene gilt aber natürlich das gleiche). Was aus diesen Kindern oftmals wird, sieht man imo ganz gut an den Özils, Gündogans, Shaqiris und Xhakas dieser Welt. Das sind dann tiefe Wunden die schwer verheilen, während man die Liebe und Verbundenheit zum Herkunftsland der Eltern entdeckt, mit dem man persönlich meist nicht so viel am Hut hat.

Lange Rede kurzer Sinn, persönlich bin ich aufgrund meinen gemachten Erfahrungen der Meinung, dass man mit der Zeit gehen und diesen ganzen Nationen ******* in die Tonne hauen sollte. Es ist so fast unmöglich sich für ein Einwandererkind heimisch und zuhause zu fühlen. Zum kotzen ist dann die WM Zeit... für wen bist du denn nun? Für Deutschland darfst du ja eigentlich sein. Das absurde ist, ich fühle mich erst als richtiger Deutscher, seitdem ich in der Schweiz permanent daran erinnert werde:clown:
 

Werder-Fan157

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Was bitte.:panik: Ich schiebe das mal auf deine Jugend. Ein Bernd Schuster war z.B. ohne Zweifel besser, hatte aber nur kurz die Bühne der NM. Auch Netzer würde ich vor Özil einordnen. Matthäus sowieso, der in seiner besten Zeit auch "Spielmacher" war. Nimmt man nur die letzten Jahre, war Kroos sicherlich besser und vor allem deutlich erfolgreicher - er hat z.B. auch mehr zum WM Titel beigesteuert - auch wenn ich den ebenfalls für überwertetet halte.

Auf welche Jugend? Ich bin auch keine 20 mehr. ;)
Kroos und Özil spielen unterschiedliche Positionen. Kroos ist Sechser/Achter und kein Zehner wie Özil.Ganz abgesehen davon, dass man Spieler verschiedener Epochen nicht miteinander vergleichen kann heißt der Satz "er war während seiner gesamten Karriere der beste Spielmacher Deutschlands" nichts anders, als dass es in dieser Zeit keinen aktiven deutschen Spielmacher gab, der besser war als er.

Özil war in seiner NM-Karriere in zwei von drei Spielen. an einem Tor beteiligt. Diese Quote hat kein anderer Mittelfeldspieler (zumindest wenn man Müller nicht als MF zählt). Nicht mal annähernd.Das Spiel hat sich gewandelt. Das, was früher die Spielmacher waren, sind heute die Sechser. Sie haben die meisten Ballkontakte, leiten die meisten Angriffe ein. Ein Zehner (den es ja kaum noch gibt) hat die Aufgabe zu scoren. Es gibt viele Spieler, die torgefährlicher sind als Özil, aber weltweit kaum einen anderen Spieler, der so gut und so oft wie Özil den letzten Pass spielt.
 

Malgani

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Was bitte.:panik: Ich schiebe das mal auf deine Jugend. Ein Bernd Schuster war z.B. ohne Zweifel besser, hatte aber nur kurz die Bühne der NM. Auch Netzer würde ich vor Özil einordnen. Matthäus sowieso, der in seiner besten Zeit auch "Spielmacher" war. Nimmt man nur die letzten Jahre, war Kroos sicherlich besser und vor allem deutlich erfolgreicher - er hat z.B. auch mehr zum WM Titel beigesteuert - auch wenn ich den ebenfalls für überwertetet halte.

Spielmacher? Icke Hässler
 

Malgani

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Ganz abgesehen davon, dass man Spieler verschiedener Epochen nicht miteinander vergleichen kann heißt der Satz "er war während seiner gesamten Karriere der beste Spielmacher Deutschlands" nichts anders, als dass es in dieser Zeit keinen aktiven deutschen Spielmacher gab, der besser war als er.

Da fehlt allerdings auch die Konkurrenz. Es gibt ohnehin kaum noch Spieler, die man als Spielmacher im klassischen Sinn bezeichnen könnte. Da müsste man Özil eigentlich nicht nur mit deutschen Spielmachern vergleichen, sondern auch mit solchen anderer Länder. Wobei er auch bei diesem Vergleich sehr gut abschneiden dürfte. Spontan hätte ich Schwierigkeiten, 5 oder meinetwegen nur 3 Spieler aufzuzählen, die ich in den letzten 10 Jahren für definitiv besser halten würde
 

GSWarriors

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Ich denke, das lässt sich angesichts der menschlichen Natur nicht verhindern. "Anders" fällt immer auf. So sind wir gepolt. In der Regel wird "anders" erst über mehrere Generationen hinweg dann "normal". Entscheidend sollte der Respekt sein. Nur weil jemand "anders" ist hat keiner das Recht, die Person nicht mit dem angemessenen Respekt zu behandeln. Und das können, müssen wir einfordern. Von allen Menschen zu verlangen, dass sie "anders" einfach als "normal" wahrzunehmen haben führt dazu, dass so ein "Darf ich das noch sagen?" Gefühl aufkommt. Und das ist Gift. Solange man respektvoll spricht sollte man auch über alles sprechen können, ohne schräg angeschaut zu werden. In Gesprächen lernt man am besten, dass "anders" völlig OK ist, wenn einem ein netter Mensch gegenübersteht. Die wenigsten Menschen lernen das über theoretische Abhandlungen, sondern über Kontakt.


Siehe RightyRights Beitrag. Leute fühlen sich in Deutschland wegen solchen Fragen nicht heimisch und dann wundert man sich, warum die Integration von Migranten so schwer fällt.
 

LeZ

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Ich finde es aberwitzig, wenn Leute von Özil verlangen er soll gefälligst was riskieren und "ihren" Kampf gegen Erdogan, Trump und alles Böse in der Welt führen. Und das einzige was sie selbst machen in aller Regel Meckern im Internet unter Pseudonymen ist. Risiko: Null. Engagement: Gar keins. Aber die anderen, die sollen in goldener Rüstung untergehen. Für uns.

Der Mann ist Fussballspieler und kein Heiliger Soldat der Weissen Armee des 3. Zeitalters. Er hat keinen Wahlkampf gemacht, ist nicht mit auf Tour gegangen, hat keine Wahlempfehlung ausgesprochen, und sich auch sonstwie nicht für oder gegen irgendwen engagiert. Das einzige was er gemacht hat ist, auf Drängen der regierenden, autoritäten Regierungsgewalt nicht Nein zu einer Trikotübergabe für Arsenal (!) mit Fototermin zu sagen. Daraus wird ein Affront gegen die Demokratie an sich, ein Anschlag auf das Gute in der Welt konstruiert, während anderswo die Eiserne Kanzlerin mit der gleichen autoritäten Macht Verhandlungen führt, Geschäfte abwickelt, in die Kamera lächelt und zu Mäßigung und Dialog aufruft. Und nicht zum Krieg gegen das Böse. Aus dem Hintergrund grinst Kai Diekmann vom Foto strahlend mit Erdogan, während Matthäus gerade mit Kadyrov bruncht.

Dass Gott und die Welt trotzdem auf einer Kreuzzugpflicht für die beiden Türkdeutschen besteht und ihnen alles und jedes vorwirft, zeigt einfach nur wie bekloppt "die Gesellschaft" geworden ist. Und ich halte das für unheilbar und einen grundsätzlichen, weitreichenden Charaktermangel. Was auch heisst dass man darüber an sich nicht diskutieren braucht, in die Betonköpfe passt kein Mausehaar. Wir hatten hier 40 Jahre eine totalitäre Regierung, wann haben die Montagsdemos angefangen ? 1989. Was hat Westdeutschland gemacht ? Am Badesee gelegen, Musik gehört und Bier getrunken. Tägliche Demos gegen Honecker ? Nö. Aber handeln sollen halt immer die Anderen, man selbst hat gerade so viel zu tun. Nur verurteilen und in Bausch und Bogen aus sicherer Entfernung angreifen, das können alle immer schon besonders gut.

In einem hat Özil allerdings Unrecht. Es ist bei 80% der Leute gar kein Rassismus. Es ist Bigotterie, Scheinheiligkeit, Messen mit zweierlei Maß, "die anderen müssen, ich doch nicht!", und Hinterherlaufen bei Trends im Rudel. Morgen ist es dann Helene Fischer, die Russin, die mit dem falschen Typen ein Foto aufgenommen hat, und sich bitte schön wieder Jelena Fischerova nennen soll, böse ist, und immer schon richtig miese Musik gemacht hat und kein Verlust ist. Übermorgen Roberto Blanco.
 

treize

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Das absurde ist, ich fühle mich erst als richtiger Deutscher, seitdem ich in der Schweiz permanent daran erinnert werde:clown:

Das ist ein Phänomen, das schon seit Jahrhunderten Allgegenwärtig ist und beschreibt auch, in diesem einen Satz, was Migrantenkinder dazu bewegt, sich der vermeintlichen Heimat verbundener zu fühlen - einerseits das 'Konservieren' von vermeintlichen Alleinstellungsmerkmalen uin einer fremden Umwelt, in deinem Fall, das wirkliche Konservieren von einem vagen 'Anderssein', einer schon geformten Identität, gepaart mit einer gewissen Trotzhaltung, die durch das permanente daran erinnert werden, erst entsteht und genährt wird.
Man könnte fast sagen, dass es ein fester Bestandteil der Indentität von [manchen bis vielen] Migrantenkindern ist, sich durch das Betonen des Nicht-Deutsch-Seins zu definieren.

Jedoch wird dies erst durch das Aufmerksamachen, auf das 'Anders-Sein' - nicht böswillig - der Umwelt, während des Aufwachsens generiert.
 
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