* Morgen, am 27. April, wird Funaki Kazuyoshi 40 Jahre alt. Da Japan uns sieben Stunden voraus ist: Happy Birthday, [FONT="]ăèȘçæ„ăăă§ăšăăăăăŸăïŒ[/FONT]
Er war fast alles: Einzelolympiasieger, Teamolympiasieger, Vierschanzentourneesieger, Skiflugweltmeister. Nur den Gesamt-WC hatte er knapp verpasst.
Zu seinem Geburtstag gibt es von mir den zweiten Teil eines Artikels, dessen erster Teil ĂŒber Okabe schon auf der Seite 95 dieses Threads, Post Nr. #
1896 zu finden ist. Der zweite Teil ĂŒber Funaki ist nicht online. Da ich aber im vergangenen Jahr die Zeitschriftennnummer gekauft habe, will ich ihn Euch nicht vorenthalten (nochmal die Quelle: Sports Graphic Number Nr. 845 vom Januar 2014)
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Funaki Kazuyoshi war der gröĂte Held von Nagano. Es gibt bisher keinen Japaner auĂer ihm, der bei Olympischen Winterspielen mit einem Mal zwei Goldmedaillen gewann. Aber nicht nur dort, auch bei Weltmeisterschaften, bei der traditionsreichen Vierschanzentournee und beim Skifliegen verzeichnete er Siege. Und nicht nur das, er erreichte sie alle 1999, bevor er 24 Jahre alt wurde.
Man meinte, dem jungen Helden eröffne sich eine grenzenlose Zukunft. Doch danach gelangen ihm keine schnellen Erfolge mehr. Betrachtet man nur die Resultate seit der Jahrhundertwende, dann ist Funaki ein durchschnittlicher Springer, man kann sagen, ein Mann der Vergangenheit.
In solchen FĂ€llen liegen dem meist Verletzungen oder eine durch den Erfolg hervorgebrachte psychische InstabilitĂ€t verbunden mit einem liederlichen Lebenswandel zugrunde, bei Funaki jedoch ist das ein wenig anders. Man kann es soziale GrĂŒnde nennen und so betrachten, dass seine Art zu leben und der Trend der Zeit nicht ineinandergriffen, und er in dieser klaffenden LĂŒcke seine Form verlor.
âEs heiĂt, dass ich in der Nagano-Saison durchgehend in Topform gewesen sei, aber es gab kleine Wellen. Ich war zwar in einer Position, in der ich den Weltcupgesamtsieg ins Visier nehmen konnte, aber Siege in Folge waren mir nicht möglich. Auf der Normalschanze in Nagano schaffte ich Silber, da ich aber mehr Selbstvertrauen fĂŒr die GroĂschanze hatte, war ich mit diesem Platz zufrieden. Auf der GroĂschanze spĂŒrte ich keinerlei Unsicherheit und kam auch mit dem Wind zurecht, es war perfekt. In der Teamentscheidung war ich der vierte Springer, so dass ich im zweiten Durchgang eine groĂe Verantwortung hatte und dann doch angespannt war. Es war wohl so, dass ich zwar unsicher war, aber das Selbstvertrauen nach meinem Sieg auf der GroĂschanze war gröĂer als diese Unsicherheit.â
Nach Nagano erging es ihm wie anderen japanischen Springern. Die Anpassung an die Neuregelung der SkilĂ€nge gelang nicht in ausreichendem MaĂ und sie gerieten in eine anhaltende Stagnation. Dies jedoch war nicht der einzige Grund fĂŒr die Formkrise. Nach Olympia hatte Funaki die Firma, der er angehörte, Descente, verlassen und eine eigene gegrĂŒndet.
âBereits vor den Spielen hatte es GesprĂ€che darĂŒber gegeben, dass ich mich danach selbstĂ€ndig machen werde. Ich hatte die Absicht, nicht mehr als Firmenangestellter meine Wettkampfkarriere fortzusetzen, sondern wie die europĂ€ischen Springer selbst nach Sponsoren zu suchen und mich als Profisportler dem Springen zu widmen.â
Mitten in einer Wirtschaftsflaute, einer Zeit, in der Firmen ihre Teams reihenweise verkleinern oder auflösen, ergreift ein Sportler, der an der Spitze der Welt gestanden hat, die Initiative und nimmt eine Karriere in internationaler Art und Weise in Angriff. Das war eine mutige Herausforderung, aber auch ein Privileg, wie es nur Funaki zugestanden wurde. WĂ€re er damit erfolgreich gewesen, dann hĂ€tte er damit möglicherweise ein neues Modell fĂŒr eine Sportlerlaufbahn etabliert.
Aber der Fluss der Zeit verlief der Idealvorstellung Funakis entgegen. Durch die anhaltende Wirtschaftsflaute hatte auch der Wintersport den Schwung aus der Zeit der Blasenwirtschaft verloren. Die Firma Descente, die eigentlich als Hauptsponsor UnterstĂŒtzung hĂ€tte leisten sollen, kĂŒrzte den Wintersportbereich radikal zusammen. Funakis private Firma war zu einem mĂŒhsamen Start ins kalte Wasser gezwungen.
Er selbst eignete die bĂŒrokratischen Verfahrensweisen an, die man fĂŒr die GrĂŒndung und Registrierung einer Firma braucht, wodurch er seine Trainingszeiten betrĂ€chtlich kĂŒrzen musste. Dennoch hĂ€tte es sicherlich fĂŒr einen Sportler mit seinen Verdiensten die Möglichkeit gegeben, einem Firmenteam beizutreten und seine Karriere dort weiter zu verfolgen. Aber er wĂ€hlte bewusst den schwierigeren Weg.
âIm japanischen Skispringen kann man nicht an WettkĂ€mpfen teilnehmen, wenn man nicht einer Firma angehört, in der man als Springer registriert ist. Und innerhalb einer Firma kommt es vor, dass man aufgrund der internen Einordnung oder der Beziehung zu den Trainern nicht entsprechend der tatsĂ€chlichen Leistung bewertet wird. Das war mir extrem zuwider. Ich wollte ein Sportler werden, der ohne BeeintrĂ€chtigung durch die GröĂe seiner Firma oder seiner Position in dieser seine eigene Leistung in die Waagschale wirft, WettkĂ€mpfe auf die gleiche Art wie die europĂ€ischen Springer bestreitet und dabei gute Resultate erreicht.â
Funaki wurde so, wenn man es mit einem altertĂŒmlichen Ausdruck benennt, zu einem âeinsamen Wolfâ, der sich des öfteren gegen die Denkweise der traditionellen Skisprungwelt Japans stellte und ihm wurde auch wohl eine Behandlung zuteil, die aus seiner Sicht als âDruckausĂŒbungâ verstanden werden konnte.