Das zwar ausgedehnte, am Ende aber doch unbefriedigende Vorspiel haben wir hinter uns - ran an die empfindlicheren Bereiche. Hier also die
Top 100 Filme der 2000er!
Wünsche euch multiplen Spaß mit den folgenden Platzierungen:
100.
Der Untergang 85 P. [4 / 1]
........"Ich werde niemals kapitulieren"
Deutschland, 2004
Regie: Oliver Hirschbiegel / Drehbuch: Bernd Eichinger (basiert auf dem gleichnamigen Werk des Historikers Joachim Fest)
Stars: Bruno Ganz, Alexandra Maria Lara, Heino Ferch
Trailer
Was leistet „Der Untergang"? Der Film ist zum Glück kein großes Unterhaltungskino à la Hollywood. Es geht darum, die letzten Stunden des NS-Regimes messerscharf zu rekonstruieren - gegen das Vergessen ankämpfend, die eigene Geschichte aufzuarbeiten. Er schildert das nackte Grauen, das beinahe den Untergang der deutschen Kultur bedeutet hätte. Daran wollen die Filmemacher erinnern. „Der Untergang" dokumentiert, wie es dazu kommen konnte, dass Hitler diesen fanatischen Gehorsam von seinem Volk und seinen Gefolgsleuten bekam. Deshalb ist der Film so wichtig für die Deutschen – und dabei emotional eiskalt, es kommt kein Mitleid mit dem Schicksal der Charaktere auf. Und wenn dies so wäre, hätten Hirschbiegel und Eichinger etwas falsch gemacht. Doch das haben sie keineswegs. Sie haben den Wochenschau-Inszenierungen der Nazis ihre eigene Interpretation entgegengestellt und dem Grauen ein reales, greifbares, schreckliches Gesicht gegeben.
(filmstarts)
99.
Die fetten Jahre sind vorbei 86 P. [4 / 6]
........"Irgendwie wollt’ ich einfach nur wild und frei leben"
Deutschland, 2004
Regie: Hans Weingartner / Drehbuch: Katharina Held
Stars: Daniel Brühl
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Erfreulich engagierte Filmerzählung über drei jugendliche Rebellen, die nicht zuletzt dank großartiger Darsteller überzeugt.
(film-dienst)
98.
About Schmidt 88 P. [3 / 6]
........"I know we're all pretty small in the big scheme of things, and I suppose the most you can hope for is to make some kind of difference, but what kind of difference have I made? What in the world is better because of me? "
USA, 2002
Regie: Alexander Payne / Drehbuch: Jim Taylor (loosely based on the 1996 novel of the same title by Louis Begley)
Stars: Jack Nicholson, Kathy Bates
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In vielerlei Hinsicht ist About Schmidt auch ein sehr mutiger Film. Nicht nur weil er sich des Standards der Schönen und Erfolgreichen verweigert, sondern vor allem auch deshalb, weil er bis zum Schluß eine derart negative und hoffnungslose Stimmung zeigt, wie man sie sonst eigentlich nur aus dem sozialkritischen Kino Englands kennt, mit dem entscheidenden Unterschied aber, dass hier die Schuld für die vorliegende Misere nicht bei dem »System«, der Politik oder der Gesellschaft, sondern bei den (Mit)Menschen gesucht und gefunden wird.
Auch der Humor des Films ist gewagt, wobei wie so oft gilt: Wer etwas wagt, kann nicht nur gewinnen, sondern auch einmal daneben liegen. Das ist immer dann der Fall, wenn der Film für kurze Zeit ins Klamauk- und Klamottenhafte abrutscht, was nur mäßig zum ruhigen, sarkastischen, perfiden, beinahe bösartigen Humor des restlichen Films passt.
Lobenswert ist dabei auch, dass der Regisseur Payne keineswegs glaubt, die Komödie neu erfinden zu müssen und er stattdessen (wie es auch in der modernen Küche gemacht wird) altbekannte Rezepte verfeinert und mit großem Können umsetzt.
Während z.B. in den üblichen Komödien der »clash of cultures« so extrem als möglich konstruiert wird (etwa: steinreicher, englischer Aristokrat trifft auf asoziale Großstadtamerikaner), reichte es Payne, den Mittelschichtsamerikaner Schmidt auf die Obere-Unterschichtsfamilie seines Schwiegersohns prallen zu lassen, um bizarre Gegensätze aufzuzeigen.
(artechock)
97.
Love Actually 88 P. [3 / 3]
........"But you know, the thing about romance is... people only get together right at the very end"
UK, 2003
Regie: Richard Curtis / Drehbuch: Richard Curtis
Stars: Hugh Grant, Billy Bob Thornton, Liam Neeson, Keira Knightley, Emma Thompson, Alan Rickman, Colin Firth
Trailer
Abgesehen von dem etwas kuriosen Einfall, eine romantische Komödie mit politischem Subtext zu versehen (die Amerikaner kommen eigentlich durchweg schlecht weg: ob Billy Bob Thornton als zügelloser Präsident oder Shannon Elizabeths und Denise Richards recht peinliche Gastauftritte als erotische Dummerchen), Curtis’ Drehbuch krankt auch etwas an seiner erzwungenen Schwarz-Weiß-Malerei. 129 Minuten Dauerverliebtheit ist wohl auch für mein Zielpublikum zuviel, muss ihm durch den Kopf gegangen sein, also muss ich auch die Kehrseite der Medaille abdecken. Und so dürfen sich zum ersten Emma Thompson und Alan Rickman als gesetztes Ehepaar, zum zweiten Andrew Lincoln als unglücklich Verliebter und zum dritten Laura Linney mit der Bürde der Krankenpflege ihres behinderten Bruders mit den Gegenwirkungen der Liebe beschäftigen. Wenn Rickman seiner Frau zu Weihnachten nur eine CD und nicht die verhoffte Halskette schenkt und Lincoln seiner Traumfrau die endgültige Liebeserklärung macht, zeichnet der Film eine ernsthafte, sehr schmerzhafte Bitterkeit. Dass diese zur Liebe ebenso gehört wie das Glück verschweigt uns Curtis auf die Weise zwar nicht, überschüttet sie aber mit derart vielen, „positiven“ Handlungssträngen, dass sie vollkommen an Wert verlieren. Dieser Gegenpol hätte entweder stärker ausgebaut oder ganz vernachlässigt werden müssen.
Und dennoch, um es endgültig festzuhalten, funktioniert „Tatsächlich Liebe“ auf seine simple Weise. Er unterhält dank guter Dialoge und manch niedlicher Plot-Idee, bietet seinem Zielpublikum wohl genau das, was es möchte und hält – trotz allem – seine leicht-zynische Grundhaltung in Grenzen. Und dass er so schamlos künstlich und kalkuliert ist, kann man wohl als Teil des Weihnachtsgeschäfts werten.
(filmspiegel)
96.
Almost Famous 88 P. [4 / 3]
........"I never said I was a golden god... or did I? "
USA, 2004
Regie: Cameron Crowe / Drehbuch: Cameron Crowe
Stars: Billy Crudup, Kate Hudson, Jason Lee
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Wer Film liebt, wird diesen Film lieben. Die amerikanischen Kritiker haben Almost Famous den Titel "Bester Film über eine Rockband" gegeben. Das trifft ohne Zweifel zu, jedoch ist es auch einer der besten Filme, ohne sich auf irgendein Genre zu beziehen. Cameron Crowe hat schon aus dem sich eher banal anhörenden Plot von Jerry Maguire einen Film gemacht, der das Herz eines jeden berührte, der ihn sah. Dieser Regisseur hat die Gabe, auf eine nüchterne und doch wieder impulsive Weise dem Zuschauer Gefühle zu entlocken, wie es kein anderer schafft. All diese schlechten und kitschigen Machwerke des Bösen untalentierter Regisseure sind auf einen Schlag vergeben und vergessen, sobald man in der Welt von William, dem Band-Aid Penny und der Band Stillwater eingetaucht und schließlich gefangen ist.
Sie kennen ja die berühmtesten Szenen der Filmgeschichte, die in Zusammenschnitten oft gezeigt werden. Bei Almost Famous hat jede Szene das Potential dazu. Keine sticht heraus. Jeder kann sich seine Lieblingsszene aussuchen und tagelang mit seine Freunden darüber lachen. Sei es Russells Sprung vom Hausdach, die Flugzeugszene mit den Geständnissen der Bandmitglieder oder Russells Telefongespräch mit Wills Mutter. Man wird als Zuschauer in die Welt dieser Figuren regelrecht eingesaugt.
(allesfilm)
95.
Juno 88 P. [4 / 1]
........"I think that kids get bored and have intercourse"
USA, 2007
Regie: Jason Reitman / Drehbuch: Diablo Cody
Stars: Ellen Page, Michael Cera, Jennifer Garner, Jason Bateman
Trailer
Auch hier verlässt das Mädchen mit dem Namen »einer römischen Göttin, die echt schön war und echt böse, ungefähr wie Diana Ross«, die Abtreibungsklinik unverrichteter Dinge – aber nicht aus moralischen Gründen, sondern aus ästhetischen. Die Klinik ist ihr schlicht zu ordinär, allein schon das dort Kondome mit Geschmack verteilt werden, zeigt deren Geschmacklosigkeit. Juno ist auf einer seiner vielen Ebenen, eine Feier des Snobismus. Zugleich ein Film, der weiß wie nervtötend Filme sind, die moralisieren, mit der Erziehung der Hauptfiguren sympathisieren, und wie charmant Filme sein können, die den Mut haben, kaltblütig zu sein. Dabei behandelt der Film Schwangerschaft nie als Scherz, aber er behält immer einen Sinn für die scherzhaften Seiten, die in ernsten Dingen liegen. Juno predigt nie sondern ist angenehm sarkastisch.
Dies alles zeigt sich auch als Juno, nachdem sie sich entschlossen hat, ihr Kind auszutragen und nach der Geburt zur Adoption freizugeben, per Anzeige ein potentielles Elternpaar gefunden hat. Die beiden sind Yuppies wie aus dem Bilderbuch. die Kunst von Reitman und Cody zeigt sich darin, dass sie ihre Figuren zwar klar beschreiben, aber nie bloßstellen.
(artechock)
94.
The Bourne Identity 92 P. [4 / 8]
........"How could I forget about you? You're the only person I know"
USA, 2002
Regie: Doug Liman / Drehbuch: Tony Gilroy, W. Blake Herron (based on Robert Ludlum's novel)
Stars: Matt Damon, Franka Potente
Trailer
Sorgfältig inszenierte Verfilmung eines Bestsellers von Robert Ludlum, die vor allem auf ein sympathisches, sehr modern wirkendes junges Hauptdarstellerpaar setzen kann, aber auch ansprechende Spannungsmomente in der Tradition des Agententhrillers aufweist.
(Lexikon des Internationalen Films)
93.
Thank You for Smoking 92 P. [4 / 7]
........"We don't sell Tic Tacs, we sell cigarettes. And they're cool, available, and *addictive*. The job is almost done for us."
USA, 2005
Regie: Jason Reitman / Drehbuch: Jason Reitman (based on the 1994 novel of the same name by Christopher Buckley)
Stars: Aaron Eckhart, Katie Holmes
Trailer
Beim Zuschauer erreicht Naylor sein Ziel dennoch, was vor allen Dingen der charismatisch, überzeugenden Darstellung Aaron Eckharts zu verdanken ist, der selbst überzeugte Nichtraucher dazu bringt dürfte seinen Charakter sympathisch zu finden und ihm Erfolg über jene verbissenen Gesundheitsfetischisten und Spaßverderber zu wünschen.
Thank Your For Smoking, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Christopher Buckley (1994), ist eine Satire über die aktuelle PR-Kultur und Lobbyismus. Dabei spielt der Film vor allen Dingen mit der Besessenheit der amerikanischen Gesellschaft nach political correctness, indem er einen Rundumschlag gegen alle Moralapostel und politisch Überkorrekte liefert.
(mannbeisstfilm)
92.
Taken 92 P. [4 / 5]
........"You don't remember me? We spoke on the phone two days ago. I told you I would find you"
Frankreich, 2008
Regie: Luc Besson / Drehbuch: Luc Besson, Robert Mark Kamen
Stars: Liam Neeson
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Regisseur Morel inszeniert sein Rache-Massaker so grimmig wie irgend denkbar. Wirklich ernst genommen werden will er aber nicht. Die Story aus der Feder von Luc Besson (Das fünfte Element, Leon – Der Profi) und Robert Mark Kamen (The Transporter 1-3, Kiss Of The Dragon) weidet sich genüsslich an Klischees und überzogenen Annahmen, was durchaus ironische Qualitäten beweist: Los Angeles steht plötzlich für die Heile Welt, während das kultivierte Paris im krassen Gegensatz dazu zum Sündenpfuhl degradiert wird. Dies ist ein schelmischer Tritt in den Allerwertesten, den Besson und Co. sich gegenüber der amerikanischen Filmindustrie nicht verkneifen konnten. In diesem Klima, in dem auch die Osteuropäer nicht mit Samthandschuhen angefasst werden, spielt Logik eine untergeordnete Rolle. Warum der Pariser Polizei vertrauen, wenn ich die tumben Schergen auch selbst aus dem Weg räumen kann? Immerhin stört sich in der französischen Metropole kaum jemand daran, dass Rächer Bryan Leichenberge wie in einem Videospiel produziert.
Fazit: „96 Hours“ ist ein beispielhaft gnadenloser und kompromissloser Action-Thriller. Regisseur Pierre Morel begeistert mit einem simpel-sinnfreien, brettharten Albtraum-Inferno. Dank eines hervorragenden Hauptdarstellers, kernig-rasanter Action und eines lustigen Trash-Appeals, der immer mitschwingt, hat der Film das Zeug zum Kulthit.
(filmstarts)
91.
Infernal Affairs 96 P. [4 / 5]
........"I can't finish the novel, I don't know whether he's good or bad"
Hongkong, 2002
Regie: Andrew Lau, Alan Mak / Drehbuch: Felix Chong, Alan Mak
Stars: Andy Lau, Tony Leung Chiu Wai
Trailer
Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse. Die Werte Asiens von Ehre und Vertrauen haben ausgedient - hier geht es um das blanke Überleben und das, auf beiden Seiten des Gesetzes. Es geht um Macht und Karriere und den Wunsch einen Platz in seinem Leben zu finden, der einen Sinn ergibt. Als zum Beispiel Lau mit seiner Freundin eine kürzlich bezogene Wohnung liebevoll einrichtet, vergessen wir voll und ganz, dass er die schwarze Macht in diesem Spiel ist. Gangster haben halt auch Sehnsüchte. Auf der anderen Seite sehen wir Chan, der regelmäßig seine Therapeutin besucht und trotzdem niemals von sich redet. Einzig die Psychologencouch hat es ihm angetan - auf ihr kann er zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder beruhigt einschlafen.
Zwischendrin sehen wir auf beiden Seiten, wie wohl sich Chan und Lau in ihrem jeweiligen „Job“ fühlen könnten, wie die Grenzen ihrer Doppelleben sich vermischen und wie die Loyalität zu denjenigen wächst, die sie betrügen müssen. Das Spiel wird so um ein vielfaches schwieriger und komplizierter und die Frage bleibt zum Schluss immer die, nach der eigenen Identität. Das Geheimnis des Spitzels auf beiden Seiten wird für Lau und Chan zu einer Suche nach sich selbst und nach ihrem Alter Ego. Trotz dieses mystischen Themas ist „Infernal Affairs“ ein sehr moderner Film, der gerne zwischen allen Ebenen, die der Geschichte, als auch die der Charaktere, hin und her springt. Deshalb bedarf es schon einer großen Aufmerksamkeit, um diesem sonst sehr langsam inszenierten, Film zu folgen.
(filmstarts)