90.
The Beach 97 P. [4 / 1]
........"I had nothing left to offer but pure reflex. Pure reflex and mankind's basic drive for survival, that somehow shouts, "NO - I WILL NOT DIE TODAY!"
UK, 2000
Regie: Danny Boyle / Drehbuch: John Hodge (based on the 1996 novel of the same name by Alex Garland)
Stars: Leonardo DiCaprio, Tilda Swinton
Trailer
The Beach ist ein grandioser Film, schrill, laut, konfus, verwirrend manchmal. Dschungel im Kopf. Wie der Anfang von Apocalypse Now. Und dabei eigentlich kein Kriegsfilm mehr. Weil wir, die wir im Alter sind von Garland und unserem Alter Ego Richard, von DiCaprio und Boyle, zu einer neuen lost generation gehören, die primär auf dem Schlachtfeld der Langeweile kämpft und dabei nicht sehr viel Ausdauer zeigt. Etappensiege werden euphorisch gefeiert, dann fallen wir in die Apathie zurück. Wir suchen den ultimativen Trip und The Beach, wenn man ihn erst zwei-, dreimal gesehen hat, taugt verdammt gut in dieser Hinsicht. Man wird süchtig nach dieser eklektizistischen Mischung aus Club Robinson Urlaub und Universal Studio Tour. Alle Bilder haben wir irgendwann irgendwo schon mal gesehen. Jaws und Rambo und The Blue Lagoon. Feels just like home.
(artechock)
89.
Sideways 97 P. [5 / 3]
........"Did you drink and dial?"
USA, 2004
Regie: Alexander Payne / Drehbuch: Alexander Payne (Adapted from Rex Pickett's 2004 novel of the same name)
Stars: Paul Giamatti, Thomas Haden Church
Trailer
Und die Darsteller selbst, hach. Unnachahmlich, wie Thomas Haden Church auch mit gebrochener Nase noch breitbeinig wie John Wayne durch die Gegend stolziert. Und Paul Giamatti, der schon in "American Splendor" ganz groß war, ist hier ein Monolith von einem Niemand. Sein neurotischer aber liebenswerter Charakter gibt dem Film sein Herz. So richtig exzellent wird das Ganze aber durch ihr Zusammenspiel und die in jeder gemeinsamen Szene zu spürende Chemie zwischen den beiden als gegensätzliche Kumpel. Und dass die ewig unter Wert verkaufte Virginia Madsen - über zehn Jahre nachdem sie sich im ungeliebten Horrorgenre die Seele aus dem Leib spielte ("Candyman's Fluch") - noch einmal eine richtig saftige Rolle bekommt, das ist wahre Gerechtigkeit. Zumal sie - wie auch Kim Basinger - mit zunehmendem Alter offenbar immer attraktiver wird, gerade weil sich ihr jugendlicher Sexappeal mittlerweile in eine andere, reifere Schönheit umgewandelt hat.
(filmszene)
88.
Closer 97 P. [5 / 1]
........"A good fight is never clean"
USA, 2004
Regie: Mike Nichols / Drehbuch: Patrick Marber (based on his 1997 play of the same name)
Stars: Natalie Portman, Jude Law, Julia Roberts, Clive Owen
Trailer
Doch auch abseits von Julia Roberts' überraschendem, ungewohnten Auftritt besticht „Hautnah“ durch seine überragenden Darsteller. Jude Law ist der große Romantiker des Films. Die Wandlung vom schüchternen Lokalreporter über den selbstbewussten Autor hin zur gebrochenen Person nimmt der Zuschauer ihm in jeder Sekunde ab. In einer der Schlüsselszenen des Films sagt sein Charakter Dan, es sei wichtig, dass sich die Menschen immer die Wahrheit sagen. Dies sei es schließlich, was ihn vom Tier unterscheide. Nun, an eben jener Forderung geht er letztendlich zu Grunde. Obendrein guckt der gute Jude teils so wundervoll traurig aus der Wäsche, dass ihn die Frauen dafür lieben werden! Natalie Portman wiederum kämpft in „Hautnah“ munter gegen ihr Amidala-Püppchen-Image an. Ihr Auftritt lässt sich nur mit einem einzigen Wort beschreiben: atemberaubend. Angeblich wurden von ihr teils noch viel freizügigere Szenen gedreht, doch sie bestand wohl darauf, diese aus der finalen Fassung des Films zu schneiden. Ob dies nun der Wahrheit entspricht oder einfach nur ein geschickt gestreutes Gerücht zur Steigerung des öffentlichen Interesses war, sei an dieser Stelle dahin gestellt. Fakt ist jedoch: Auch ohne dass sie alles zeigt, versprüht Natalie Portman mehr Erotik, als so manches viel freizügigere Möchtegern-Sternchen.
Die überragende Persönlichkeit von „Hautnah“ ist allerdings der vermeidlich kleinste Name aus der Besetzungsliste. Ausgerechnet Clive Owen, der Hauptdarsteller aus der allenfalls mittelprächtigen „King Arthur“-Verfilmung, zeigt seinen ungleich höher gehandelten Co-Darstellern aber so richtig, wo der Bartel den Most holt. In beinahe jeder Szene ist er immer noch ein Stückchen besser als seine ebenfalls starken Kontrahenten. Was anfangs etwas kurios anmutet, ist bei näherer Betrachtung keineswegs verwunderlich. Owen gehörte zur Originalbesetzung, die 1997 „Closer“ erstmalig in London als Bühnenstück aufführte. Dort gab er allerdings nicht den Larry, sondern den Dan, für den er auch hier in der Leinwand-Adaption eigentlich vorgesehen war. Doch Owen bat Nichols um die Rolle des Larry. In einem Interview begründete er dies folgendermaßen: „Ich liebte es, Dan zu spielen, aber noch einmal in der Rolle von Larry zurück an den Anfang zu gehen, war eine echte Freude.“ Diese Freude sieht der Zuschauer Owen in jeder einzelnen Szene an.
(filmstarts)
87.
Casino Royale 98 P. [5 / 5]
........"There isn't enough room for me and your ego"
UK, 2006
Regie: Martin Campbell / Drehbuch: Neal Purvis, Robert Wade, Paul Haggis
Stars: Daniel Craig, Eva Green, Mads Mikkelsen
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Rasante, in Details durchaus raue Verfilmung des ersten James-Bond-Romans von Ian Fleming, die sich durch betonte Körperlichkeit und artistische Kabinettstückchen auszeichnet. Daniel Craig nimmt dem ‚neuen‘ Bond die versnobte Eleganz, verleiht ihm aber draufgängerische Sportlichkeit und eine psychologisch interessante Unberechenbarkeit.
(Lexikon des Internationalen Films)
86.
Superbad 98 P. [6 / 11]
........"Prepare to be fucked by the long dick of the law!"
USA, 2007
Regie: Greg Mottola / Drehbuch: Seth Rogen, Evan Goldberg
Stars: Jonah Hill, Michael Cera, Christopher Mintz-Plasse, Seth Rogen, Emma Stone
Trailer
Regisseur Greg Mottola exerziert mit Bravour durch, wie man mit den richtigen Leuten am richtigen Platz aus einem Minimum an Story und dem Maximum an Kreativität einen verdammt witzigen Film machen kann, der einem breiten Publikum vorbehaltlos zu empfehlen ist - es sei denn, der Betrachter stört sich generell an Provokation und Schlüpfrigkeiten, die aber nie ins Niveaulose abrutschen. Das Ensemble ist sich für keine Albernheit zu schade. Das macht gute Komiker aus, auch mal dahinzugehen, wo es weh tut. Und hier wird viel gelitten. Zur Freude des Publikums.
(filmstarts)
85.
Zombieland 99 P. [7 / 18]
........"Time to nut up or shut up!"
USA, 2009
Regie: Ruben Fleischer / Drehbuch: Paul Wernick, Rhett Reese
Stars: Jesse Eisenberg, Woody Harrelson, Emma Stone
Trailer
Bis zum spektakulären Action-Finale in einem Vergnügungspark bietet die US-Antwort auf „Shaun of the Dead“ alles, was Freunde zünftiger Zombie-Komödien erfreut: saftige Splatter-Einlagen, augenzwinkernde Film- und Popkulturzitate sowie liebenswert exzentrische Protagonisten, die man sofort ins Herz schließt. Die unterschiedlichen Charaktere sind es auch, die dem ursprünglich als Pilotfilm für eine TV-Serie geplanten „Zombieland“ eine originelle Note verleihen. Columbus, Tallahassee und die Schwestern spiegeln auf satirische Weise wider, welcher Typ Mensch im Falle der Apokalypse überlebt: übervorsichtige Phobiker, skrupellose Brutalos und raffinierte Betrüger. Nicht auf das Unterhaltungspotenzial dieser Ausgangsidee zu vertrauen, sondern eine konventionelle Heldengenese ins Zentrum der Story zu stellen, ist die einzige Schwäche, die sich Werbefilmer Ruben Fleischer bei seinem Regiedebüt leistet. Dafür beschert er Kultkomiker Bill Murray („Ghostbusters“) ein grandioses Cameo, das allein die Eintrittskarte lohnt und der Geschichte des Zombiefilms einen erinnerungswürdigen Neuzugang schenkt. Fazit: Glänzend aufgelegte Schauspieler und zündende Gags machen diese Zombiefilm-Satire zu einem äußerst kurzweiligen Vertreter ihrer Art.
(Cinema)
84.
Le Scaphandre et Le Papillon (Schmetterling und Taucherglocke) 101 P. [5 / 4]
........"Als ich gesund war, war ich garnicht lebendig. Ich war nicht da. Aber als ich zurückkam, mit dem Blickwinkel des Schmetterlings, wurde mein wahres Ich wiedergeboren"
Frankreich, 2007
Regie: Julian Schnabel / Drehbuch: Ronald Harwood (based on Jean-Dominique Bauby's memoir of the same name)
Stars: Mathieu Amalric, Emmanuelle Seigner
Trailer
»Ich möchte sterben«, das sind die ersten Worte, die Bauby diktiert, nachdem er verstanden hat, wie er mittels Blinzeln des Lides Buchstaben auswählt und so Worte und Sätze »schreiben« kann. Zunächst erlebt man das Leid und die Erfahrung des Krankseins, dann folgt bald der Entschluss: »Ich entschied, mich nicht mehr zu bemitleiden. Außer meinem Auge sind zwei weitere Dinge nicht gelähmt: Meine Phantasie und mein Gedächtnis«. In Rückblicken weitet der Film seinen Horizont auch über Baubys Auge aus, ohne an Intensität einzubüßen. Das Ergebnis ist in Schnabels Händen ein wunderbarer, trotz des Themas auch wunderschöner Film.
Kein Film, der – wie so oft, wenn es um Krankheit und Leiden geht – im plumpen Sinne »für Lebensfreude und Optimismus plädiert«, nicht das Klischee von der »Feier des Lebens« und nicht die Klischee-Behauptung vom Glück der Krankheit, davon, dass einem Krankheiten das Auge öffnen könne »für die Dinge, die wirklich zählen«. Fern von derlei Papperlapapp verleugnet der Film keine Sekunde die Katastrophe von Baubys Schicksal. Er ist hart, aber humorvoll und auf merkwürdige Weise tröstend, weil Bauby selbst neugierig und offen ist, herrlich sarkastisch und mitunter ungebrochen egoistisch. Gerade dadurch ist der Film jederzeit spannend. Ein Film über Wahrnehmung, der uns Zuschauern in seiner Reduktion eine Welt neu eröffnet.
(Rüdiger Suchsland)
83.
Mar Adentro (Das Meer in mir) 104 P. [5 / 5]
........"Wer redet über die Querschnittsgelähmten? Ich rede von mir"
Spanien, 2009
Regie: Alejandro Amenábar / Drehbuch: Alejandro Amenábar, Mateo Gil (based on the real-life story of Ramón Sampedro)
Stars: Javier Bardem
Trailer
Die Lebensgeschichte von Ramón Sampedro, der, durch einen Unfall vollständig gelähmt, jahrelang juristisch für das Recht kämpft, seinem Leben ein Ende setzen zu dürfen, was er schließlich mit Hilfe seiner Freundin auch tat. Ein Versuch, sich auf differenzierende Weise dem Thema der aktiven Sterbehilfe zu stellen.
(filmdienst
82.
Tiger and Dragon 106 P. [4 / 1]
........"Wahres Können braucht keine Anstrengung"
China, 2000
Regie: Ang Lee / Drehbuch: Wang Hui Ling, James Schamus, Tsai Kuo Jung
Stars: Chow Yun-Fat, Michelle Yeoh
Trailer
Ang Lees zärtliche Distanz erlaubt es (unterstützt von dem großartigen Aufgebot an asiatischen Superstars), hinter den Fassaden stets die Menschen zu sehen. Er beherrscht das genaue Hinschauen ohne Zurschau-Stellung, er entdeckt in den Dingen die Aura des Fremden, belässt sie ihnen, und findet doch auch immer das, was sie uns ganz nah bringt – eine Art Gefühl des Sich-Verliebens ist es, das einem durch diesen Film begleitet, das ihn zu so einem sinnlichen Erlebnis macht.
(Thomas Willmann)
81.
Star Trek 107 P. [6 / 6]
........"There seems to be no sign of intelligent life anywhere..."
USA, 2009
Regie: J. J. Abrams / Drehbuch: Alex Kurtzman, Roberto Orci
Stars: Chris Pine, Zachary Quinto, Eric Bana, Karl Urban, Zoë Saldaña
Trailer
Einen echten Coup landete Abrams mit der Besetzung der neuen „Enterprise“-Crew: Ausnahmslos alle Schauspieler passen perfekt in ihre Rollen. Dass der charismatische serie,11-Bösewicht Zachary Quinto als Spock optimal besetzt ist, war schon vorher klar. Aber warum ausgerechnet Chris Pine, der bisher mit Ausnahme von Smokin‘ Aces lediglich durch schwache Teenie-Filmchen (Zum Glück geküsst, Plötzlich Prinzessin 2) auffiel, den Kirk spielen durfte, erschloss sich vielen nicht. Doch das Misstrauen ist nicht gerechtfertigt – im Gegenteil: Pine gibt wider Erwarten einen phantastischen Kirk, der sich als klares Zentrum von „Star Trek“ herauskristallisiert. Spock wird hingegen zunächst als Kirks Gegenspieler aufgebaut und nicht unbedingt mit den allergrößten Sympathiewerten ausgestattet. Dieser Konflikt, der aus dem Buddy-Genre übernommen ist, verschafft dem Film Reibungsfläche und Antrieb gleichermaßen.
(filmstarts)