70.
American Gangster 123 P. [7 / 12]
........"Frank Lucas is the most dangerous man walking the streets of our city"
USA, 2007
Regie: Ridley Scott / Drehbuch: Steven Zaillian (adapted from a New York magazine story "The Return of Superfly", by Mark Jacobson)
Stars: Denzel Washingto, Russell Crowe
Trailer
Das, was Ridley Scott hier auf Zelluloid gebannt hat, ist phänomenal. Keine Minute ist überflüssig, niemals kommt auch nur ein Gedanke an Langeweile auf, Savides variiert seine Bildsprache passend zur Stimmung und genau der beabsichtigten Gefühlslage entsprechend. Obendrein wirken die fotografierten Bilder teils düster schmutzig, teils edel.
(Schnitt)
69.
In Bruges 123 P. [8 / 10]
........"Maybe that's what hell is, the entire rest of eternity spent in ******* Bruges"
UK, 2008
Regie: Martin McDonagh / Drehbuch: Martin McDonagh
Stars: Colin Farrell, Brendan Gleeson, Ralph Fiennes
Trailer
Letztlich darf neben all diesen hervorragenden schauspielerischen Leistungen nicht der eigentliche Hauptdarsteller vergessen werden, und das bleibt der Handlungsort selbst. Denn erst durch den Gegensatz von Brügges malerischer und etwas verschlafen wirkender Einzigartigkeit, und der in ihr angesiedelten großstädtisch-dreckigen Londoner Unterweltgeschichte, entfaltet „Brügge sehen… und sterben?“ eine ganz eigenwillige, sich scheinbar widersprechende Atmosphäre, die den gesamten Film durchzieht. Gepaart mit der abstrusen und in allen Belangen rabenschwarzen Handlung, offenbart sich hier fast schleichend ein kleines unauffälliges Juwel. Und somit wären wir wieder bei Brügge, der „Perle Flanderns“.
(filmstarts)
68.
Gegen die Wand 126 P. [6 / 7]
........"Sie können Ihrem Leben auch ein Ende setzen, ohne sich umzubringen"
Deutschland, 2004
Regie: Fatih Akın / Drehbuch: Fatih Akın
Stars: Birol Ünel, Sibel Kekilli
Trailer
Und doch ist „Gegen die Wand“ weitaus mehr geworden als leidenschaftliches Filmhandwerk, vor allem weil Akin den mutigen, ambivalenten Weg wählt. Statt dem ursprünglichen Ende, das die Protagonisten in ihre Ausgangssituation zurückverfallen lassen wollte, zieht Akin ein überraschend bitteres Fazit. Er erlaubt sich ein gesundes Maß Offenheit, möchte man Kritik üben, könnte man auch sagen Unentschlossenheit: aus der rebellischen Sibel ist eine willenlose, gebrochene „Hausfrau und Mutter“ geworden, aus Cahit der geläuterte, bodenständige Ritter, der zu seinen Wurzeln zurückkehren möchte. Die Liebe, die sie einst verband, wird von beiden endgültig als rein körperliche erkannt: als sie sich endlich wiedersehen, unmittelbar wieder Sex haben und sich auf dem Balkon des Hotelzimmers von ihrer quasi-sportlichen Tätigkeit ausruhen, will Cahit auf die gemeinsame Zukunft zu sprechen kommen. Sibel hingegen entgegnet nur: „Laß uns wieder reingehen“. Weiterbumsen.
Dass Akin seine Figuren hier erkennen lässt, dass lediglich die Extreme ihrer Vergangenheit sie zusammengeschweisst hatte und nicht etwa die romantische Liebe im Geiste, wirkt zunächst irritierend, ist angesichts seiner Thematisierung von Erlösung aber konsequent: „Sie hat nen Typen und sie hat ein Kind. Sie ist aber nicht glücklich damit. Ich denke, die Konstante ist die: Alle meine Figuren sind auf der Suche. Auf der Suche nach einem besseren Leben. Aber mit Ausnahme von SOLINO scheitern alle. Oder es bleibt offen, ob sie das bessere Leben finden. Und im Ursprungsland suchen sie Erlösung. Aber die Erlösung finden sie nicht.“
Radikales, erwachsenes Liebesdrama von großer Leidenschaft
(filmspiegel.de)
67.
Training Day 127 P. [6 / 2]
........"To protect the sheep you gotta catch the wolf, and it takes a wolf to catch a wolf"
USA, 2001
Regie: Antoine Fuqua / Drehbuch: David Ayer
Stars: Denzel Washington, Ethan Hawke, Eva Mendes
Trailer
Ein durch affektiertes Schauspiel geprägter Thriller, dessen Drehbuch kaum originelle Facetten aufzeigt; die genre-immanente Spannung wird zugunsten eines überzogenen Finales verspielt.
(Lexikon des internationalen Films)
66.
King Kong 127 P. [6 / 1]
........"It wasn't the airplanes. It was beauty killed the beast"
USA, 2005
Regie: Peter Jackson / Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson
Stars: Naomi Watts, Jack Black, Adrien Brody
Trailer
Jacksons King Kong ist ein Versuch unter Aufbietung dieser Mittel all die Bilder, Ideen, Gefühle, die das Original im Kopf eines Neunjährigen losgetreten hat, auf die Leinwand zu bringen.
Der Film ist, man spürt das, eine labor of love, und das unterscheidet ihn auch durchaus wohltuend von einem Großteil des heutigen Blockbuster-Kinos. Aber er ist eben auch das Resultat einer Art religiösen Verehrung: Jackson wäre vermutlich selbst der Erste, der das Original für im Grunde unübertreffbar ansieht; am Schluss des Abspanns zieht er auch noch einmal explizit und tief den Hut vor dessen Machern. Sein King Kong ist ein bisschen wie Mel Gibsons The Passion of the Christ (freilich auf menschlich und filmhandwerklich ganz ungleich sympathischerem Level) – der originale King Kong war für Jackson ein cineastisches Damaskus, ein Erweckungserlebnis, das ihn für immer zum Kino-Gläubigen gemacht hat. Und so wie dem christlichen Fundamentalisten die Bibel selbst letztlich nie wirklich genug ist, weil sie den Außenstehenden vermeintlich nie groß und brennend genug nahebringt, was sie in seiner Seele alles auslöst, so kann Jackson auch nicht genug davon bekommen, einen mit zelotischem Eifer damit zu überschütten, was er im Evangelium nach Schoedsack & Cooper alles sieht.
Deshalb muss ihm alles dreimal so lang, dreimal so groß, dreimal so viel sein wie im alten King Kong, deshalb aber will er sich bei all dieser Multiplizierungsarbeit zugleich nie lösen von dem Original, heilig, heilig, will er all dessen Szenen (und sogar dessen Dialoge) beibehalten.
(artechock)
65.
Amores Perros 128 P. [8 / 3]
........"Weil wir auch das sind, was wir verloren haben"
Mexiko, 2000
Regie: Alejandro González Iñárritu / Drehbuch: Guillermo Arriaga
Stars: Gael García Bernal
Trailer
Amores Perros scheint der erste Klassiker des neuen Jahrzehnts zu sein, mit Szenen, die wahrscheinlich in die Geschichte eingehen werden.
(New York Times)
64.
Old School 129 P. [6 / 2]
........"Well why don't you give me your number in case anything happens to my wife"
USA, 2003
Regie: Todd Phillips / Drehbuch: Todd Phillips, Scot Armstrong
Stars: Luke Wilson, Will Ferrell, Vince Vaughn
Trailer
Nicht zuletzt durch das großartige Spiel der Darsteller ein erschütterndes Zeitdokument.
(Lexikon des internationalen Films)
63.
Slumdog Millionaire 129 P. [8 / 12]
........"Well, well. The Slumdog Barks"
UK, 2008
Regie: Danny Boyle / Drehbuch: Simon Beaufoy (adaptation of the novel Q & A (2005) by Indian author and diplomat Vikas Swarup)
Stars: Dev Patel, Freida Pinto
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»Who Wants to Be a Millionaire?« so heißt die Show, im Kino wie im Leben; und wer würde diese Frage nicht bejahen, selbst wenn es diesmal nur um Rupien geht, um 20 Millionen, umgerechnet also unter 400.000 Euro. Wie jedes gute Märchen, wie jedes Leben, ist Slumdog Millionaire eine Verlustgeschichte. Fortschritt gibt es allenfalls für ein Land und die Menschheit, nie für den Einzelnen. Ein Film, dem man ungemein viele Zuschauer wünscht – damit so etwas im Kino nicht die Ausnahme bleibt. Slumdog Millionaire mag bis zum gewissen Grad ein Fake sein, aber es ist ein schöner Fake. Ein Fake, der funktioniert. Denn er bringt alles, was Kino bringen muss. Große Oper und großes Melodram.
(Rüdiger Suchsland)
62.
Ocean's Eleven 131 P. [7 / 8]
........"It will be nice working with proper villains again"
USA, 2001
Regie: Steven Soderbergh / Drehbuch: Ted Griffin
Stars: George Clooney, Matt Damon, Andy Garcia, Brad Pitt, Julia Roberts
Trailer
Mit prächtiger Eleganz und einer ungeheuren Lässigkeit setzt Soderbergh sein erlesenes Personal in Szene. Das ist Superstar-Kino reinster Qualität. Der eigentliche Coup gerät da fast zur Nebensache, die detailbesessene Planung macht den Reiz aus. Soderbergh, der wie gewohnt als sein eigener Kameramann fungiert, zeigt das Sündenbabel Las Vegas als hochglänzendes Spielerparadies - ein Zerrbild der Wirklichkeit, aber eben grenzenlos relaxt.
(filmstarts)
61.
Avatar 132 P. [8 / 5]
........"I want this mission high and tight. I wanna be home for dinner"
USA, 2009
Regie: James Cameron / Drehbuch: James Cameron
Stars: Sam Worthington, Zoë Saldaña
Trailer
Was Cameron, der eine Fabel für alle Zivilisationen und ihre Sündenfälle erzählen will, damit aber letztendlich auch sagt, ist zu Ende gedacht: Ohne ein gewisses Überlegenheitsgefühl und die Missachtung fremder Kulturen und der Natur gibt es überhaupt keine Zivilisation.
Darum müssen jetzt die Bush-Analogien aufgefahren werden: »We will fight terror with terror.«, sagt der Böse, ein entstelltes Narbengesicht wie oft in Hollywood, damit ihn auch der Dümmste erkennt, und dann noch: »Nothing is over while I am breathing.«, ein Monster von General und gnadenloses Overacting des Darstellers. Eine zweite Figur, mehr Ausbeuter, weniger Offizier, faselt zuvor noch von Shareholders, also haben wir Armee und Wirtschaft zusammen, den militärisch-industrieller Komplex. Dann wird geballert, Flammenwerfer, die Aliens, äh Indianer kämpfen mit archaischen Mitteln gegen Technik, auch dies ein romantischer Traum, eine hübsche Schauspielerin darf sagen: »I didn't sign up fort this shit.«, dann Befehlsverweigerung üben um für den Widerstand sofort mit dem Filmtod bestraft zu werden. Der Messias weiß inzwischen »they chose me for something.«, die Hammerhai-Nilpferde kommen als Tier-Kavallerie am Schluss, dann tötet Pocahontas den Bösen, so sieht PCness a la Cameron aus, und wir wissen: Die Menschen sind Aliens in a dying world, und Avatare die Zukunft.
So ist das womöglich am Ende doch der ultimative Jungstraum, eine pubertäre Fantasy: Robinson meets Freitag, eine geile Braut, die meistens nackt herumläuft, Sommer, Sonne, Schlumpfen und keine Arbeit.
(artechock)