50+1-Regel in Deutschland - noch sinnvoll oder nicht?


Blayde

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Warum? Was habe ich davon, wenn ich nicht Fan des Vereins bin, wenn z.B. der VfB Stuttgart mit Fantastillionen in die europäische Hochklasse gehievt wird?

Weil du dann endlich hochklassigen Fußball statt eine B-Liga in Deutschland sehen könntest. Ich gucke jedenfalls außer Dortmund nur Champions League weil bevor ich mir aktuell Bochum vs. Fürth angucke, kann ich auch in der Kreisliga nebenan vorbei schauen. Denke mal, die meisten Fans sind eh eher neutral und würden gerne neben der Champions League und der WM gerne eine hochklassige Bundesliga sehen, die es aber leider nicht gibt.

Als Fan eines bestimmten Vereins hast du so oder so nur was davon, was deinen Verein betrifft. Es geht um das Produkt Bundesliga.
 

Deontay

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Wir können ja auch in China die Spiele austragen lassen, damit das "Produkt Bundesliga" wertiger bzw. globaler wird. Die Bundesliga wäre ein sehr gutes Produkt, wenn es diese Plastikvereine nicht gäbe. Kleinere Vereine runden eine Liga ab. Bochum hat es als Meister einfach verdient in der Bundesliga zu spielen (ist übrigens auch ein traditionsreicher Bundesligist) und Fürth ist eben der Spitzenreiter der ewigen zweiten Liga. Da steigt man nach drölfhundert Jahren auch Mal auf. Am besten natürlich aber Vereine wie Schalke oder den HSV mit Millionen vollpumpen damit wirklich auch die letzte Restwahrscheinlichkeit minimiert wird abzusteigen :crazy:
Man kann dann auch einfach eine deutsche Superliga einführen, die "größten" Vereine Deutschlands treten dort an und fertig. Den Rest kann man dann in der Kreisliga sich anschauen.
 

Inter Liverbach 213

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Weil du dann endlich hochklassigen Fußball statt eine B-Liga in Deutschland sehen könntest. Ich gucke jedenfalls außer Dortmund nur Champions League weil bevor ich mir aktuell Bochum vs. Fürth angucke, kann ich auch in der Kreisliga nebenan vorbei schauen. Denke mal, die meisten Fans sind eh eher neutral und würden gerne neben der Champions League und der WM gerne eine hochklassige Bundesliga sehen, die es aber leider nicht gibt.

Als Fan eines bestimmten Vereins hast du so oder so nur was davon, was deinen Verein betrifft. Es geht um das Produkt Bundesliga.

Sehe ich auch so, man muss sich mal anschauen was die DFL so an Topspielen anbietet. Diese Freitagsspiele wären gar nicht sooooo übel. Wenn nicht immer 1899, Köln und Co. dort geparkt würden. Wenn Europapokal unter der Woche war, hast ja gar nicht viel Auswahl, da bleiben nur die unteren 12-14 übrig. Diese Teams haben i.d.R. aber keine hohe Strahlkraft, außer 1-2 Teams die eine schlechte Vorsaison hatten. Dafür wird dann ein "kleiner" bitterböse in der EL verhauen.
Jetzt zu 50+1......diese Bremse muss endlich weg !!!! Die anderen Teams müssen so aufrüsten, das die Spieler gar keinen Anreiz bekommen nach München zu gehen. Macht auf die Tore auf und lasst die oberen 10 TSD stöbern in der BL.
Letztens habe ich gehört in Deutschland seien Top-Gehälter aus der PL nicht vermittelbar. Das wäre aber schade, wenn das den deutschen Vereinsfußall zum Zwerg schrumpfen lässt.
 

henningoth

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das ohne 50+1 plötzlich reihenweise Investoren in der Liga sind, die endlos Geld in die Clubs pumpen ist doch eine Illusion.
Wo sollen die Investoren alle herkommen?

In Italien, Frankreich und Spanien ist es längst nicht so strikt wie in der Bundesliga. Wo ist denn da die breite Masse an eigentlich kleineren clubs, die absolut tollen Fußball spielt und es qualitativ sowieso finanziell aufgrund von Investoren mit den Topclubs aufnehmen kann? Warum haben die ganzen willigen Investoren dort nicht bereits intensiv investiert?
Selbst in der PL wird es nach den ersten 6 enger. Da nimmt das finanzielle Gefälle auch zu.

Als ob massenhaft Milliardäre nur darauf warten endlich Bochum oder Fürth zu einer großen Fußballmacht machen zu können.... :crazy:
Viele vergessen dass Investoren in der Regel auch Geld aus dem Sport wieder rausholen wollen und nicht einfach aus Spaß Milliarden verschenken.
Und wie schwer das ist und wie wenig eine relativ große Summe bewegen kann, sieht man grad gut bei Hertha.
Deswegen sind auch die einzigen Clubs die besonders viel von externen Investoren profitieren, die die Investoren haben die ihr Image über den Fußball reinwaschen wollen und sich absolut keine Gedanken über Geld machen müssen, weil sie unendlich davon haben. Und davon gibt es nicht viele.
 
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VvJ-Ente

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Vor allem werden die Investoren bevorzugt dort Schlange stehen, wo sie sich den meisten Gewinn erwarten. Wenn 50+1 fällt, dürfen sich doch die Bayern wieder als erstes die Rosinen rauspicken und die anderen prügeln sich um die Reste. 50+1 abschaffen ist trotzdem sinnvoll, weil damit hinter den Bayern zumindest wieder annähernd ein Wettbewerb mit den Konzern"klubs" aus Wolfsburg, Salzburg und Leverkusen möglich wird.
 

PG32

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Das Problem ist doch, dass wenn 50+1 fällt, nicht irgendwelche Milliardäre aus deutschen Familienunternehmen einen Verein kaufen, um sich mit Bayern anzulegen. Leute wie hopp sind ja die Ausnahme und auch der hätte ja keinen Bundesligisten gekauft. Im besten Fall bekommt man noch ein paar Rasenballsport, aber wahrscheinlich ist, dass sich wie in Newcastle dann zweifelhafte Regierungen einkaufen, die sich damit positive Publicity erhoffen.
Das Risiko ist in Freiburg gering, aber einer der wenigen Gründe mein Bezug zum SC zu beenden, wäre wenn sie einen Investor aus so einem Land hätten. Da sehe ich lieber nur ein B-Produkt Bundesliga.
 

Savi

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Ich vermute eher, dass sich ein äußerst liquider Investor durchaus die Hauptstadt rauspicken könnte als Objekt der Begierde
 

Steigerwald

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Der US-Milliardär Chien Lee will offenbar mit seinem Unternehmen NewCity Capital als Investor in die Bundesliga einsteigen und sein Portfolio mit einem deutschen Verein vergrößern. Lee hat bereits Anteile bei fünf europäischen Zweitligisten und einem Klub aus der ersten Liga (KV Ostende aus Belgien) und besaß ebenfalls den OGC Nizza, den er 2019 mit Gewinn weiterverkaufte.

"Ich beobachte die Lage der Liga sehr genau, denn ich bin hochinteressiert daran, in den deutschen Fußball zu investieren", sagte Lee bei t-online.de, ohne dabei zu verraten an welchem Klub er genau interessiert ist. Die 50+1-Regel schreckt Lee dabei nicht ab: "Können wir uns auf eine gemeinsame Philosophie einigen, bin ich zufrieden - egal, wie viele Stimmrechte ich dann besitze", erklärte er.

 

Sofakartoffel

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Ich nutze mal diesen Thread.

Gestern schrieb ich etwas zum aktuellen Rechtsstreit rund um Martin Kind und dem Verein Hannover 96.
Hier die ursprüngliche Meldung des vorläufigen Urteils, gepostet von @tennisfun
Formal wird der Richter und Kind wohl recht haben das nur der Aufsichtsrat ihn abberufen kann. Und dafür bräuchte es eine Mehrheit, leider ist der Kind Anteil im Aufsichtsrat bei 50%.
Wenn es so in der Satzung niedergeschrieben ist.


Hier meine Eindrücke und Erläuterungen zum Rechtsstreit und wie es das Thema 50+1 betrifft.
Letztendlich ist es nur ein Zwischenergebnis. Allerdings mit dem zu erwartendem Ausgang. Denn nur ein wirklich nachvollziehbarer "wichtiger Grund" hätte die Abberufung in dieser Form gerechtfertigt, und diesen hat man offensichtlich nicht vorgelegt.
Dass die Kind-Seite nun wiederholt darauf hinweist, dass das alles mit dem Thema 50+1 ja gar nichts zu tun hätte, ist nicht verwunderlich. Denn genau das ist nämlich die spannenste Frage in dem Fall Hannover 96 im Allgemeinen und dem aktuellen Rechtsstreit im Speziellen. Der Aufsichtsrat der Management GmbH, die für die Profifussballabteilung verantwortlich ist, ist paritätisch von Seiten des Vereins und der Kapitalgeber um Kind besetzt. Demnach hat der Verein keine Möglichkeit mehr, über Stimmberechtigungen mit mehr als 50% die Geschicke des Vereins zu lenken. Anders ist das bspw. bei Hertha und anderen Vereinen in der BL, die ja auch mehr als 50% der Anteile am Verein verkauft haben, aber über eine Mehrheit im Aufsichtsrat der jeweiligen verantwortlichen Firma die Belange der Profiabteilung im Sinne des Wunschs der Vereinsmitglieder gestalten können.
Genau das ist bei Hannover nicht mehr gegeben. Kind wurde auch nie müde das zu betonen, seit das so geregelt ist.
Gilt denn dann überhaupt noch 50+1 bei Hannover? Wurde gegen Ligastatuten verstoßen?
Das ist unklar. Der Verein hat nämlich noch ein Weisungsrecht... eigentlich. Darauf bezieht sich die Vereinsseite auch im aktuellen Fall. Das Weisunsgsrecht des Vereins wurde, afaik, bisher einmal angewendet und zwar in Bezug auf die Einstellung von Mitarbeitern bei einem Gehalt über einem bestimmten Betrag (ausgenommen Spieler), womit der Verein Einfluss auf Personalentscheidungen der Management GmbH nehmen will. Dies könnte für die Geschäftsführung der GmbH selber, aber auch bei Einstellungen in sportlichen Fragen, bspw. einem Sportvorstand, der Fall sein. In Hannover wird spekuliert, ob ein Verstoß gegen diese Weisung der "wichtige Grund" sein könnte, den die Vereinsseite als Grundlage für die Abberufung Kinds anführt.

Fazit: 50+1 ist in Hannover maximal ausgehöhlt. Die Liga hatte damals nichts zu beanstanden, als es zu diesem Konstrukt kam. Ob und wie der Verein über dieses Weisungsrecht Einfluss im Sinne von 50+1 nehmen kann, ist zumindest fraglich. Wie die Management GmbH zukünftig sinnvoll arbeiten soll, wenn man zwei Lager mit grundsätzlich unterschiedlichen Interessen hat, die aber jeweils mit 50% im Aufsichtsrat vertreten sind, steht ebenso in den Sternen. Im Zweifel wird Kind darauf setzen, als Geschäftsführer nicht abberufen werden zu können, weil seine Leute im Aufsichtsrat das verhindern werden. Er also quasi weiterhin machen kann, was er will.
Für Fussballdeutschland ist dieses ganze Theater eben deshalb durchaus relevant.

Nun habe ich über Max-Jacob Ost auf Twitter erfahren, dass auf der DFL-Generalversammlung neues zu dem Thema am Rande erwähnt wurde. Hier Auszüge aus dem SPOX-Artikel
DFB-Präsident Bernd Neuendorf nutzte die Generalversammlung für einen energischen Appell beim Dauerstreitthema 50+1. Er sehe bei einer Abschaffung "keine Erfolgsgarantie. Ein rein kapitalgetriebenes Event würde die Bundesliga zu einem Spielball der Investoren machen", sagte er. Dies sei weder "wünschenswert noch vermittelbar" und lasse sich "mit den historischen und sozialen Wurzeln des Fußballs in Deutschland nicht vereinbaren".

Der Austausch über die in diesem Zusammenhang vom Kartellamt angeprangerten Sonderregelungen von Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg und der TSG Hoffenheim dauert derweil an. Man sei "in intensiven Gesprächen, um die Ausnahmegenehmigung zu legitimieren", sagte Hopfen. Bezüglich einer strategischen Partnerschaft mit einem Investor habe die Versammlung noch keine finale Entscheidung getroffen.
Vor allem der zweite Absatz mit den Zitaten von Frau Hopfen lässt aufhorchen.
Zur Erinnerung: Das Kartellamt hat letztes Jahr die 50+1 Regelung als aus seiner Sicht bedenkenlos eingestuft. Allerdings rügte es die Ausnahmen, welche für Leverkusen, Hoffenheim und Wolfsburg gelten. Hier ein SZ-Artikel zu den Einlassungen des Kartellamts (nach 3-jähriger Prüfung).
Auszüge:
Das Kartellamt moniert diese Ausnahmeregeln nun jedoch massiv. Die Umsetzung der eigentlichen Ziele sei so nicht mehr einheitlich gegenüber sämtlichen Klubs gesichert. "Hierdurch entstehen Zweifel an der Eignung der Gesamtregelung zur Organisation eines sportlich fairen, vereinsgeprägten Wettbewerbs", heißt es in der Stellungnahme: "Wenn einigen Klubs größere Möglichkeiten zur Einwerbung von Eigenkapital zur Verfügung stehen als anderen, dürfte dies nicht zur Ausgeglichenheit des sportlichen Wettbewerbs beitragen, sondern ihn eher verzerren."
Später hat sich dann die DFL dazu geäußert. Sie hatte die Prüfung durch das Kartellamt selbst beauftragt, um die Rechtssicherheit der Regel, welche 3 Jahre zuvor noch von den Mitgliedern per Abstimmung bestätigt wurde, prüfen zu lassen. Aus dem Sportschau-Artikel zur Reaktion der DFL zitiere ich den Präsidenten des Bundeskartellamts wie folgt:
"Die 50+1-Regel ist für uns nicht zu beanstanden. Sie wird aber mit der Förderausnahme mit einem Mal in Gänze beseitigt. Also es gibt nur heiß oder kalt, hopp oder top." Mundt hatte deshalb eine sachliche Debatte aller Beteiligten empfohlen, und Lösungsvorschläge seitens der DFL eingefordert: "Der Ball liegt jetzt ganz eindeutig im Feld der DFL. Es gilt, Lösungen aufzuzeigen, wie man diese Gesamtregel, also 50+1 und die Ausnahmen, kartellrechtskonform gestalten kann."

Den letzten zitierten Satz will die DFL also nun angehen. Man möchte die 3 Konstrukte in der Liga halten. Im Sportschau-Artikel wurde schon (mMn hanebüchen) seitens der DFL dafür argumentiert, nun sollen Regelungen geschaffen werden, um das mit den Vorgaben des Kartellamts in Einklang zu bringen.
Weshalb geht es dabei nur um die drei genannten, fragt ihr euch? Was ist mit Leipzig? Nun, die mögen zwar sportlich gesehen am unfairsten agieren, stellen aber rein formell keine Ausnahme von 50+1 dar, weil sie es mit ihrer Peversion eines Vereinsgebildes schaffen, den "Verein" komplett zu kontrollieren und somit den Grundgedanken von 50+1 ad absurdum zu führen. Allein die kleineren Umstände bei diesem Weg dorthin sowie die "lange" Wartezeit bis zur Erreichung der Spitze des Profifussballs, dürften dazu führen, dass andere Investoren nicht Leipzigs Beispiel folgen. Natürlich auch, weil es attraktivere Ziele als die Bundesliga gibt.

Fazit: Die Fragen rund um die Ausnahmen von 50+1, sowohl auf die drei genannten bezogen, als auch auf Konstrukte wie bei Hertha, Augsburg und vor allem Hannover, sind weiterhin ungeklärt und lassen das kartellrechtlich eigentlich wasserdichte 50+1 doch instabil wirken. Umso spannender sind demnach die Entscheidungen dazu, sowohl seitens der Gerichte, als auch seitens der DFL.

Weitere Themen der DFL-Generalversammlung:
Watzke wurde einstimmig (35 Ja, eine Enthaltung) als Aufsichtsratsvorsitzender wiedergewählt.
Besonders spannend war aber auch der zweite von mir oben zitierte Satz von Donata Hopfen. Dabei geht es um eine Investorenbeteiligung an der DFL selber, bzw. ihrer Tochterfirmen (bspw. zur Auslandsvermarktung). Das kann dann bspw. in Werbeverträgen zu Namensrechten der Liga münden. Zudem würden böse Zungen behaupten, dass es weiteren Druck hinsichtlich einer Gewinnmaximierung der Liga selbst bedeuten könne. Aus anderen Ligen bekannte Konzepte sind: weitere Pokalwettbewerbe, Spiele im Ausland (Supercup in Saudi-Arabien) u.ä.
Das sind aber eher Themen für einen anderen Thread.

Insgesamt habe ich das Gefühl, dass das Thema 50+1 kaum noch Interesse weckt. Alle scheinen sich ihre Meinung dazu gebildet zu haben, was in der breiten Masse wohl eher auf oberflächlichen Erkenntnissen beruht. Zudem scheint es stark mit der sportlichen Einseitigkeit zusammenzuhängen, wie man sich dazu positioniert. Für mich gehen dabei viele Aspekte der Debatte verloren.
Was sagt ihr zum Thema allgemein und zu den aktuellen, von mir hier angesprochenen, Entwicklungen im Speziellen?
 
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le freaque

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So ganz große Überraschungen sind halt nicht dabei.
Fazit: Die Fragen rund um die Ausnahmen von 50+1, sowohl auf die drei genannten bezogen, als auch auf Konstrukte wie bei Hertha, Augsburg und vor allem Hannover, sind weiterhin ungeklärt und lassen das kartellrechtlich eigentlich wasserdichte 50+1 doch instabil wirken. Umso spannender sind demnach die Entscheidungen dazu, sowohl seitens der Gerichte, als auch seitens der DFL.
Natürlich sind die drei Ausnahmen an sich nicht mit 50+1 in Einklang zu bringen, ebensowenig RB. Ich kann mir auch keine wirkliche Regelung vorstellen, mit der man das legitimieren und gleichzeitig an 50+1 festhalten will/kann. Und eben darum lässt man zu, dass der Gedanke, der hinter 50+1 steht, nämlich dass die Vereine samt Mitgliedern die letzte Entscheidungshoheit haben (was im Übrigen per se nicht gegen Investoren spricht, nur gegen das Ausmaß) mehr und mehr durch verschiedenste Konstrukte ausgehöhlt wird - und das Grundprinzip als bloßer Schein weiter vor sich her getragen werden kann...ganz nah am Puls der Basis natürlich.

Das hat man bei DFB und DFL aber letztlich schon immer so gehandhabt. Fortuna Köln, Wattenscheid, Homburg, Bayer Uerdingen, KFC Uerdingen, 1860...wenn sich jemand einen Verein komplett unter den Nagel reißen wollte, wurden doch schon immer sämtliche Augen zuegkniffen, das ist nun nicht neu. Im Amateurlager ist das eh Usus.

Persönlich finde ich, dass die "de facto Übernahmen" mit windigen Konstrukten den Vereinen noch viel mehr schaden, als tatsächlich "saubere" Echt-Übernahmen. Diese konstruierten Geschichten wie Hertha und 96, potentiell Augsburg (und bei Annahme des Kühnedeals wäre es beim HSV ganz genauso gelaufen) schaffen zusätzlich auch noch Korruption, Günstlingsposten und Intrigen im Konstrukt selbst und machen den Verein nicht nur abhängig, sondern torpedieren auch noch jede Chance auf Seriösität und sportlichen Erfolg. Lose-Lose-Lose.

Es ist aus meiner Sicht nicht entscheidend, ob man 50+1 abschafft oder beibehält, sondern dass man endlich mal klare Regularien schafft, die dann auch wirklich für alle gleich gelten. Es gibt sehr gute Argumente für 50+1, die mir persönlich auch eher nahe sind. Es gibt aber auch gute Argumente mit Blick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit, mehrheitliche Übernahmen zuzulassen. Nur müssen beide Wege transparent und für alle gleich ausgekleidet und mit haargenauen Regeln ausgestattet sein.
Diese Unterwanderungssche*ße mit immer neuen Ausnahmen ist noch viel schlimmer als das eine oder das andere. Egal, ob man sich nun Purist, Romantiker, Kapitalist oder Spitzensportfan oder Hauptsache-am-WE-saufen oder Dingsbums-bis-in-den-Tod nennt: das, was jetzt läuft, ist doch nun die allerblödeste Lösung von allen.
 

tennisfun

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Das Thema Mittel und Möglichkeiten beschäftigt in diesen Wochen und Monaten auch die DFL, konkret: Die Liga ist vom Bundeskartellamt aufgefordert worden, sich zu äußern, wie sie bezüglich 50+1 künftig mit Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim umgeht. "Das Bundeskartellamt", bestätigt Präsidiumsmitglied Göttlich, "fordert ein, dass die DFL darlegt, wie mit den Ausnahmeklubs - und für mich sind es mit RB Leipzig derer vier - umgegangen wird. Das wurde bislang nicht so angepackt, dass es das Bundeskartellamt befriedigt. Fakt ist: Diese vier Vereine sind Systemsprenger. Dabei geht es um diverse Fragen: Wie wird Mitgliederpartizipation gelebt? Wie gibt es einen finanziellen Ausgleich für den finanziellen Vorteil, den diese Klubs genießen? Wir müssen jetzt schnell eine Regelung finden. Im Moment ist es eine Wettbewerbsverzerrung, das ist Fakt."
Heute muss man ja schon froh sein wenn es sich noch jemand traut das Thema anzusprechen. (y)
 
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theGegen

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Heute muss man ja schon froh sein wenn es sich noch jemand traut das Thema anzusprechen. (y)

Der Boss von Bayer hat sich getraut und dabei keinen guten Eindruck hinterlassen:

Ein böser Artikel folgte:


Wer im Glashaus sitzt, sollte vielleicht nicht unbedingt mit Steinen um sich werfen.
 

Steigerwald

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Wieso lässt man den Vereinen nicht die freie Entscheidung, ob sie einen Investor wollen oder nicht? Das hat schon etwas von linker Bevormundung.
 

Sofakartoffel

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Dietmar Hopp will auf seinen Sonderstatus bei dem Kraichgauer Bundesligisten verzichten und seine Stimmrechtsmehrheit an der "TSG Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH" wieder an den Verein zurückgeben. Wie der kicker erfuhr, ist damit jedoch kein Rückzug des 82-Jährigen verbunden.

Ich antworte mal hier, weil das sehr gut zu einem Thema passt, was leider immer noch nur in einer kleinen Bubble relevant scheint, nämlich 50+1 und die neuesten Entwicklungen rund um das Kartellamt. Zieht man diese in Betracht, ist das Vorgehen Hopps keineswegs als "überraschende Wende" zu bezeichnen.

50+1-Regel - Lösung in Sicht? (Sportschau-Link)

Die DFL hat zusammen mit den "Werksvereinen" (zu denen komischerweise auch Hoffenheim zählt) einen Vorschlag bei der DFL eingereicht, wie deren Ausnahmen von 50+1 legitimiert werden können und gleichzeitig die Regel zukünftig bestand haben kann.
Zur Erinnerung: Das Bundeskartellamt hatte die Ausnahmen der drei Konstrukte als nicht wettbewerbskonform gerügt und zum Handeln aufgefordert.
Der Vorschlag der DFL und der Werksvereine sieht wie folgt aus (Angaben frei zitiert aus dem oben verlinkten Artikel):

1. Vertreter der Muttervereine (e.V.) sollen fest in den Gremien der Werksklubs etabliert werden. Das Bundeskartellamt hatte kritisiert, dass der Einfluss des Muttervereins bei den drei genannten Klubs auf "null" begrenzt werden könne.
Ob die Vertreter der Muttervereine dann auch die Mehrheit in diesen Kontrollgremien stellen sollen und somit Entscheidungen auch gegen die Eigentümer treffen können, bleibt allerdings unklar. Das aber ist der eigentliche Kern der 50+1-Regel. Denn bei anderen Bundesliga-Klubs, die über Anteilseigner verfügen, haben generell die Vereinsvertreter das Sagen. Selbst dann, wenn die Mehrheit der Anteile an der ausgegliederten Profi-Gesellschaft in den Händen von Investoren liegt.

2. Die Bilanzen der Werksvereine müssen ausgeglichen sein. Damit soll der anhaltenden Kritik Rechnung getragen werden, dass etwaige Verluste der FörderKlubs durch die Eigentümer beglichen werden können. Ein Wettbewerbsvorteil gegenüber den anderen Bundesligisten.

3. Zukünftig sollen dann auch keine weiteren Ausnahmen von der 50+1-Regel mehr genehmigt werden. Eine Übernahme nach 20 Jahren erheblicher und durchgehender Förderung wäre dann anders als bisher nicht mehr möglich. Dies würde zum Beispiel Rasenballsport Leipzig betreffen, wo nach der derzeitigen Regel die Red Bull GmbH als Investor RB 2029 auch offiziell als Eigentümer übernehmen könnte.

Mein Fazit: Ein Kompromiss, mit dem ich leben könnte, weil die Verbannung der 4 Clubs (Red Bull hat ja einen perfideren Weg gewählt, der deswegen vorerst nicht zur Debatte stand) leider unrealistisch ist.
Sollte das weitere Ausnahmen verhindern, könnte man immer noch die Hoffnung haben, dass die Konstrukte irgendwann von selbst verschwinden, warum auch immer.
50+1 verhindert Zustände wie in den anderen großen Ligen und stellt, zusammen mit der einzigartigen Fankultur in Deutschland die Besonderheit der Bundesliga und den großen Vorteil gegenüber den anderen Ligen dar.
Die Ungleichheit in der Liga und im internationalen Vergleich lässt sich auch mit einer Aufhebung von 50+1 nicht beheben, dafür braucht es andere Wege.
Man wird nicht alle Entwicklungen damit aufhalten können, aber man darf die Hoffnung haben, dass gewisse Zustände nicht so bald eintreten werden.

Edit: Der Bezug zu Hopps Vorgehen:
Er ginge mit der Rückgabe der Stimmanteile an den Verein "nur" einen Schritt weiter als der gemeinsame Vorschlag der DFL und der Werksvereine ohnehin vorsieht. Wie genau die Stimmenmehrheit des Vereins dann aussieht und wie viel Einfluss Hopp tatsächlich abgibt, ist damit noch nicht gesagt, falls das überhaupt so geschieht.
Es bleibt aber festzuhalten, dass sich bei dem Thema gerade ordentlich etwas bewegt. Sollten die Muttervereine in allen 3 Fällen tatsächlich die Stimmenmehrheit erlangen und das dann auch ähnlich wie bei allen anderen Vereinen reell umgesetzt werden, dann wäre das eine de facto Abkehr von den Ausnahmen und zwar eine endgültige. Das wäre natürlich der Optimalfall, an den ich aber nicht glaube.
So oder so muss dann immer noch eine Beendigung der Machenschaften Red Bulls auf der Agenda bleiben.
 
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