- Beiträge
- 9.903
- Punkte
- 113
Es ist ja eher das Gegenteil der Fall: Rahman ist näher an Pove als Briggs an VKlitsch - zumindest in der Beurteilung vor dem Kampf. Denn so mancher Kampf relativiert die Beurteilung im Vorfeld. Adamek-VKlitschko war ein totales Mißmatch. Und bei Briggs-VKlitsch hatte mich Briggs mit seiner Standfestigkeit und für ihn guten Defense überrascht. Der Briggs-Kampf war somit für mich unterhaltsamer als der Adamek-Kampf. Da Ranglisten und Herausforderungsberechtigungen im Profiboxen sehr willkürlich gehandhabt werden, bin ich mit der Bewertung "berechtigte Ansetzung" sehr vorsichtig.
Halte ich für problematisch. Briggs hat sich über zwölf Runden verprügeln lassen. Das funktionierte, weil Vitali keine große One-Punch-Knockout-Power hat, weil seine Ecke sich nicht für die Gesundheit des Boxers interessierte und weil Briggs gut einstecken kann. Bei Adamek sah das bei den letzten beiden Punkten anders aus. Man mag den einen Kampf dem Anderen vorziehen, für mich ist das sinnfreie Verprügeln substanziell unterlegener Gegner nicht so interessant. Davon völlig unabhängig ist die Frage der Berechtigung einer Ansetzung zu beantworten. Wenn sich ein Boxer wie Adamek das Recht auf die Herausforderung erboxt hat, dann soll er seine Chance bekommen - auch dann wenn er von vorne herein substanziell unterlegen ist. Ob der Kampf dann noch interessant ist, ist natürlich eine andere Frage. Für vom Verband angesetzte Pflichtverteidigung kann und darf man den Weltmeister nicht kritisieren, es sei denn er hat nachweislich an der Ranglistenpositionierung des neuen Pflichtherausforderers etwas gedreht. Bei einer freiwilligen Verteidigung sieht das anders aus. Für die Gegnerwahl in diesem Fall muss sich der Weltmeister immer rechtfertigen. Im Fall Briggs gab es da zunächst zwei Fragen:
1. Ist der Gegner durch Vorleistungen berechtigt, um den Titel zu boxen?
2. Sind keine anderen Boxer in der Rangliste frei, die berechtigter sind, um den Titel zu boxen und wurde diesen jeweils ein Angebot gemacht, das abgelehnt wurde.
Frage 1 war bei Briggs mit Nein zu beantworten, Frage 2 meiner Kenntnis nach mit Ja. Man kann daher diesen Kampf akzeptieren, wenn man nicht zugleich der Auffassung ist, dass ein WM besser gar nicht freiwillig verteidigt, d.h. besser gar nicht boxt, anstatt einen unwürdigen Gegner zu boxen, weil kein würdigerer Herausforderer verfügbar ist.
Wenn man letzterer Meinung ist, konnte man Vitali vs. Briggs niemals akzeptieren. Bei Povetkin gegen Holyfield bzw. Rahman muß man sich diese Frage unabhängig von der Frage der Wertigkeit dieses WM-Titels gar nicht erst stellen, da man Frage 2 schon eindeutig mit Nein beantworten muss, egal wie konfus nun die WBA-Rangliste ist.
Cedric Boswell hat seit seiner Niederlage gegen Jameel McCline viel Laufkundschaft und nur wenige gute Namen im Kampfrekord. Er ist schon recht alt und stellt eine sehr überschaubare Herausforderung da. In Anbetracht der völligen sportlichen Bedeutungslosigkeit von Povetkins Titel kann ich Boswell akzeptieren - in Begeisterung versetzt mich diese Ansetzung nicht.
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: