Ohje, einige reden mal wieder komplett an der Sache vorbei, weil sie die Denkweise der Promoter mit der Denkweise des Trainers vermengen.
Es ist eben nicht die Aufgabe des Trainers, seinen Schützling in einen Titelkampf zu bugsieren, sondern dafür zu sorgen, dass sein Mann da möglichst heil und erfolgreich wieder rauskommt. Atlas sieht Povetkin jeden Tag und erklärt nun, dass der Kampf zu früh kommt.
Er rechtfertigt das damit, dass sich die Frage, ob Titelkämpfe zu einem bestimmten Zeitpunkt sinnvoll sind oder nicht, nicht am Alter und an der Ranglistenposition des Boxers entscheiden lassen. In seinen Augen ist Povetkin noch zu unerfahren.
Povetkin wiederum hat seinem Coach gesagt, dass er ihm in dieser Frage völlig vertraut - und im Nachhinein schließlich zugegeben, dass er sich noch nicht bereit für den Kampf fühlt. Außerdem musste Povetkin in diesem Jahr einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen.
Was genau ist denn an einer Entscheidung, die der Trainer mit seinem Boxer gemeinsam unter vier Augen fällt und dann auch noch genug Eier besetzt, diese Sache einer wenig sensiblen, dünnhäutigen und kritischen Öffentlichkeit mitzuteilen, lächerlich oder gar feige? Im Grunde hat Atlas nur gewissenhaft seinen Job gemacht.
Die folgenden Kämpfe haben übrigens die einleuchtende Funktion, die Trainingsinhalte (Atlas trainiert nach einem etwas eigenen System) in Wettkampferfahrung umzumünzen. Povetkin wird auch wieder bessere Gegner boxen, und es ist völlig richtig, ihn nicht einer blutgeilen Meute zu opfern, die vom heimischen Rechner aus entscheiden möchte, was gut und was schlecht für ihn ist.
Roberts hat's schon gut gesagt.