Der Reihe nach: Liensberger entschloss sich nach der abgelaufenen Weltcup-Saison zu einem Ski-Wechsel von Rossignol zu Kästle.
Kästle selbst produziert jedoch keine eigenen Skischuhe, weshalb ein anderer, dem Austria Ski Pool zugehöriger, Skischuh-Ausstatter gefunden werden muss bzw. schon längst hätte gefunden werden müssen.
Das Sommer-Trainingslager in Neuseeland absolvierte Liensberger bereits auf Kästle-Skiern und wie bisher auch mit Skischuhen des Herstellers Lange. Lange gehört jedoch zum selben Konzern wie Rossignol, also jener Ausrüsterfirma, der Liensberger skitechnisch den Rücken gekehrt hat. Rossignol möchte die seit ihrer Jugend ausgerüstete Athletin nach deren Weggang nun nicht mehr nur mit den zum Konzern gehörenden Lange-Schuhen ausrüsten. Liensbeger steht aktuell also ohne Skischuhe da.
Ein Szenario, das sich laut Reinhold Zitz bereits im Sommer abgezeichnet hat. „Präsident Peter Schröcksnadel, Toni Giger (ÖSV-Sportdirektor, Anm.), ich – wir alle haben Katharina schon BEVOR sie den Kästle-Vertrag unterschrieben hat gesagt, dass sie die Skischuh-Situation abklären muss“, erklärt Zitz.
Hat sich Liensberger in dieser Hinsicht zu sehr auf Kästle verlassen? Hat die Traditionsmarke, die nach 22 Jahren Pause in den Ausrüster-Pool zurückgekehrt ist, die Situation vielleicht etwas falsch eingeschätzt? Beide Seiten haben sich wohl darauf verlassen, dass es ausreicht, wenn Kästle Skischuhe eines Anbieters bereitstellt, der dem Austria Ski Pool angehört.
Zitz bezeichnet Liensbergers Vorgehen als "ungeschickt". „Die Frist (für den Materialwechsel, Anm.) ist am 15. August abgelaufen. Man muss sich dann schon auch mal einen Plan B und Plan C überlegen, aber sie hat sich da verrannt. Jetzt sind die Abzweigemöglichkeiten immer weniger geworden.“
Nachdem der Skischuh-Hersteller Dalbello nach anfänglichen Verhandlungen doch wieder zurückgezogen hat, bleibt Liensberger praktisch nur noch eine Option: Ihren Vertrag mit Kästle aufzulösen und zu Rossignol zurückzukehren. Andernfalls wird sie für die kommende Weltcup-Saison gesperrt.
„Rossignol würde sie zum jetzigen Zeitpunkt immer noch nehmen, was enorm tolerant ist. Die könnten auch sagen, die haben genug und lassen sich das nicht mehr bieten“, so Zitz.
Von Seiten des Austria Ski Pool wäre eine Rückkehr zu Rossignol ohne Probleme möglich. Für Liensberger wohl leichter gesagt als getan, müsste sie doch ihren Vertrag mit Kästle auflösen, was wiederum finanzielle Konsequenzen nachziehen könnte.
ÖSV-Hoffnung droht nach Material-Wechsel Sperre. Zeit läuft, Schaden ist angerichtet:
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