es war halt wirklich so: eigentlich ganz gutes Tennis in beiden Sätzen (das ist ja auch nicht sein größtes Problem), aber man konnte fast die Uhr stellen, wann es ihn erwischt. Im zweiten Satz war er in jedem Aufschlagspiel Musettis dran und je länger es dauerte, desto klarer wurde mir: er wird seins zum 4_5 oder 5_6 verlieren. Und so kam es dann auch.
Es gibt immer Phasen, wo Zverevs Mindset auch zu seinem Spiel passt und dann ist er auch wirklich Top 3 in der Welt. Meistens dann, wenn er keinen Druck hat oder sich keinen macht. Will er irgendwas unbedingt erreichen, sackt er mental auf Platz 100 ab. Das ist so, seit er als echter GS-Contender gilt und das bekommt er einfach nicht auf die Reihe. Und auch das ist nunmal ein Talent, in allen Sportarten: Druck aushalten, vor allem in sich selbst den Druck in positive Energie umleiten. Das ist nicht allen gegeben, eigentlich nur den Wenigsten - aber die gewinnen dann eben die großen Titel.
Manche haben das einfach in sich (wie damals Becker), andere lernen das durch Input von außen. Zverev hat das nicht in sich und verbleibt trotzdem in seiner Familienblase. Das ist eben einfach keine gute Kombination, um dahingehend echte Fortschritte zu machen. Das ist nicht schlimm, Platz 3 bis 5 in der ganzen Welt ist ja trotzdem eine absolute Weltklasseleistung (es gibt kaum eine Sportart, wo ein Deutscher auf diesem Niveau ist). Aber es ist eben schade, weil jeder weiß, dass die paar Prozent zur Spitze eigentlich drin wären.