Bin gerade auf Mallorca im Urlaub und haben heute einen Ausflug nach Manacor gemacht. Da habe ich mir natürlich nicht die Chance nehmen lassen, kurz bei der Rafa Nadal Academy und auch dessen Museum vorbeizuschauen. Und wie es der Zufall so will, ist in dieser Woche noch ein Challenger-Turnier auf der Anlage.
Spielbeginn war erst um 16:00 und wir sind dann bis um etwa 19:30 auf der Anlage geblieben, ehe unser Bus zurückging. Die vier bespielten Plätze lagen alle beisammen, so sind wir - bzw. eher ich, mein Kollege interessiert sich nicht wirklich für Tennis
- immer ein wenig rotiert, sodass wir meist zu den spannenden Phasen am Platz waren.
Die Anlage ist wirklich sehr schön, der Center Court im Boden „versenkt“, dass man auch vom normalen Weg wunderbar auf den Platz sieht. Violas Sieg gegen Broady kam doch ziemlich überraschend. Es sah lange danach aus, als könne der Brite das Match noch drehen und lag im dritten Satz auch schon mit Break vor, eher der Italiener mit dem schwachen Service noch einmal aufdrehen konnte. Das Match war geprägt von vielen schier endlosen Ballwechseln. Broady schien mir doch relativ Mühe mit dem Slice von Viola gehabt zu haben.
Danach kam wohl - aufgrund des grossen Namens - das Highlight des Tages: Fernando Verdasco. Konnte leider nur den ersten Satz sehen, bevor wir gingen. Eigentlich sollte er gegen Watanuki spielen, der hat aber kurzfristig abgesagt. Als LL kam Moreno de Alboran (man hört es, er spielt für Amerika) zum Handkuss. Frische 24 Jahre alt und durchaus mit guten Anlagen, aber auch einigen Schwächen. Top 200 und damit GS-Quali traue ich ihm zu, für mehr wird es wohl eher schwierig. Verdasco merkt man das Alter schon langsam etwas an, da fehlt mittlerweile etwas die Spritzigkeit und die Beweglichkeit. Er macht es gegen Spieler wie Moreno de Alboran aber halt noch mit Erfahrung wett. Ich bin gespannt, wie er sich gegen gefährlichere Gegner schlägt.
Auf den Nebenplätzen war doch auch recht was los. Mein erster Fokus lag auf Marcelo Tomas Barrios Vera, einen interessanten Chilenen. Hatte gar nicht auf dem Schirm, dass der so gross ist. Dementsprechend sehr starker Service, war aber heute auch viel am stänkern. WC-Inhaber Nicolas Alvarez Varona (20 Jahre, ATP 504) hat ihn vor unerwartete Probleme gestellt. Der Spanier ist für mich auch etwas die Neuentdeckung des Tages. Gute Anlagen mit einem tollen Service und guten Grundschlägen, aber auch leichten Schwächen im athletischen Bereich. Letzte Woche gewann er ein M25 in Santander, heute diese tolle Leistung gegen Barrios Vera. Den kann man durchaus im Auge behalten.
Bei Kamke gegen Rola habe ich die Startphase mitgenommen, habe mich aber eher auf Rola fokussiert. Der ist zwar auch schon 30 und dementsprechend lange auf der Tour, aber ich habe nie wirklich viel von ihm gesehen. Man sieht schon die Skills, weshalb er einen tollen Frühling/Frühsommer gehabt hat. Man sieht aber auch, weshalb er dort steht, wo er momentan rangiert ist. Kamke gewann letztendlich mit 6:4 und 6:4. Dürfte ihm nach sieben Niederlagen in Folge sicherlich auch gut tun.
Geerts gelang gegen Ito die kleine Überrasch und haut den Japaner nach verlorenem Startsatz doch noch aus dem Turnier. Der Qualifikant hat ein hübsches Spiel, kommt mehr über die Präzision und Schlagwahl. Wirklich Power bekommt er (abgesehen vom Service) nicht wirklich in die Schläge, dafür verteilt er die Bälle wirklich gut. Er ist halt mittlerweile auch schon 26-jährig, die grossen Sprünge kommen da wohl nicht mehr. Bei ihm denke ich auch, dass ein Sprung in Ranking-Regionen, wo er die GS-Qualis spielen kann, möglich sein wird. Ito hatte heute vor allem Mühe mit dem Service. Auch ansonsten gab es nicht so viel, dass die Hoffnung weckt, dass er sich noch einmal nach vorne spielt.
Last but not least: ich mag Zielinski irgendwie. Starker Service und durchaus der Versuch, ein variables Spiel aufzuziehen. Im Doppel hat er schon vereinzelte Erfolge feiern können, im Einzel hapert es noch etwas. Er versucht es halt immer wieder mit der Brechstange und verkrampft sich dadurch so ziemlich. Zielinski versucht es immer wieder mit Netzangriffen, wo er auch wirklich ein feines Händchen beweist.
Alles in allem waren es sehr angenehme 3.5 Stunden. Tolle Matches und schönes Wetter auf einer wirklich hübschen Anlage. Challenger-Turniere haben natürlich einen eigenen Charme, weil alles etwas kleiner und familiärer ist. Beim Match von Kamke sassen beispielsweise Ofner und Härteis zwei Meter neben mir und beim indischen Doppel Balaji/Ramanathan konnte man beim Aufwärmen fast schon mitmachen.