Ich möchte noch ein paar Damen-Matches aus der ersten Runde hervorheben, bevor morgen die Partien der zweiten Runde losgehen:
Die grösste Überraschung, ich wage schon fast das Wort Sensation in den Mund zu nehmen, stammt aus der Ukraine, hört auf den Namen Marta Kostyuk und ist gerade einmal 15-jährig. Die amtierende Juniorinnen-Siegerin der Australian Open ist mit einer Wildcard in die Quali gekommen und hat diese nach Siegen gegen Rodionova, Seguel und Krejcikova schon überraschend überstanden. In der ersten Runde hat sie nun Shuai Peng, nichts weniger als die 28. der Weltrangliste, ehemalige US Open-Halbfinalistin und fast 500 Ränge vor Kostyuk (521.) rangiert, bezwungen, nein, regelrecht deklassiert. 6:2 und 6:2 in weniger als einer Stunde und einem MO im ersten Satz. Ihr Spiel ist schon unglaublich reif mit einem tollen Aufschlag, gegen WC Rogowska dürfte sie zudem auch gute Chancen haben.
Einen weiteren Paukenschlag erlebten wir direkt zu Turnierbeginn, als Belinda Bencic nun auch die zweite der Williams-Schwestern schlagen konnte, nachdem sie zuvor in drei Anläufen keinen Satz gegen Venus gewinnen konnte. Das Ganze geschah auf eine unglaublich überzeugende Art und Weise, denn Venus spielte nicht schlecht. Die Operation war für sie wohl das genau richtige, auch die Zusammenarbeit mit ihrem Trainer scheint zu harmonieren. Sie macht vor allem in Sachen Taktik einen weitaus gereifteren Eindruck. Der Draw für sie ist bis zum Achtelfinale recht dankbar. In der zweiten Runde wartet Luksika Kumkhum, der zwar die AO jeweils behagen, aber schlichtweg die Qualität fehlt, in der dritten Runde dann Martic oder Begu, gegen welche sie in dieser Verfassung auch klare Favoritin ist.
Die beste Leistung von den Top-Cracks zeigte für mich Sharapova. Das war abgesehen von einem kleinen Durchhänger zu Beginn des zweiten Satzes schon beinahe die pure Domination gegen Maria, die sich auf schnellen Plätzen ja durchaus wohl fühlt. Die Russin hat gefühlt alles getroffen und dies mit einer unglaublichen Länge und Präzision. Bitter für Kerber, dass sie ausgerechnet eine mögliche Gegnerin für die dritte Runde ist. Das könnte aber ein grandioses Match werden.
Wer mir von den jungen Spielerinnen imponiert hat (nebst Kostyuk vor allem) ist Destanee Aiava. Beherzer Auftritt gegen Halep, schade hat sie den ersten Satz nicht über die Zeit gebracht, wäre spannend gewesen, wie die Rumänin danach reagiert hätte. Ich hoffe, dass wir 2018 mehr von ihr hören, sie schürte zu Beginn des letzten Jahres schon grosse Hoffnungen. Ihr erstes Grand Slam-Match konnte im dritten Anlauf auch Marketa Vondrousouva gewinnen, von wessen Spielweise ich bekanntlich doch angetan bin.
Ein tolles Match haben Ash Barty und Aryna Sabalenka abgeliefert, für mich nebst Williams - Bencic sowieso die spannendste Affiche gewesen. Barty beeindruckt mich immer wieder mit ihrer Technik und erstaunt, wie stark sie trotz ihrer geringen Körpergrösse aufschlagen kann. Von Sabalenka habe ich seit dem Fed Cup gegen die Schweiz kaum noch was gesehen, obwohl ich eine hohe Meinung von ihr habe. Die war aber fast nicht mehr wiederzuerkennen. Die hat dort noch einen alles andere als austrainierten Eindruck gemacht, da waren ein paar Fettpölsterchen zu sehen. Diese sind definitiv Vergangenheit. Was mir an ihr gefällt, ist die Tatsache, dass sie trotz der überlegenen Körpergrösse und der unglaublichen Power alles andere als nur Hau drauf ist. Für mich ein heisser Kandidat für die Überraschung des Jahres 2018.
Die grossen Enttäuschungen sind einmal mehr die Damen Mladenovic und Stephens, wobei dies auch nicht mehr sonderlich überraschend ist. Mladenovic muss nun langsam dringend anfangen zu liefern, denn ihre erste Hälfte 2017 war stark. Ansonsten geht es im Ranking so schnell wieder runter wie es im vergangenen Jahr hoch ging. Stephens hat seit den US Open sämtliche Matches verloren, es gibt aber auch dankbarere Lose als Shuai Zhang, die sich an den Australian Open sowieso wohl fühlt.
Noch ein paar nette Matches aus Runde 2:
Halep - Bouchard (Halep angeschlagen am Knöchel, Bouchard mit einem guten Auftritt gegen Dodin - könnte ein ordentlicher Match werden)
Sharapova - Sevastova (Die Russin wie angesprochen mit starker Leistung, Sevastova kann immer unangenehm werden)
Gavrilova - Mertens (Die Belgierin spielt gerne auf schnellen Hardcourts, Gavrilova eine zähe Gegnerin)
Cornet - Görges (Cornet kann immer für eine Überraschung sorgen, wenn sie in einen Flow kommt)