Es ist tatsächlich sehr interessant, wie sich Football / NFL parallel zu Basketball / NBA in Deutschland entwickelt hat. Abseits meiner Basketball-Bubble hat sich vor 20 Jahren keine Sau für US-Sports interessiert. Klar, Jordan und Shaq kannte man, Rest uninteressant. Hat sich im Basketball nur unwesentlich weiter entwickelt. Aber Football? Boom! Jeder plötzlich Die-hard-Patriots- oder Packers-Fan samt wöchentlichem Grill-NFL-Sunday-Ritual. Selbst die Mädels laufen im NFL Sweater rum. Vorgestern war vielen der NFL-Saisonauftakt gar wichtiger als Deutschland im WM-Finale.
Ok, hätte Basketball diese Entwicklung genommen und mir würden diese Leute nun ständig "meinen" Sport erklären, würde mich das vermutlich auch öfter mal annerven.
Aber interessant ist die Entwicklung schon. Ich meine, Football findet im aktiven Sportleben hier ja quasi gar nicht statt. Oder ist er als Konsumprodukt NFL einfach noch besser zu vermarkten?
Finde ich einen guten Punkt. Die NFL ist für viele das geworden was z.B. der Tatort früher war (etwas überspitzt gesagt). Dazu kommt es zu humanen deutschen Zeit, man kann sich mit Freunden treffen und das Spiel schauen. Das ist einmal in der Woche. (Ich kann mich in der NFL nicht aus), aber ich glaube schon, dass die RS Spiele einen größeren sportlichen Stellenwert haben und dort auch Topleistungen abgeliefert werden. Wobei das für viele glaube gar nicht so wichtig ist. Es ist eher das event und aktuell hip.
In der NBA sieht es anders aus. Die RS ist sportlich mehr oder weniger unbedeutend. Auf ein gutes Spiel kommen 20 larifari games, welche sich nicht lohnen zu sehen. Dazu die Sonntagsspiele meist erst ab halb 10.
Somit fällt der gesellschaftliche Punkt weg und die sportliche Bedeutung. Da ist es schwer eine Beziehung zum Sport aufzubauen. Massentauglich wird das so nie. Ohne NBA Fantasy würde ich die RS auch nicht verfolgen. Mir reichen die Playoffs, als Sport, wo es sich lohnt die Spiele zu schauen. Aber ein Zuckerschlecken ist es auch nicht, gerade in den ersten 2 Runden. Da benötigst du schon Herzblut für den Sport.
Dazu kommen zuletzt die vielen Wechsel der Superstars. Früher waren die Bulls, die Magic, die Lakers oder auch Hornets Marken. Heute sind es die Spieler die ziehen. LeBron bei den Heat, Miami Fan usw. Wechsel nach Cleveland, "Cavs" Fan usw. Das macht es für viele schwer, eine richtige Bindung aufzubauen und am "Ball" zu bleiben.
BBL ist Standortbezogen gut, teilweise sehr, aber zu klein unbedeutend für die überregionalen / Massenmedien. EL hat etwas das Problem wie die NBA mit den vielen Spielen und dass immer "nur" Bayern und Alba dort spielen. Hier identifiziert sich keiner wirklich einfach so.
Andererseits denke ich, dass sich Basketball in den letzten Jahren gut entwickelt hat. Wenn ich allein an Ulm denke. Vor nicht allzu langer Zeit hat man seine Heimspiele in einer staubigen Turnhalle ausgetragen. Nun hat man eine schicke Multifunktionshalle, ein top Trainings- und Jungendzentrum und wurde deutscher Meister. Das ist sehr sehr gute Arbeit, die hier geleistet wird. Aber Ulm ist halt ein Nichts und interessiert niemand. Das ist der Fluch der kleinen Standorte. Aber die meisten Teams leisten dort einen guten Job, haben ihre Infrastruktur verbessert, die Nachwuchsförderung läuft und man hat insgesamt ein attraktives Produkt. Die NM ist ja nicht einfach vom Baum gefallen. Es muss aus meiner Sicht nicht immer alles massentauglich sein.