Was waren denn seine Optionen?
Dieser Kampf war genau das richtige zu diesem Zeitpunkt. Kämpfe gegen Murat und Shumenov sind doch Freakshow, Hopkins will bestimmt nicht enden wie Roy. Und die Quote sinkt auch. Wenn er sich als nächstes Robin Krasniqi ankarren lässt, setzt ihn SHO bald vor die Tür.
Dass er bald vor die Tür gesetzt wird, dürfte ihn ja herzlich wenig interessieren wenn er sowieso bald aufhört.
Er hat sich deshalb verkalkuliert, weil er chancenlos ist. Er kann eigentlich nur Ko gehen oder aussteigen. Ein Ausstieg wäre in diesem Fall aber schon ein Eingeständnis für eine Aufgabe, was ebenfalls eine vorzeitige Niederlage bedeutet. Zudem schlägt Kovalev so hart, dass Hopkins durchaus auch aus dem nichts Ko gehen bzw. rausgenommen werden könnte. Hopkins Nehmerqualitäten waren nie außergewöhnlich. Es war in erster Linie die Defensive die ihn so schwer verwundbar machte.
Hopkins ist ja nun nicht als feiger Kerl bekannt,
man zollt Ihm allein für die Annahme des Fights viel zu wenig respekt, weil man aufgrund seiner Leistung das Alter das dahinter steht vergisst.
Als der mutigste aber auch nicht unbedingt. Selbstverständlich bekommt er Respekt für den Kampf. Wenn man sich aber die Umstände vor Augen führt, kann man auf die Idee kommen dass es in erster Linie eine Fehleinschätzung und das Geld war, was ihn dazu verleitet hat den Kampf anzunehmen. Man kann auch auf die Idee kommen, dass er sich darüber Gedanken gemacht hat im Zweifelfsall die Notbremse zu ziehen, und wieder irgendetwas aus dem Hut zu zaubern um nicht weiterboxen zu müssen. Für meine Begriffe verdient sich jemand mehr Respekt, wenn er sich seine Prügel "wie ein Mann" abholt, und nicht so tut als sei eine unglückliche Verletzung an allem Schuld.
Wegrennen kann jeder, bisher traf Hopkins auf niemanden der ihn so offensichtlich dominieren konnte, dass ein Ausstieg wie eine Aufgabe wirken würde. Gegen Kovalev kann das aber durchaus der Fall sein. Daher würde mich schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt, eine "angebliche" Verletzung nicht überraschen. Wieviel Anerkennung Hopkins wirklich verdient, wird man erst nach dem Kampf mit Sicherheit sagen können.
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Kovalev müsste schon (vor Ehrfurcht) erstarren und völlig von der Rolle abkommen um den Kampf wirklich spannend zu machen. Er müsste sich gleich von Beginn an harte Treffer einfangen und danach durchgehend sehr zögerlich agieren. Kovalev kann sich nur selbst schlagen, indem er sich völlig von seiner Philosophie abwendet. Für diese Annahme gibt es aber keine plausiblen Gründe.
Kovalev wird zwangsläufig viel Druck aufbauen. Hopkins muss ihn gerade zu Beginn bremsen, ihn einschränken und in eine passive Rolle zwingen, und ihn auch dort halten. Dass er ihn beeindruckt und kurzfristig in Schach halten kann schließe ich nicht aus. Spätestens im Laufe der Runden, wird Kovalevs Druck Überhand nehmen. Hopkins wird immer passiver werden um keine harten Treffer zu nehmen, er wird in den Überlebensmodus schalten und damit Kovalev weiter in die Karten spielen, weil dieser sich dann mit seiner angriffslustigen Art, in seinem Element befinden wird.
Wehrt sich Hopkins, ist er selbst offener, tut er das nicht, wird er sich dennoch nicht konsequent entziehen können, weil er Kovalev wieder in die Karten spielt.
Einzige Möglichkeit wäre also sich konsequent zu wehren und Kovalev immer zuvor zu kommen. Dafür ist Kovalev aber athletisch gesehen zu sehr überlegen, und boxerisch ist er auch bei weitem nicht so schlecht, als dass ihn ein alter Mann dem seine besonderen Fähigkeiten fast gänzlich abhanden gekommen sind, über 12 Runden an der Nase herumführen könnte.
Hopkins wird in der Abtastphase eventuell einige Konter landen. Er wird aber immer weiter unter Druck gesetzt werden, und beim Übergang zu schärferem Boxen auch gut getroffen werden. Sollte er mitschlagen, ist die Wahrscheinlichkeit groß dass er schwer ausgeknockt wird. Deshalb wird er immer passiver werden und - falls er nicht KO geht oder aussteigt - in den Überlebensmodus schalten. Selbst dann würde es wahrscheinlich keinen totalen langweiler geben, weil sich Kovalev seiner Stärken berauben würde wenn er versuchen würde den Kampf allein über Aktivitätsvorteile zu gewinnen. Das entspricht nicht seiner Philosophie, er muss immer nach seiner Chance suchen um das beste aus sich herauszuholen.
Deshalb wird es für Hopkins noch schwieriger werden wieder in den Kampf zu finden. Er wird damit alle Hände voll zu tun haben sich einigermaßen zu entziehen, und selbst dies wird ihm nicht konsequent gelingen. Er wird immer wieder unter Druck gesetzt und auch getroffen werden. Dass Hopkins auf diese Weise gegen Kovalev über die Runden kommt, halte ich für nahezu ausgeschlossen.