twinpeaks
Nachwuchsspieler
Naja, die meisten Dirigenten haben schon ihre persönliche Note, der sie nicht entfliehen können. Da läuft man dann als Hörer doch Gefahr, den Stil eines einzelnen Dirigenten zu sehr mit der Absicht des Komponisten gleichzusetzen. Von Karajan habe ich schon mehrfach gehört, dass er Werke derart gängelt. Bei Günter Wand ist es ähnlich: Dieselbe Art, die Brahms' Sinfonien begreifbar macht, nimmt ihnen jedoch auch das Feuer. So ergibt sich ein "typischer Wand", der aber kein "typischer Brahms" ist, wie der Vergleich mit Abbado oder Kleiber zeigt.
Karajan ist da wohl auch ein Extrembeispiel, denn eigentlich sollte sich der Dirigent/Interpret ja bemühen, das, was der Komponist notiert hat, möglichst werkgetreu umzusetzen - der Interpretationsspielraum ist da auch ohne persönliche Manierismen groß genug.
Ich habe mir vorhin mal wieder die Vierte von Brahms in der Aufnahme von Wand und NDR-Sinfonieorchester angehört. Schon eine gute Einspielung, nüchtern und klar - aber etwas schwelgerischer darf es bei Brahms dann doch sein, wie ich finde.
Ich habe übrigens in letzter Zeit öfter die späten Streichquartette von Beethoven gehört. Sicherlich nichts, was einfach zu verdauen wäre, aber Strawinskis Ausspruch über die "Große Fuge", dass sie immer modern bleiben würde, gilt eigentlich für alle diese Werke. Auch heute noch ist es erstaunlich, wie kühn Beethoven hier formal und tonsprachlich komponiert hat. Gerade die thematische Verknüpfung innerhalb der Werke weist schon voraus auf Liszt (Monothematik) oder Wagner (Leitmotivik).
Wenn jemand mal einen Eindruck gewinnen möchte, hier die "Große Fuge" (ursprünglich als letzter Satz des Quartetts op. 130 geplant):
Erster Teil
Zweiter Teil