Bei Kahn überdecken die Teils überragenden Leistungen (er war einfach einer, der diese Aura des Unbesiegbaren hatte und hat durch seine Wahnsinnsreflexe relativ viele sogenannte Unhaltbare gehalten) und der gern genommene Sündenbock Klinsmann, dass er alles andere als unfehlbar war. Er hat bei all seinen Turnieren, bei denen er die Nummer 1 war, mehr oder weniger stark gepatzt. Wäre Völler Teamchef geblieben, hätte er Kahn nach der EM 2004 rausgenommen, diese Aussage ging nur im Getöse nach der EM unter. Bei Weitschüssen war er immer anfällig. Hinzu kam, dass Kahn in einer Zeit, in der der mitspielende Torhüter immer mehr gefragt war, in dieser Disziplin überhaupt nicht zu gebrauchen war. Es mag eine Menge Verschwörungstheorien geben, aber abseits der Stammtische war der Wechsel von Kahn zu Lehmann durchaus sportlich zu begründen. Man war es nur in Deutschland nicht gewohnt, weil da das Nationaltor immer vererbt wurde. Bayern hat ja damals das Argument gebracht, dass Kahn nur gepatzt habe, weil Klinsmann ihn so verunsichert habe. Wie aber passt das zum Image des Titans ohne Nerven? Kahn war ein überragender Torhüter, der in seiner Hochphase weltklasse war. Aber der alle anderen Torhüter dominierende Titan war er nie.
Und ich glaube auch, dass keiner der anderen Torhüter dies jemals war. Es geht im Prinzip um teils sehr subjektive Feinheiten.